• Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Sunntigsmimpfeli: Tipps von Lohnhof-Häftlingen

Als der Lohnhof noch ein Gefängnis war, verfassten die Insassen eine eigene kleine Broschüre mit Tipps für sich selbst, einen «Führer durch das kriminelle Basel». Die sogenannte «Arbeitsgruppe Lohnhof» gab so ihr hinter Gittern angeeignetes Wissen rund um das Strafverfahren in Basel als Direktbetroffene weiter. Herausgeber aber war dann kein Geringerer als die «Gewerkschaft Erziehung», die noch heute - wenn auch in anderer Form - Teil des VPOD ist.

Anfang der 1980er Jahre kam es zu Repressionen während der Jugendunruhen. Vor diesem Hintergrund unterstützten Sozialarbeiterinnen der Gewerkschaft Erziehung eine Broschüre, die den von polizeilichen Massnahmen betroffenen Menschen eine Art Nachschlagwerk zur Verfügung stellte, mit konkreten Tipps für das Leben hinter schwedischen Gardinen. Die Broschüre wurde sogar an Demos oder Vollversammlungen verteilt und verkauft.

«Führer durch das kriminelle Basel» 

«Wegen Unsicherheit und Angst kann Dich die Justiz oft allzu leicht kriminalisieren. Wenn Du auf ihre Tricks ein wenig vorbereitet bist, können Sie Dich weniger überrumpeln». 

«Notiz-, Adressbüchlein und Aktionspläne sind immer zu Hause zu lassen». 

«Wenn Du als Zeuge wissentlich falsch aussagst, machst Du Dich strafbar. Aber ein schlechtes Gedächtnis kann nicht bestraft werden». 

«Gestehst Du aber Sachen, die sonst nicht bekannt geworden wären (z.B. grössere Menge Rauschgift, mehr Einbrüche) so werden Dir diese Taten selbstverständlich eine viel höhere Strafe einbringen und die kleine Milderung nützt Dir nichts mehr». 

«Die Hausdurchsuchung muss tagsüber und möglichst schonend für den Betroffenen vorgenommen werden. Protestiere gegen Vandalismus!» 

«Du muss Dich immer zuerst gegen Sonderbehandlungen wehren. Wehre Dich immer, wenn Dich etwas schockierend dünkt». 

«Deine Stärke muss im Köpfchen liegen. Versuche die wenigen Gesetze, die Dich schützen sollen, soweit wie möglich anzuwenden»: 

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