• Alena Lachmann / Bilder Video: © Christo / Wolfgang Volz / André Grossmann
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Vor 20 Jahren: Christo stellt seine «goschdyymierte» Bäume Ernst Beyeler vor

Die Fondation Beyeler, das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz, feiert sein 20-jähriges Bestehen. Monet, Tillmans, Klee – die grossen Künstler geben sich dieses Jahr die Klinke in die Hand. Eines der grössten Highlights der 20-jährigen Geschichte fällt jedoch mit der Eröffnung vor 20 Jahren zusammen. Die Ankündigung des Projektes «Wrapped Trees» von Christo. 55'000 Quadratmeter Polyestergewebe, 23 Kilometer Seil, 178 Bäume und 32 Jahre Vorbereitungszeit, das sind die beeindruckenden Eckdaten des Projekts. Ein Projekt der Rekorde, auf welches wir heute nochmals zurückblicken möchten. 

«Wrapped Trees» in der Fondation Beyeler

Projekte von Christo sind nie Schnellschüsse. Logisch, schaut man sich die aufwendig inszenierten Verhüllungen an, für welche er berühmt ist. Für seine «Wrapped Trees» im Berower Garten der Fondation Beyeler waren es sage und schreibe 32 Jahre, die es zur Vorbereitung brauchte. Das Warten hat sich gelohnt. Heraus kam ein Gesamtkunstwerk bestehend aus 178 Bäumen, die den Park in eine mystische Landschaft verwandelten. Für jeden einzelnen Baum wurde ein Schnittmuster gefertigt. Durch die natürliche Beschaffenheit der Bäume wurde so jeder Baum zu einem individuellen Kunstwerk. Die Basler waren so begeistert, dass sie sogar selbst anfingen, ihre Bäume im Vorgarten in «Christo-Manier» zu kostümieren. Damit hat er im «Goschdyym»-verrückten Basel definitiv einen Nerv getroffen.

Christo wurde erstmals bekannt, als er sich 1960 der Gruppe «Nouveau Réalisme» anschloss. Offizielles Mitglied war er nie, nicht so wie die uns bestens bekannten Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle. Wie die meisten Mitglieder der Gruppe konzentrierte sich auch Christo auf Objektkunst. Seine Passion war und ist das Verhüllen von Gegenständen verschiedenster Dimensionen.

Mit vollem Namen heisst Christ «Christo Wladimirow Jawaschew» und stammt ursprünglich aus Bulgarien. Seine Affinität zur Kunst wurde ihm in die Wiege gelegt. Christos Mutter war vor ihrer Heirat Generalsekretärin der Akademie der Schönen Künste in Sofia.

«Er war ein teuflisch guter Liebhaber»

Christo wäre wohl nicht Christo, wäre da nicht Jeanne-Claude gewesen, seine grosse Liebe. Christo und Jeanne-Claude lernten sich im Jahre 1958 kennen und lieben. Ihre Verbindung beschrieb Jeanne-Claude der Zeitschrift «Avenue» einmal mit folgenden Worten:  «Ich könnte natürlich behaupten, die Kunst sei das ausschlaggebende Moment gewesen, doch tatsächlich war er ein teuflisch guter Liebhaber.» Trotzdem war es ihre künstlerische Verbindung, die sie zu kreativen Höchstleistungen brachte. Bis zu Jeanne-Claudes Tod im Jahre 2009 schufen die beiden zusammen Kunst. Sie planten und realisierten ihre Projekte jeweils in partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Dabei blieben die beiden immer unabhängig. Aufträge und Subventionen nahmen sie konsequent nicht entgegen.

Aktuelle Projekte

Seit 1992 plante Christo eine Überspannung des Arkansas River im US-Bundesstaat Colorado. Das Genehmigungsverfahren dauerte lange an, landete wegen diverser Einsprachen sogar vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Nun hat Christo genug. Nach der Wahl von Donald Trump im Januar 2017 veröffentlichte er eine Stellungnahme, worin er ankündigte, das Projekt nicht mehr weiter zu führen. Vermieter des Landes wäre die US-Regierung und da das Projekt auch dieser zu Gute kommen würde, sähe er davon ab, es zu realisieren.

Der 82-jährige konzentriert sich nun voll auf das Projekt «Mastaba» im Emirat Abu Dhabi - eine geplante Skultur aus über 410'000 Ölfässern. 

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