• Text und Bilder: E. Rosenberger
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Bons Schwanz in der Luft (12)

Dass ich mir den Bauch vollstopfen konnte, bis ich fast platzte, sollte sich nicht wiederholen. Die Tür zum Vorratsraum blieb fortan gut verschlossen.

Obwohl ich die Tür mehrmals täglich kontrollierte, nutzte es nichts. Sie blieb verschlossen, wie eine Tresortür. Aber wenn wir schon dabei sind, es gab noch eine kleine Gegebenheit, die mit einem sehr vollen Bauch enden sollte. Auf einem meiner täglichen Waldspaziergänge durfte ich wieder einmal frei herumlaufen. Die Möpse und ich rannten herum bis ich plötzlich einen verlockenden Duft wahrnahm. Ich folgte ihm so schnell ich konnte und hörte nicht, wie mein Frauchen mich zu sich rief.

Der stirnrunzelnder Bons Schwanz in der Luft: Können diese Augen lügen? 

Ich muss gute fünf Minuten gerannt sein und befand mich plötzlich mitten im Wald. Der Geruch kam von ganz in der Nähe. Endlich fand ich die Ursache. Ein totes Reh lag da auf dem Boden. Es wies bereits Spuren von anderen Tieren auf, die sich an ihm gütlich getan hatten. Auch ich konnte nicht widerstehen und frass so schnell und so viel ich konnte. Irgendwann war ich so richtig satt und machte mich auf den Rückweg. Das ging ganz einfach, ich brauchte nur nach mir zu schnüffeln, um auf dem gleichen Weg wieder zurückzukehren, auf dem ich gekommen war. Nur, dass ich auf dem Rückweg nicht mehr rannte, sondern es ganz gemütlich nahm. 

Mein Bauch war so voll, dass ich immer mal wieder ein kleines Päuschen einlegen musste. In der Zwischenzeit hatte ich mein Frauchen in helle Aufregung versetzt. Alles Rufen nach mir hatte nichts genutzt. Ich blieb verschwunden. Sie brachte die Möpse nach Hause zurück, um mit Sushi und Nobu nach mir zu suchen. Die beiden fanden mich eine Stunde später dösend im Wald. Anstatt zu schimpfen, war mein Frauchen ausser sich vor Freude, dass sie mich wiedergefunden hatte. Langsam verliessen wir den Wald und kehrten nach Hause zurück. 

Dort dauerte es kaum mehr als eine Stunde, bis mich grosse Magenkrämpfe heimsuchten. Ich sage Dir, das war alles andere als angenehm. Mir wurde ja so schlecht, dass ich mich gleich übergeben musste. Die Zeit reichte nicht mehr, um in den Garten zu rennen. Mitten im Wohnzimmer erbrach ich, was ich zuvor gefressen hatte. Mein Frauchen konnte nicht glauben, was sie sah. Gedärme und anderes, was an dieser Stelle besser nicht wiederholt wird, lagen da auf dem Boden. Mit Schaufel und Besen räumte mein Frauchen alles weg und brachte mich gleich zur Tierärztin. 

Dort erhielt ich zunächst eine Spritze gegen mein Schlechtsein und ein paar Tabletten, die ich am nächsten und übernächsten Tag ins Fressen bekam. Es sollte mir eine Lehre sein, denn ich bin nie mehr wieder so weit davongerannt.

Wie es weiter geht mit meinen Geschichten, erfährt Du nächste Woche.

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