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Niccel Steinberger: Von Hexen- und Küchenkatern und langen Nächten

"Gobbolino – Hexenkater haben es schwer" kommt heute erstmals in deutscher Übersetzung in den Buchhandel. Übersetzt hat es Niccel Steinberger, die Frau des berühmten Kabarettisten Emil. Seit dem Sommer 2014 hat das Ehepaar seinen Wohnsitz von Montreux auf Basel verlegt und fühlt sich hier ausserordentlich wohl und glücklich, wie sie gegenüber barfi.ch beteuern. Wir haben Niccel Steinberger zum Interview getroffen.

Barfi.ch: "Gobbolino – Hexenkater haben es schwer" ist ein Kinderbuch der britischen Autorin Ursula M. Williams, welches sie bereits 1942 schrieb. Bekannt geworden ist sie im deutschsprachigen Raum durch ihren Kinderbuch-Klassiker "Die lustigen Abenteuer des Rösslein Hü" aus dem Jahr 1938. Da war die Autorin erst 20 Jahre alt. Kannten Sie die Autorin bereits und von wem wurden Sie für die Übersetzung angefragt?

Niccel Steinberger: Da ich in Deutschland aufgewachsen bin, hatte ich leider als Kind keine Gelegenheit, das berühmte "Rösslein Hü" kennenzulernen. Ich kannte auch bisher die Autorin, Ursula M. Williams, nicht. Die Abteilung Kinderbuch des Verlags Orell Füssli fragte mich vor einem Jahr, ob ich Interesse hätte, "Gobbolino" aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen.

Ist dies Ihre erste Übersetzung? Und haben Sie sich so eine Arbeit überhaupt zugetraut?

Es war tatsächlich meine erste literarische Übersetzung. Ich sagte mir, es gibt immer ein erstes Mal und ging mit grosser Freude ans Werk. Da mir Kinder sehr viel bedeuten und ich selber ein Faible für Kinderbücher habe, machte die Arbeit grossen Spass. Es war aber eine durchaus anspruchsvolle Arbeit und deshalb auch anstrengend.

Das Buch hat 192 Seiten. Wie lange dauerte die Übersetzung?

Das kann man in Stunden oder Tagen gar nicht so genau sagen, denn man übersetzt erst einmal, dann überarbeitet man alles wieder, später wird die Übersetzung professionell lektoriert, dann geht es wieder ans Überarbeiten. Auf jeden Fall habe ich für die Übersetzung viel Zeit investiert. Man könnte auch sagen, ich habe den Sommer 2015 nicht nur mit Emil, sondern auch mit Gobbolino verbracht.

Handelt es sich dabei um eine einmalige Angelegenheit, oder planen Sie weitere Übersetzungen von Kinderbüchern?

Ich lasse mich überraschen, ob weitere Projekte an mich herangetragen werden. Zunächst einmal freue ich mich, wenn der Hexenkater Gobbolino den Weg in viele Kinderzimmer findet. Wenn das gelingt und die Kinder Freude an dieser von mir ins Deutsche übersetzten Geschichte haben, wer weiss, vielleicht bittet mich wieder einmal jemand um eine Übersetzung eines Kinder- oder Bilderbuchs.

Wovon handelt die Geschichte des Hexenkaters Gobbolino?

Gobbolino kommt als Hexenkater zur Welt, entspricht aber nicht ganz den Ansprüchen eines richtigen Hexenkaters. Er möchte auch viel lieber ein Küchenkater sein. So macht er sich auf die Suche nach einem Zuhause, wo er "für immer und ewig" als Küchenkater glücklich werden kann. Es ist aber gar nicht einfach, so ein Zuhause zu finden. Immer wenn er denkt, er sei am Ziel angekommen, ereignet sich etwas, was in dazu zwingt, seine Reise nach dem schönen Zuhause fortzusetzen Bis er eines Tages... Nein, mehr möchte ich nicht verraten. Ein bisschen Spannung muss ja noch bleiben.

Sie haben bereits eigene Bücher geschrieben und illustriert. Unter anderem auch das Buch "Hund auf Jobsuche". Darin sieht man, dass Sie auch hervorragend fotografieren können.  Zusammen mit Ihrem Mann Emil malen und zeichnen Sie seit Jahren. Gibt es Pläne für ein eigenes Kinderbuch inklusive Illustrationen?

Da gibt es tatsächlich ein paar Projekte, die ich gerne einmal anpacken würde. An oberster Stelle steht da eine Bilderbuchgeschichte, die ich gerne selber illustrieren möchte. Dazu benötige ich aber etwas Zeit, denn gute Illustrationen kann man ja nicht einfach mal so aus dem Ärmel aufs Papier schütteln. Ich arbeite daran und hoffe, dass ich dieses Bilderbuch sehr bald realisieren kann.

Sie schreiben, übersetzten, zeichnen, fotografieren, filmen, organisieren die Tourneen Ihres Gatten und seit dem letzten Programm von Emil stehen Sie sogar auf der Bühne, aber in einer anderen Rolle als Ihr Mann. Was machen Sie da?

Ich erfuhr erst bei der Première von "Emil – No einisch!", dass es nötig ist, dass auch ich die Bühne betrete. Natürlich nicht als Darstellerin, sondern sozusagen als Emils Roadie. Damit er sich voll aufs Spielen konzentrieren kann und es keine grossen Umbaupausen gibt, trage ich Stühle, Tische und Requisiten auf die Bühne und hole sie wieder. Ab und zu erhalte ich sogar ein Kompliment für meine Arbeit: "Grossartig, Niccel, Du bist so unauffällig auf der Bühne!" Ich bin vermutlich die einzige Person, die für ihre Bühnenauftritte mit dem Wort "unauffällig" gelobt wird.

Es scheint, als hätte Ihr Tag mehr als 24 Stunden. Wie schaffen Sie das?

Wir arbeiten effektiv zu viel. Einerseits sind wir privilegiert, da wir an so vielen verschiedenen Projekten arbeiten können und mit interessanten Menschen zusammenkommen. Andererseits haben wir nie einen richtigen Feierabend. Auch Wochenenden sind nicht frei. Wir arbeiten auch oft bis spät in die Nacht hinein. Aber kreative Arbeiten kann man halt nicht einfach auf Knopfdruck leisten oder mittendrin sagen: "Jetzt ist Schalterschluss". Wenn man in der richtigen Stimmung ist, muss man weitermachen, auch wenn es bereits Mitternacht ist. Trotzdem sind Ruhepausen wichtig und wir arbeiten daran, sie uns immer wieder zu gönnen.

Am 6. April wird es um 15 Uhr eine Lesung für Kinder und ihre Familien im Theater Tabourettli geben. Was erwartet die Zuschauer und Zuhörer?

Ich werde einige Kapital aus „Gobbolino – Hexenkater haben es schwer“ vorlesen und erzählen. Sandra Müller, eine Katzenspezialistin vom "Tierschutz beider Basel", wird auch anwesend sein und mir und den Kindern ein paar katzenspezifische Fragen beantworten. Natürlich wird nicht nur gelesen. Das würde nicht meiner Art entsprechen. Ich hoffe, dass die Kinder und ihre Eltern an diesem Nachmittag Lust auf noch mehr "Gobbolino" bekommen und dass wir alle es während 90 Minuten vor allem lustig miteinander haben.

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Das Buch erscheint am 18. März 2016 bei Orell Füssli Kinderbuch

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