Quelle Titelbild: Blue-Letter - Steffen Grocholl/Wikimedia
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  • Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Die Hinrunden-Bilanz der FCB-Kommentatoren von barfi.ch

Der FC Basel ist in der Winterpause. Der Trainer und die Spieler geniessen drei Wochen Ferien. Das heisst, ein fussballfreies Wochenende in Basel. Aber nicht ganz: Es ist Zeit für unsere FCB-Kommentatoren, eine Bilanz der Hinrunde zu ziehen. René Häfliger, Pascal Flury und Jakob Gubler haben mit barfi.ch über die Mannschaft, den Trainer und ihre Highlights geredet. 

Wie beurteilt Ihr den Auftritt des FC Basels in der Hinrunde?

Jakob Gubler: Die Mannschaft legte einen guten Start hin, aber hat dann nicht zugelegt, sondern eher abgebaut. Das letzte Spiel in St. Gallen war fast ein wenig sinnbildlich für die Meisterschaft: Guter Start, erfolgreich – aber leider hat man zu oft auf die Kür gewartet. 

Pascal Flury: Mir kam es so vor, als sei die Mannschaft in der nationalen Meisterschaft zu wenig gefordert worden. International war es dagegen umgekehrt: Der Abstand zu den Spitzenteams Arsenal und Paris war einfach zu gross.

René Häfliger: Dem stimme ich zu. Die Mannschaft war spielerisch gut, aber sie hatte ein zu biederes Auftreten.

Jakob Gubler, René Häfliger und Pascal Flury diskutieren die Hinrunde des FC Basel. 

Das führt uns gleich zur Trainerdiskussion. Liegt dieses solide zu anständige Spiel an Urs Fischer?

Jakob Gubler: Um den Trainer zu beurteilen, müsste man jeden Tag im Training sein. Ich finde es wahnsinnig schwierig, Urs Fischer zu beurteilen. Tatsache ist aber, dass der FCB mit zwölf Punkten Vorsprung die Tabelle anführt. Das ist schon sehr gut. Die Punkte haben die Erwartungen mehr als erfüllt. Aber international hätte ich mir schon etwas mehr erwartet, vor allem gegen Ludogorets Rasgard. Paris und Arsenal sind zu weit weg, zu stark, bei diesen Spielen habe ich keine Punkte erwartet.

René Häfliger: Der Trainer ist hervorragend. Ich war in drei Trainingslagern dabei und habe Urs Fischer live erlebt. Was er macht, hat "Hand und Fuss". Ich finde, er ist seit Thorsten Fink der passendste FCB-Trainer. Obwohl ich Murat Yakin auch sehr gut gefunden habe.

Was macht ihn denn zum perfekten FCB-Trainer?

René Häfliger: Er ist zugänglich, geerdet, authentisch. Er ist sich selbst, ein absolut guter Typ. Ich glaube aber auch, dass es den perfekten FCB-Trainer nicht gibt. Man wird immer über diesen Post reden.

Jakob Gubler: Zum Glück, dann haben wir etwas zum Diskutieren.

René Häfliger: Genau! Aber Urs Fischer kommt dem Idealbild am nächsten.

Pascal Flury: Das Problem ist, dass man von aussen meint, dass es einen Trainer braucht, der jeden an die Wand spielt. Das ist gar nicht möglich. So schlecht sind die Kader in der Schweiz auch nicht. Ich bin jedoch auch der Meinung, dass das Freche etwas fehlt. Da ist kein Mut zur Rotation. Ich möchte gerne mehr junge Spieler auch einmal in der Startformation sehen.

René Häfliger: Und genau hier muss die Vereinsleitung ansetzen. Sie soll den Trainer nicht in Frage stellen, sondern mit ihm reden. Falls sich der Vertrag verlängern sollte, müsste die Vereinsleitung klar sagen: «Lieber Urs, wir haben die Idee, vermehrt junge Spieler einzubauen. Du darfst auch mal einen Match verlieren, aber wir müssen diesen neuen Weg gehen.»

Jakob Gubler, René Häfliger und Pascal Flury. 

Jakob Gubler: Ist das wirklich die Aufgabe des Vorstands? Das müsste der Trainer doch selbst merken Ich bedauere es, dass Spieler wie Fransson, Gaber, Elyounussi und Riveros nicht zum mehr Zuge kamen. Natürlich mag es Gründe für diese Entscheide gegeben habe, aber ich fand es schade. Dazu wäre es sicher auch spannend gewesen, mal den einen oder anderen Spieler aus dem erfolgreichen Nachwuchs in der Meisterschaft zu sehen. 

René Häfliger: Dieser Meinung bin ich auch. Und wenn dies wunschgemäss nicht geschehen ist, muss die Leitung mit dem Trainer reden. 

Pascal Flury: Vielleicht möchte Urs Fischer auch die Meisterschaft im Trockenen haben und dann mit den Experimenten beginnen. Ein Weg wäre, die älteren Spieler als Helfer für die jüngeren Spieler einzusetzen. Denn bei den erfahreneren Spieler herrscht erhöhte Verletzungsgefahr. Und im Fall einer Verletzung kann der Trainer mit der momentanen Strategie nur noch reagieren und nicht agieren. 

Der FC Basel überwintert zum ersten Mal seit neun Jahren nicht europäisch. Wie gross war die Enttäuschung?

Jakob Gubler: Ich fand die Matches in der Europa League super! Vor allem, wenn ich an die Spiele gegen St. Etienne zurückdenke. Die Europa League wäre möglich gewesen und deswegen finde ich das Ausscheiden sehr schade. 

René Häfliger: Das ideale FCB-Modell ist im Herbst in der Champions League und im Frühling in der Europa League zu spielen. Lieber in der Europa League noch zwei, drei Runden weiterkommen, als im Frühling einfach nur noch ein Heimspiel in der Champions League zu haben.

Pascal Flury: Natürlich bin ich etwas enttäuscht, dass jetzt «nur» noch die Meisterschaft und der Cup anstehen. Wobei diese beiden Ziele auch spannend sein können.

Jakob Gubler: Ich hätte lieber etwas spannendere Matches in der Super League. Aber der FC Basel hat seine Aufgabe schon richtig gemacht, da müssen sich andere an der Nase nehmen. Es nimmt eine gewisse Spannung weg und es prickelt nicht mehr.

René Häfliger: Aber man wird lieber nicht-spannend Meister, als spannend Nicht-Meister.

Und zum Abschluss: Was war das Highlight der Hinrunde?

Pascal Flury und René Häfliger: Ganz klar, der Match gegen Lausanne.

Pascal Flury:  Es war die Nachspielzeit und der FCB schoss sich mit zwei Toren in Führung. Das war unglaublich. 

René Häfliger: Es ist schön, dass man in der Super League gegen Lausanne von einem Highlight redet.

Jakob Gubler: Das Highlight gegen den Aufsteiger Lausanne im Joggeli habe ich leider verpasst…Es tönt vielleicht etwas komisch, aber für mich gehörte das CL-Spiel in Paris trotz der Niederlage zu den Highlights. Der FCB ist dort mutig aufgetreten und hätte einen Punkt verdient gehabt, mit etwas mehr Glück hätte das auch geklappt.

Pascal Flury: Wir haben wirklich auch viele tolle Spiele gesehen. Es ist ein Jammern auf sehr hohem Niveau. Vielleicht ist das Problem auch, dass die Zuschauer in der Champions League nicht das Gefühl von umkämpften Schlachten hatten. Es war eher so, dass es halt einfach nicht gereicht hat. 

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