• Jonas Egli
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16 Preise für eine LED-Lampe: Basels meistprämierte Architektur

In Basel hat dies kaum jemand mitbekommen: Ganz ungeniert gewinnt der Lichtfries an der Aussenfassade des Kunstmuseums Basel eine Auszeichnung nach der anderen. Kaum ein Objekt im Stadtraum hat in letzter Zeit international so abgeräumt wie der LED-Streifen am St.Alban Graben.

Die Schweizer Design-Preise wurden letztes Wochenende verteilt. Darunter gewannen so urschweizerische Dinge wie ein SBB-Zug, ein Taschenmesser, ein Traktor und eine Armbanduhr Auszeichnungen. Darunter auch: Der Lichtfries am Kunstmuseum Basel. Die Leuchtschrift gewann den Award in der Kategorie «Communication Design». Während der Neubau und das Museum selbst selbst immer wieder durch die Schlagzeilen geschleift wird, räumt die Aussenwand still und heimlich Preis um Preis ab. Sechzehn sind es inzwischen, letzten Donnerstag waren es noch zwei weniger. Darunter sind so prestigeträchtige wie ein goldener Löwe in Cannes, der einzige für die Schweiz dieses Jahr, und ganze zwei beim nach brancheninternen Stimmen wichtigsten Designwettbewerb überhaupt, «The One Show» in New York. Und das unter fast 22’000 Eingaben.

Foto: Design Preis Schweiz

Das Schmuckstück wurde im Dreispitz entwickelt

Valentin Spiess von iArt meint: «Scheinbar haben wir mit dem Projekt voll ins Schwarze getroffen.» Spiess ist Geschäftsführer der 2001 gegründeten und im Dreispitz ansässigen Firma iArt, welche das Projekt mit den Architekten zusammen entwickelt hat. Den goldenen Löwen gewannen sie bereits einmal, und zwar 2014 mit der kinetischen Fassade «MegaFaces» an den Olympischen Winterspielen in Sotschi, welche mit 15 Preisen von der Spitze der iArt-Rangliste verdrängt wurde. iArt ist eine Agentur, die auf der Basis eines Ingenieurbüros Medien- und Designprojekte umsetzt. Oder so. Dominik Marosi von iArt erklärt es so: «Ein Wort: Medienunternehmen.» Die Schwierigkeit, es zu beschreiben, zeigt genau, um was es geht, nämlich um «Projekte im Spannungsfeld von Medien, Kunst und Technologie mit dem Schwerpunkt Interaktion im Raum.» Für viele dieser Projekte müssen die Technologien erst von Grund auf von den rund 50 Mitarbeitenden am Dreispitz entwickelt werden.

Bild: iArt/Derek Li Wan Po

Leuchtband ist nicht gleich Leuchtband

Lichtstreifen und -Bänder sind in Basel derweil nicht unbekannt. Abgesehen vom «barfi-Band» am Barfüsserplatz natürlich gibt es zum Beispiel am Theaterplatz gleich zwei grosse Leuchtschriften, sowie am Messebau, am GGG-Gebäude beim Marktplatz und so weiter. Am ähnlichsten ist noch die Leuchtschrift am Bauwerk von Peter Märkli im Novartis Campus. Zwar gibt Spiess neben dem antiken Fries den leuchtenden Newsticker der New York Times am Times Square als Inspiration an, doch der Unterschied all dieser zum LED-Fries am Kunstmuseum ist jener, dass die Leuchteinheiten am Neubau nicht direkt einsehbar sind, sondern über eingelassene LEDs die Fassadenbänder anleuchten. Indem sie sich mit Sensoren auf dem Dach an das Umgebungslicht anpassen, können sowohl negative wie auch positive Schriftbilder erzeugt werden. Über sieben Fassadenelemente und insgesamt 115 Meter laufen bis zu drei Zeilen Schrift oder ganz abstrakte Bildmuster zwölf Meter über dem Boden dem Gebäude entlang. 

Der Backstein ist per se pixelig, sagt der Architekt

Die Architekten von Christ & Gantenbein hatten ein Leuchtband bereits in frühen Skizzen für den Neubau vorgesehen. Die Vorstellung vom Fries, dem Backstein und der Pixelwand fügte sich dann wie von alleine zusammen: Der Fries als Element einer klassischen Museumsarchitektur und seine moderne Adaption durch die Backsteinreihen lieferten das grundlegende ästhetische Konzept. «Man erfindet ja nichts wirklich neu, sondern transformiert eher bereits bekannte Elemente. Es ist immer toll, wenn man so etwas profundes wie den antiken Fries weiterentwickeln kann,» wie Emmanuel Christ erklärt. Die Verbindung zwischen dem archaischen Mauerwerk und dem futuristischen Leuchtband gelingt erst dadurch, dass die Leuchtelemente nicht direkt sichtbar sind. «Die Backsteinwand ist an sich schon pixelig,» so Christ, «und wenn man am Tag die LEDs nur schwach leuchten lässt, verschmilzt deren Effekt mit der Mauer selbst. Das gefällt mir besonders.» Dass das Werk nun so viele Preise einheimst, findet der Architekt natürlich toll. Christ hätte seine helle Freude, wenn auch die Künstler den Fries für sich entdecken würden und darauf Bilder spielen liessen. Möglich wäre es.

Bild: barfi

Wann gibt es Postkarten?

Auch so ist die Schrift spektakulär genug, dass sie in kürzester Zeit eines der beliebtesten Fotomotive wurde. Wer vom Münsterplatz durch die Rittergasse in Richtung St. Alban-Graben läuft, kommt kaum daran vorbei, ein Foto zu schiessen. Besonders jetzt, wo es düster und dunkel wird, ist der Fries sprichwörtlich ein Lichtblick. Wer sich nichts aus dem Streit um das Kunstmuseum macht, kann sich auf das Spektakel an der Fassade berufen.

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