Laura Sinanovitch vor einem der ausgestellten Kinder-Coiffeurstühle in der Ausstellung des Spielzeug Welten Museum Basel
Laura Sinanovitch vor einem der ausgestellten Kinder-Coiffeurstühle in der Ausstellung des Spielzeug Welten Museum Basel
  • Binci Heeb
  • Aktualisiert am

20 Jahre Spielzeug Welten Museum: Das grosse Interview mit der Direktorin Laura Sinanovitch

Am Anfang unter dem Namen Puppenhausmuseum wurde im März vor 20 Jahren das Spielzeug Welten Museum Basel am Barfi eröffnet. Aus diesem Grund hat barfi.ch dem Museum und seiner Direktorin einen Besuch abgestattet.

barfi.ch: Zunächst «Happy Birthday», denn das Spielzeug Welten Museum konnte im März seinen 20. Geburtstag feiern. Ebenso lange sind Sie Direktorin des Museums. Worauf schauen Sie besonders stolz zurück?

Laura Sinanovitch: Es freut uns ausserordentlich, dass wir über all die Jahre unsere Besucherzahlen halten konnten. Dazu sind wir stolz darauf, dass wir bereits die zweite Generation in unserem Museum begrüssen können. Die Kinder von einst sind jetzt selber Eltern und kommen nun mit den eigenen Kinder ins Museum.

«Happy 20. Birthday»: Schaufenster Spielzeug Welten Museum Basel ©swmb

Was hatte Sie an der Arbeit als Direktorin eines Puppenhausmuseums am meisten gereizt?

Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Ich liebe Miniaturen, Spielzeug und die damit verbundene Geschichte.

Gebäude und Museum sind im Besitz von Gigi Oeri. Wurden Sie direkt von Frau Oeri als Direktorin angefragt?

Meine Liebe zu Miniaturen hat mich in Kontakt mit Frau Gigi Oeri gebracht. Als dann die Eröffnung eines Museums spruchreif war, hatte ich die Möglichkeit diese interessante Aufgabe zu übernehmen.

Besprechen Sie Ihre Ausstellungsideen regelmässig mit ihr?

Ich habe das grosse Glück und Privileg, dass ich frei bin in der Entscheidung welchen Themen unsere Sonderausstellungen gewidmet sind.  

Seit März 2012 wurde aus dem vormaligen Puppenhausmuseum das Spielzeug Welten Museum Basel. Weshalb der Namenswechsel?

Wir mussten feststellen, dass aufgrund unseres Namens bei den Besuchern falsche Vorstellungen vorhanden waren, was sie bei uns erwartet. Dies machte es vor allem sehr schwer, Männer zu einem Besuch des Museums zu bewegen. Auch wurde der Namen unserem Museum nicht gerecht. Wir zeigen nicht nur Puppenhäuser oder Puppen, sondern Spielzeug von 1790 bis in die 1950er Jahre.

Da unsere Sonderausstellungen auch immer wieder neue Welten vorstellen, kam die Idee mit «Welten». Aus diesem Grund schreiben wir auch «Spielzeug» und «Welten» getrennt. Im Übrigen kann man zu allen Themen der Sonderausstellungen in unserer permanenten Ausstellung ein Exponat dazu finden. Die Welt im Kinderzimmer war immer ein Spiegelbild der Gesellschaft mit den entsprechenden Konventionen, Stilrichtungen, Modetrends etc.

Das Museum gilt als das grösste seiner Art in Europa. Kommen viele ausländische Besucher?

Aufgrund unseres Gästebuches können wir feststellen, dass wir sehr viele ausländische Besucher haben. Im Dezember 2017 konnten wir Besucher aus über 60 Nationen registrieren.

Immer wieder gelingt es Ihnen aussergewöhnliche Sonderausstellungen zu präsentieren. Zuletzt die Parfum-Flacons, die Ausstellung «Malevich, Kandinsky und revolutionäres Porzellan» oder vor zwei Jahren die Schirme. Woher stammen die Ideen für die Ausstellungen?

Es können Themen sein, die mich persönlich faszinieren. Auch eine interessante Berichterstattung über ein besonderes Thema oder etwas was ich sehe, kann dazu führen, dass daraus eine Idee zu einer Sonderausstellung wächst. Manchmal ergibt sich eine Sonderausstellung auch aufgrund von Bekanntschaften. Es kommt auch vor, dass ein Leihgeber von einer Sonderausstellung den Kontakt zu einem Sammler für ein ganz anderes Thema herstellt. 

Auf welche Ausstellung sind Sie besonders stolz?

Ich liebe jede Sonderausstellung. Wenn es den Besuchern gefällt, dann ist es uns gelungen, das Thema gut umzusetzen.

Einerseits haben Sie die Spielzeug-Ausstellung, andererseits die Wechselausstellungen, die sich vor allem an Erwachsene richtet. Wie schwierig ist es, diesen Spagat zu meistern? 

Wir versuchen auch die Sonderausstellungen für unsere kleinen Besucher interessant zu machen, beziehungsweise ihnen das Thema etwas näher zu bringen. Dafür erstellen wir ein Booklet, welches an die Kinder gerichtet ist. Darin werden Fragen zur Sonderausstellung gestellt und auch das jeweilige Thema in einfachen Worten erklärt. Dies führt dazu, dass die Kinder die Objekte anschauen und so spielerisch mit der Sonderausstellung in Berührung kommen. Auch die Workshops, welche wir immer ab Herbst zur jeweiligen Sonderausstellung durchführen, bringt den Kindern das Thema zur Ausstellung näher. Das gleiche gilt auch für den Wettbewerb, welchen wir durchführen. Es machen da auch oft ganze Familien mit. Besucher erkundigen sich bereits jetzt danach, was für ein Workshop und Wettbewerb im kommenden Herbst geplant ist.

Welches war Ihre grösste Überraschung während den Vorbereitungen zu einer Ausstellung? 

Ich bin immer wieder überrascht, was ich bei meinen Recherchen zu den einzelnen Objekten finde. Oft begegnet man in unterschiedlichen Sonderausstellungen immer wieder bekannten Künstlern. So ein Beispiel ist Leo Bakst. Er war einer der wichtigen Künstler bei der Sonderausstellung «Russisches Revolutions Porzellan». Er begegnete mit dann wieder bei der Parfum-Flakonausstellung und bei der jetzigen Sonderausstellung gibt es ein Kostüm (Die Kurtisane), welche anhand einer seiner Zeichnungen entstanden ist.

Zu reden geben jeweils auch sowohl die eindrücklich inszenierten Schaufenster, wie die dekorierten Fenster des Museums. Wer hat die Ideen dazu?

Die Ideen zu den Schaufenstern werden im Team besprochen und erarbeitet. Dazu gehört unsere langjährige Dekorationsgestalterin Frau Silvia Huber und Herr Hanspeter Martin. Auch da kann es vorkommen, dass ein bestimmtes Ereignis, ein Jubiläum, ein Kinofilm dazu führt, dass wir ein bestimmtes Thema umsetzen.

Keine anderen Schaufenster der Stadt ziehen so viele Passanten an. Welches war Ihr Schaufenster-Highlight?

Das ist schwierig zu sagen. Ich liebe immer wieder die Weihnachtsschaufenster, da ich selber auch ein Weihnachtsfan bin. Wir versuchen das Thema Weihnachten immer anders umzusetzen. Es kann eine bestimmte Farbe das Thema sein (rote Weihnachten) oder ein bestimmtes Thema (Pfauenweihnachten). Auf alle Fälle immer reich und üppig. Viele würden sagen «kitschig».

Im Moment sind 36 Kostüme venezianischer Karnevalsbälle zu sehen. Sie stammen aus der Privatsammlung von Sylvie und Claude Le Louarn-Motte. Wie kam es zu dieser Ausstellung?

Ich liebe Venedig, historische Kostüme und den Karneval. Bei einem Gespräch mit Michel Heurtault (Leihgeber der Schirmausstellung) habe ich darüber gesprochen, dass ich sehr gerne eine Ausstellung zu diesem Thema machen würde. Da er immer die historischen Schirme für die Kostüme von Frau Sylvie Le Louarn-Motte macht, stellte er mich Frau Louarn vor.

Das Setting für die Präsentation der Kostüme ist dem Palazzo nachempfunden, wo das Ehepaar Louarn-Motte sie jedes Jahr auch tatsächlich trägt. Mit grosser Liebe zum Detail: Kronleuchter an der Decke, ein Spannteppich, der den Marmor des Palazzos imitiert und venezianische Musik im Hintergrund. Spielt Geld für Ihre Ausstellung überhaupt eine Rolle?

Natürlich spielt Geld eine Rolle. Es gibt einen klaren Kostenrahmen, in welchem sich eine Sonderausstellung bewegen darf. 

Wie zufrieden sind Sie mit den Besucherzahlen von über 70'000 Besuchern im vergangenen Jahr?

Wir sind ausgesprochen zufrieden mit unseren Besucherzahlen. Es ist uns gelungen diese seit unserer Eröffnung vor 20 Jahren zu steigern und seit Jahren auf einem guten Niveau zu halten.

Die Innenstadt verändert sich stark. Hat das Auswirkungen auf das Spielzeug Welten Museum Basel?

Zum Glück haben sich die Veränderungen der Innenstadt noch nicht negativ auf unser Haus ausgewirkt. Wir versuchen unseren Besucher im Museum mit den Sonderausstellungen immer wieder etwas Interessantes zu bieten. Auch im Shop findet gibt es ein breites Sortiment, das man nicht überall findet und trotzdem ist für jeden Geldbeutel etwas dabei ist. Zudem bietet unser Ristorante La Sosta täglich saisonale und frische Küche an, wo wir auch auf Allergiker sehr gut eingehen.

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