Bild und Montage: barfi
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  • Jonas Egli
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Adieu, Kino Plaza: Ein weiteres Traditionshaus schliesst für immer

Der nächste Schock in der Steinenvorstadt: das Kino Pathé Plaza schliesst nach fast 60 Jahren überraschend. Die alte Kinostrasse verliert damit einen weiteren Stützpfeiler. Die rosarote Brille bringt die Vergangenheit leider auch nicht zurück, doch einmal können wir noch schwelgen.

Das Bau- und Verkehrsdepartement spricht auf dem dezenten Anschlag, der seit heute Morgen neben beim Eingang prangt, lapidar von einem Umbau des Kinos an der Steinentorstrasse 8 zu «Gewerbelokalen». Keine Details, kein Datum. «Im Moment geben wir darüber keine Auskunft,» sagt Betreiberin Pathé trocken, welche nach dem Eldorado statt dereinst drei nur noch ein einziges Kino in der Kinomeile von Basel betreibt. Damit verliert die Steinenvorstadt den Status als Kinostrasse wohl bald definitiv. Laut Bauherrin Balintra AG, einer Immobiliengesellschaft des Immobilienfonds UBS SIMA, läuft der derzeitige Vertrag des Kinos Ende Jahr aus.

Bild ©Pathé

Guido Merki von Merki Schmidt, den Architekten des Umbaus, weiss nur: Derzeit sei die Nutzung nicht weiter bestimmt. Laut den Architekten gilt das derzeitige Baugesuch dem «Rückbau und folgenden Grundausbau zu einem nutzungsneutralen Rohbau», einem Grundgerüst sozusagen, um späteren, gewerblichen Mietern eine Basis für die spezifischen Ausbauten bieten zu können. Fest steht, ein Kino wird nicht darunter sein. Damit kann der Immobilienfonds UBS SIMA bereits erste Schritte unternehmen, bevor der konkrete Mietermix festgelegt wird. Das bedeutet auch, dass statt des Kinos für eine sehr lange Zeit eine Baustelle an der Steinentorstrasse zu bedauern sein wird.

Bild: traumkinobasel.ch

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis

Das Kino Plaza ist erst seit 2007 im Portfolio der Pathé Gruppe, Besitzerin des Küchlin an der Steinenvorstadts-Front. Nach bloss zehn Jahren lässt der Kinomulti also gnadenlos ein Traditionshaus fallen. Das schmerzt, denn das Plaza steht schon sehr, sehr lange an dieser Stelle, nämlich seit 1961. Mit ihm verschwinden nicht nur 433 Sitze, sondern auch die warmrosa Erinnerungen an ein grosses Kino sind bedroht.

Eine der ersten Star-Wars-Aufführungen in Los Angeles, 1977. Bild: Keystone

Besonders der futuristische Balkon, der wie ein Raumschiff in den Saal ragte, wird man nicht so schnell vergessen. Ein Besucher erinnert sich an den allerersten «Star Wars» Film, den er Ende der 70er Jahre im Plaza sah. Und sich wegen seinem etwas zu zarten Alter reinmogeln musste: «Als vor vierzig Jahren der Sternenkrieg mit dem ersten Teil von «Star Wars» begann, herrschte Aufregung unter den Basler Schülern. Eltern wurden überredet, Sackgeld gespart und jene, die den Film gesehen hatten, gaben ohne Scham damit an. Das Problem: Die Kinos kannten eine strikte Altersbeschränkung. Mit rund je zehn Stutz im Sack, das musste für Eintritt, Popcorn und Cola reichen, zogen Maurizio und ich am Samstagnachmittag los. Vor dem Plaza standen wir nervös in der Schlange. Würde uns die Verkäuferin reinlassen? Würde sie uns nach dem Alter fragen? Das Plaza war damals noch ein stolzes, glanzvolles Kino. Männer in Uniform brachten einen an den Platz. Egal, ob man zwölf oder fünfzig Jahre alt war. Die Leinwand schien beeindruckend gross und der Saal mit seinem Balkon war glamourös. Schliesslich begann die Geschichte von Luke Skywalker, der via Roboter einen Hilferuf einer Prinzessin bekommt, entdeckt, dass er ein Jedi-Ritter ist und am Ende den Todesstern der Bösen in die Luft jagt. Kino war damals noch Kino, die Filme liefen ab riesigen Spulen, deren Rattern man auf dem Balkon hören konnte und die in der Pause gewechselt werden mussten.»

Die Zeit des Plaza ist nun vorbei. Aber wenigstens geht der Sternenkrieg weiter und weiter.

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