©Les Trois Rois
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  • barfi / Nathan Leuenberger
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Alle schreiben über Sterne-Restaurants – doch soll ich da hin?

Am Freitag veröffentlichte Michelin seinen neusten Restaurantführer, in dem die besten Lokale mit den begehrten Sternen ausgezeichnet werden. In Basel wurde vor weiteren Sterne-Lokalen wieder einem einzigen Restaurant die Ehre zuteil zu den ganz Grossen der Welt zu gehören. Aber mal ehrlich: wer von Ihnen war schon mal dort? Ist so ein Besuch überhaupt bezahlbar? Vernünftig mit Sicherheit nicht! Barfi.ch es dennoch gewagt, auf eigene Rechnung wohlbemerkt. 

Bild: Hotel Les Trois Rois

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Dass das Restaurant «Cheval Blanc» des Hotels «Les Trois Rois» erneut drei Sterne erhält, überrascht nicht. Schliesslich wird «Chef de Cuisine» Peter Knogl zu den 100 besten Köchen der Welt gezählt. Drei Sterne bedeuten laut Michelin: «Dieses Lokal ist jeden Umweg, oder gar eine lange Anreise wert». Das wäre für Basler kein Problem, aber irgendwie getraut sich der  «Normalbürger» nur selten, bis gar nie durch die Pforten des edlen Gourmettempels und fragt sich: Gehöre ich in diese Welt? Ja lautet die Antwort, wenigstens einmal im Leben.

Ein «Le Menu des Rois» ist wirklich nicht so günstig wie die Pizza beim Italiener um die Ecke. Mit gut hundert Franken muss mindestens gerechnet werden. Wer sich sogar am grossen 7-Gang Sternemenü versucht, bezahlt stolze 235 Franken. Pro Person wohlgemerkt und dies ohne Getränke. Soviel Geld für ein Essen gibt kein vernünftiger Mensch aus, nur, weil er Hunger hat. Der wird in dieser Liga zwar auch gestillt, doch den Gastgebern geht es in erster Linie um etwas ganz anderes, das ganz grosse, unvergessliche Erlebnis.

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Wer 19 GaultMillau-Punkte erhält, Koch des Jahres 2011 und 2015 wird (der Einzige übrigens dem diese Ehre je zweimal wiederfuhr) und dann diese höchste Auszeichnung mit den drei Sternen trägt, der ist längst nicht mehr nur Koch, sondern begnadeter Künstler. Ein Mann der nicht für grosse Runden anrichtet, sondern sich jeweils voll und ganz der sehr beschränkten Anzahl von Gästen widmet. Aus den besten Produkten die uns die Natur schenkt, zaubert er selber mit einer kleinen Brigade während Stunden Speisen mit Aromen, Farben und Kombinationen die ihresgleichen suchen. Der «Chef» erschafft, angelehnt an die französische Haute Cuisine, unbeschreibliche eigene Kreationen, geprägt von mediterranen und asiatischen Einflüssen. Meister Knogel bleibt sich dabei selber treu, er kocht – wie ihm einer seiner grossen Bewunderer, ebenfalls Sternekoch im Engadin als wohl grösstmögliches Kompliment zugesteht: Ehrlich. 

Gehöre ich dahin? 

Die Frage haben wir schon mit Ja beantwortet. Es gibt Dinge, die man sich einfach einmal im Leben leisten oder schenken lassen muss. Vernünftig sind sie nicht, aber ein Erlebnis, das man nie vergessen wird. Deshalb sollte, wer ein Dreisterne-Restaurant geniesst, sich dafür unbedingt viel Zeit reservieren. Denn nebst den bestellten Speisen, überraschen Chefkoch Knogl und sein Team die Gäste mit mehreren «Amuse-Bouches». Der Abend ist ein Erlebnis, das dem Gast den Atem nimmt, wie auch am Schluss die Rechnung. Der Besuch ist teuer und dennoch seinen Preis wert.  

Bild: Hotel Les Trois Rois

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Auch auf dem Bruderholz gibt es Sterne

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Die Schweiz hat die weltweit grösste Michelin-Sternedichte. Das «Cheval Blanc» ist führend und war deshalb Ziel unseres kulinarischen Ausflugs, aber nicht alleine auf weiter Flur. Schon nur auf dem Stadtgebiet gibt es zwei weitere Sternelokale. Köchin Tanja Grandits und ihr «Stucki» zum Beispiel konnte die unangemeldeten Tester ebenfalls überzeugen und wurde dafür mit zwei Sternen ausgezeichnet. Auch nicht das erste Mal. Auf dem Bruderholz speist man übrigens ein wenig günstiger als bei Herrn Knogl, für 190 Franken wird das teuerste Angebot, ein Acht-Gänger serviert. Auch schön: wenn ein spezielles Gewürz besonders gut gefällt, kann man es noch im Restaurant für die Küche zuhause erwerben.

Bleibt am Ende noch die Entschuldigung bei all den anderen, mit Punkten und Sternen ausgezeichneten Lokalen der Region, welche hier unverdienter Massen unerwähnt blieben. Und bei Ihnen. Weil wir Sie auf Gedanken gebracht haben, die sie lieber gelassen hätten. Aber das wäre nun wirklich unvernünftig.

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