© Sammlung Dreiländermuseum
© Sammlung Dreiländermuseum
  • Nathan Leuenberger

Als das Drämli noch nach Lörrach fuhr

Die Region Dreiland wird wieder wichtiger, die Grenzen lösen sich nicht nur in den Köpfen der Bewohner langsam auf. Kein neues Phänomen, wie ein Blick in die jüngsten Geschichtsbücher zeigt.

 

Die Verlängerungen nach Weil am Rhein oder nach St. Louis sind heute fest ins Basler Tramnetz integriert. Die Expansion ins Dreiland ist jedoch bei Weitem kein neuer Geniestreich, sondern eine Wiederaufnahme einer alten Idee. Denn bereits vor einem Jahrhundert verkehrten die Bebbi mit den grünen Drämli über die Grenze. Den Verhandlungen, die dazu führten, ist zudem zu verdanken, dass die Nummer 6 überhaupt bis nach Riehen fährt.

© Stadtarchiv Lörrach

Ende des 19. Jahrhunderts begannen Gespräche über eine Tramverbindung zwischen Basel und Lörrach. Nach knapp zehn Jahren Verhandlungen wurde man sich einig und begann mit dem Bau. Bis das Drämli dann endlich über die Grenze fahren konnte, verging nochmals ein Jahrzehnt. Am 15. November 1919 wurde die Strassenbahn in Lörrach feierlich eröffnet. Trotzdem war der Verkehr zwischen den beiden Städten noch nicht so bequem, wie die Reise nach Weil heute. Die Wagen fuhren nur bis zur Grenze, die zu Fuss überquert werden musste. Auf der anderen Seite wartete die Anschlussbahn. Fahrzeuge und Personal wurden von den Basler Strassenbahnen, den Vorgängern der heutigen BVB, gestellt. Der Betrieb wurde mittels  Pacht an die südbadische Stadt finanziert.

Endlich über die Grenze

1926 konnte die ursprüngliche Idee des grenzüberschreitenden Tramverkehrs endlich umgesetzt werden. Die Bewohner des Dreilands genossen den einfachen Transport im Dreiland und die Fahrgastzahlen nahmen stetig zu. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war die Tramlinie 6 wieder von Problemen geplagt. Strengere Kontrollen führten dazu, dass immer weniger Fahrgäste das Drämli nach Lörrach nutzten. Ab 1937 musste an der Grenze zudem jeweils ein Personalwechsel vollzogen werden.

© Stadtarchiv Lörrach

Der Zweite Weltkrieg bedeute auch ein Ende für die grenzübergreifende Tramverbindung. Zwei Jahre nach Kriegsende, wurde der Betrieb auf der Strecke zwar wieder aufgenommen, es sollte jedoch nicht mehr so sein wie früher. Das deutsche wurde vom basler Netz getrennt und fortan von den jeweiligen Städten sepeaat betrieben. Während die BVB mit der Entwicklung und Besorgung neuer Wagen voranschritt, setzte Lörrach weiterhin auf das inzwischen in die Jahre gekommene Modell.

Und Schluss

© Stadtarchiv Lörrach

Am 31. August 1967 wurde der Betrieb der Lörracher Strassenbahn endgültig eingestellt. Um 21:00 Uhr fuhren die letzten Wagen zurück nach Basel, denn sie waren von Lörrach nur angemietet. Am Tag darauf nahm unsere Nachbarstadt ihr Omnibusnetz in Betrieb.

Die Wiedereinrichtung einer Tramverlängerung nach Lörrach bleibt bis heute ein Thema. Gerade dieses Jahr wurden diesbezügliche Gespräche wieder aufgenommen, Begehren öffentlich bekundet. Wenn es mit einer Verbindung nach Weil und St. Louis klappt, wieso denn nicht auch Lörrach? Vielleicht zeichnet sich ja schon nächstes Jahr eine Lösung ab, wenn sich die Inbetriebnahme der Tramlinie 6 nach Deutschland zum hundertsten Mal jährt.