Vom internationalen Knoten zur Provinzhaltestelle: Deutsche haben Angst um Abwertung des Badischen Bahnhofs in Basel. ©Keystone
Vom internationalen Knoten zur Provinzhaltestelle: Deutsche haben Angst um Abwertung des Badischen Bahnhofs in Basel. ©Keystone
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Angst um Badischen Bahnhof: Deutsche befürchten Ende für den internationalen Fernverkehr

Mit dem Basler Herzstück ändert sich auch die Ausgangslage für den Badischen Bahnhof: Würden die internationalen Züge direkt an den Bahnhof SBB geleitet, könnte der «Badische» bald zur Provinzhaltestelle verkommen. Die Bahnbetriebe halten sich alle Optionen offen.

Er ist ein Stück deutsches Territorium auf Basler Boden und die Pflichthaltestelle für alle Personenzüge, die über Deutschland in die Schweiz kommen. Der Badische Bahnhof, 1913 eröffnet, ist damit eine gewichtige Verkehrsdrehscheibe für den gesamten grenznahen Raum. Denn egal, ob ICE oder Regionalzug: Der Badische Bahnhof ist der Zugangspunkt ins gesamte deutsche Schienennetz.

Doch mit Herzstück der Regio-S-Bahn kann sich das massgeblich ändern. Mit der neuen Linienführung, die unter dem Rhein durchgehen soll, könnten internationale Fernverkehrszüge direkt den Bahnhof SBB ansteuern und damit vermeiden, zwei Mal in der gleichen Stadt zu halten. Denn wer von Zürich nach Hamburg Altona fahren will, wartet in Basel stets zuerst am Schweizer und dann am deutschen Bahnhof. Würde die Planung tatsächlich so umgesetzt, blieben dem Badischen Bahnhof noch die Regionalverkehrszüge. Er würde zum Provinzbahnhof.

Deutsche haben Angst, schuld sind die Schweizer

Mögliche Haltestelle Herzstück: Bahn unter dem Rhein. ©Visualisierung Herzog&deMeuron

Das macht den deutschen Nachbarn Angst. Die «Badische Zeitung» titelte diese Woche auf einer ganzen Seite «Als Fernbahnhof ein Auslaufmodell?». Bedenken über diese Planung würden in Deutschland laut, die Lörracher SPD war die erste Partei, die Vorbehalte anmeldete: Die wichtige Verkehrsdrehscheibe würde damit ausgehebelt, die Bedeutung massgeblich geschmälert.

Und wer ist schuld? Die SBB, schreibt die «Badische», zumindest würden die Schweizer darauf drängen, diese Netzergänzung zu prüfen: Also den direkten Weg der Fernverkehrs-Züge an den Bahnhof SBB. Die Möglichkeit dieser Anbindung wurde bereits an der Medienkonferenz zum Herzstück thematisiert, seither sind die deutschen Nachbarn hellhörig geworden, was den möglichen Verlust der Intercity- und Eurocity-Züge am Badischen Bahnhof angeht.

SBB-Sprecher: «Da wird viel spekuliert in letzter Zeit»

Seit 1913 in dieser Funktion im Betrieb: Der Badische Bahnhof im Kleinbasel. ©Keystone

Die SBB geben sich bedeckt. Auf Anfrage von barfi.ch sagt deren Sprecher Daniele Pallecchi zum Herzstück und der befürchteten Degradierung des Badischen Bahnhofs: «Da wird viel spekuliert in letzter Zeit. Tatsache ist einfach, dass der Reifegrad des Projektes noch recht tief ist. Aufgrund des aktuellen Projektstands sind derzeit noch keine detaillierten Aussagen machbar.» Die SBB unterstütze aber das Ziel, den öffentlichen Verkehr in Basel zu verstärken und würdige die Planungsarbeit der Knotenorganisation Basel – insbesondere die Gesamtsicht der Mobilität im Nahverkehr.

Das beruhigt die Sorge um den Badischen Bahnhof aber nur bedingt. Und auch die Deutsche Bahn wurde gegenüber der Badischen Zeitung wenig konkreter. Der Bahnhof sei ein wichtiger Umsteigebahnhof für «attraktive Reiseketten». Für Konsequenzen des Herzstücks auf den Status des Badischen Bahnhofs gebe es noch keine Untersuchungen. Die Aufwertung des Herzstücks durch eine entsprechende Planung sei aber durchaus ein Projektziel.

Das Herzstück sieht derzeit vor allem mal schön aus

Auch die Hauptpost könnte umgebaut werden. ©Visualisierung Herzog&deMeuron

Dabei steht die Umsetzung des Herzstücks noch gar nicht mal fest, egal, wie viele schöne Visualisierungen möglicher Bahnhöfe in der Innenstadt herumgereicht werden. Derzeit steht lediglich die Projektplanung, aber die muss vom Bund überhaupt erst berücksichtigt und schliesslich in den Ausbauschritt 2030/35 aufgenommen werden. Sonst gibts keine Bundesgelder und damit auch keine Realisierungen. Entschieden wird in den nächsten zwei Jahren.

Der Badische Bahnhof ist ohnehin ein Spezialfall in Basel. Er steht auf deutschem Boden, was stadtentwicklerische Belange durch Staatsverträge einschränkt, und er lässt Züge nach Deutschland zwei Mal in der Stadt halten. Dennoch ist die Anbindung eines deutschen Bahnhofs auf Basler Boden interessant, schliesslich geniesst er alle Vorzüge eines Bahnhofs der Deutschen Bahn, egal, ob für Pendler oder Fernreisende. Den Vorteil für die Schweizer bringen Basler Interrail-Kunden auf den Punkt: Sie müssen damit nicht erst ins Ausland reisen, um ihren Trip zu starten, sondern für sie beginnt das Ausland dank der Fernverkehrsanbindungen schon in der Schweiz – wegen des Badischen Bahnhofs.