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Atomkraftwerk Fessenheim: erneuter Appell an die Regierung

Der Trinationale Atomschutzverband richtet sich mit einem erneuten Schreiben an die französische Regierung, um die Stillegung des Atomkraftwerks Fessenheim zu erwirken. Die Mitteilung lautet dabei wie folgt:

"Wir, die Vertreterinnen und Vertreter von über 100 Städten und Gemeinden mit insgesamt mehr als einer Million Menschen in der Umgebung von Fessenheim, bitten die französischen Regierung, dem unwürdigen und fahrlässigen Treiben der Electricité de France (EDF) ein Ende zu setzen und Fessenheim mittels eines neuen Dekrets innerhalb der angekündigten Frist bis Ende 2018 definitiv zu schliess

Der Trinationale Atomschutzverband (TRAS) ist empört über die EDF-Taktik, die Schliessung des ältesten Atomkraftwerks Frankreichs immer wieder von Neuem zu verschieben. Die EDF-Behauptung, man könne alte Kernkraftwerke erst schliessen, wenn neue Kernkraftwerke in Betrieb gehen, ist grob irreführend. Das französische Energiewende-Gesetz verlangt den Ausbau der erneuerbaren Energien und eine Senkung des Atomstrom-Anteils auf maximal 50 Prozent bis 2025. Werden die Kernkraftwerke mit der bisherigen Leistung weiterbetrieben und erneuerbare Energien ausgebaut, ist ein Stromüberschuss die Folge, der zum Preiszerfall am Strommarkt in Frankreich und der EU führt und eine echte Versorgungssicherheit wegen der Überalterung vieler Anlagen trotzdem nicht gewährleistet.

Die Sicherheit der Bevölkerung muss zuoberst stehen. Für die Reaktoren in Fessenheim fehlt der Nachweis einer funktionstüchtigen Notkühlung und ein ausreichender Schutz bei Erdbeben oder Überschwemmung. Wichtige Anlageteile wurden von der Giesserei Creusot-Forges nicht wie vorgeschrieben hergestellt; die Hersteller-Zertifikate wurden gefälscht. Auch die Sicherheit des schlecht geschützten Brennelemente-Beckens, in welchem grosse Mengen von hoch gefährlichen radioaktiven Materialien lagern, ist bei einem terroristischen Anschlag oder einem Flugzeugabsturz nicht gegeben. Wegen der Vielzahl der Sicherheitsdefizite fürchtet sich die Bevölkerung vor einem «Fukushima» im Elsass mit grenzüberschreitenden verheerenden Auswirkungen.  

Der Ersatz der alten Atommeiler durch erneuerbare Energien – Wind, Sonne, Wasserkraft inkl. Speicher – ist viel kostengünstiger, schneller und flexibler möglich als der Bau neuer Euro-Reaktoren, von denen weltweit nach 15 Jahren Bauzeit noch kein einziger in Dauerbetrieb steht – weder in Olkiluoto (Finnland), Taishan (China), Flamanville (Frankreich) noch in Hinkley Point (Grossbritannien). Das Festhalten an der Kernenergie ist wirtschaftlich ein Unsinn, bildet technisch ein Klumpenrisiko und gefährdet die Sicherheit in Frankreich und in den Nachbarländern, ganz zu schweigen von den radioaktiven Altlasten, die die zukünftigen Generationen noch sehr lange belasten werden.

Statt auf Flamanville zu warten, fordern wir vom französischen Präsidenten und der französischen Regierung, dass sie die Sicherheit ernst nehmen, Fessenheim noch dieses Jahr per Dekret stilllegen und die Nutzung der erneuerbaren Energien endlich deblockieren."

Über TRAS

Der Trinationale Atomschutzverband (TRAS), französisch L’Association trinationale de protection de la population des alentours de Fessenheim (ATPN) ist eine im Juni 2005 von Organisationen und Gemeinden aus dem Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz (Dreyeckland) gegründeter Verband der Bevölkerung um das französische Kernkraftwerk Fessenheim herum. Er hat sich zum Ziel gesetzt, auf dem Rechtsweg eine Stilllegung der Reaktoren des KKW Fessenheim zu erreichen.