Vier Jahrzehnte sind vergangen. Star Wars erstmals auf der Leinwand des Kino Plaza.
Vier Jahrzehnte sind vergangen. Star Wars erstmals auf der Leinwand des Kino Plaza.
  • Christian Platz
  • Aktualisiert am

Auch die Basler Jugend wurde von Star Wars in ferne Galaxien entführt, 40 Jahre ist es her

1977 ist die Jugend endgültig in den Weltraum ausgewandert. Denn der erste Star Wars-Film wurde angekündigt. Auf allen Kanälen. Mit Bildern, wie sie nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Die Spannung war bereits übermächtig, als der Krieg der Sterne dann am 2.2.1978 den deutschsprachigen Raum – und in Basel das Kino Plaza – eroberte. 

Eine Supernova aus dem Weltraum

Normalerweise hat die Schweizer Illustrierte uns Teenager der 1970er Jahre keineswegs interessiert. Sie lag beim Zahnarzt, bei der Tante und bei Grossmama, berichtete über graue gekrönte Häupter, die uns höchstens ein Gähnen entlockten. Doch vor 40 Jahren war das plötzlich anders, Im Herbst 1977. Da explodierten uns aus den Seiten des gemütlichen Ringier-Wochenmagazins eine Supernova aus dem unendlichen Weltraum entgegen. Und wir waren gebannt, von einer neuen Macht: Star Wars.

Weltraumflitzer

Diese Roboter, diese Krieger, diese Monster, diese unglaublich dynamischen Weltraumflitzer, die so ganz anders waren als jene behäbigen, ein bisschen langweiligen fliegenden Untertassen, die als UFOs bekannt waren – und die ja jeder Zweite im Sommer schon am Himmel über der Schützenmatte beobachtet hatte.

Wir tauchten in diese Fotografien ein und konnten es kaum erwarten, sie in Bewegung zu sehen. Wir konnten kaum glauben, dass so etwas überhaupt in Bewegung gebracht werden konnte.

Wochenlang haben wir die Vorschaukästen und das mächtige Plakat angestarrt, dort unten, an der Steinentorstrasse, wo das Kino Plaza lockte, für uns ohnehin das modernste, das coolste Lichtspielhaus am Rheinknie.

Jener magische Sog

Wer ist der Typ mit der schwarzen Maske? Was kann man mit einem Laserschwert anrichten? Wie funktioniert ein Todesstern? Heute kann weltweit fast jede und jeder diese Fragen beantworten. Damals gaben sie uns Rätsel auf – und erzeugten einen magischen Sog, boten uns neue (Welt-)Räume an, deren Erkundung uns erwartetete.

Schockmeldung

Dann drang die erste Schockmeldung in unser Klassenzimmer. Die gestrenge Basler Filmkommission (in der übrigens auch unser Klassenlehrer sass) hatte entschieden, dass der Film ab 14 gezeigt würde. Aber wir waren doch erst 13 Jahre alt! So ein Ärgernis. Wir mussten es also wieder einmal riskieren, wussten wieder einmal nicht, ob uns die Dame an der Kasse gnädig Einlass gewähren, oder uns zum Teufel jagen würde.

Die Aufregung stieg. Wir zählten die Wochen, die Tage und am Ende die Stunden. Warteten auf jenen Mittwochnachmittag, an dem wir in die unendlichen Welten des Alls abheben dürften, wenn uns unsere Feindin, die Altersbeschränkung, keinen Strich durch die Rechnung machen würde.

Vor der Altersschranke

Dann kam der grosse Tag. Fast die ganze Klasse war gekommen, ausser Alfi, dessen Eltern ihn, aus weltanschaulichen Gründen, nicht ins Kino liessen. In diesem Fall ganz besonders betrüblich, denn hier ging es ja gar nicht um die Welt, sondern um den Weltraum. Viele von den Kollegen hatten irgendeine erwachsene Person zur Begleitung aufgeboten, war dies doch eine bewährte Strategie zur Überwindung der Altersschranke. Schon in der Warteschlange rief Michi, der ein Jahr älter war, lauthals: «He Platzi, bist Du eigentlich schon 14?» Ich zuckte zusammen. Hoffentlich hatte es die Wächterin an der Kasse nicht gehört.

Und plötzlich stand ich vor ihr, auf alle Demütigungen gefasst, und sagte, mit der tiefstmöglichen Stimme: «Einmal Parkett bitte». Sie schaute mich kurz an und sagte: «Fünf Franken». Triumph. Ich war drinnen, hatte das Billet für einen Flug in fremde Galaxien in der Hand. Gestossen voll war das Kino, überall Rufe, Begrüssungen, dumme Witze während den Filmdias, den Werbefilmen und Vorschauen.

Wo nie ein Mensch vor uns war

Dann öffnete sich der Weltraum. Und alle frechen Teenager-Mäuler im Raum bleiben für 121 Minuten geschlossen. Der Film packte uns an der kollektiven Gurgel, wir wurden in die Leinwand hineingezogen, reisten dort hin, wo nie ein Mensch vor uns war. Am Ende waren wir platt, so etwas hatten wir noch nie gesehen. «Super, sensationell, sagenhaft», die Superlativen stapelten sich bis in die Milchstrasse, für Wochen gab es kein anderes Thema mehr. Nie hätten wir gedacht, dass ein zweiter Teil folgen würde, nie hätten wir gedacht, dass der Tag kommen würde, an dem wir diese Filme auf Video besitzen würden, denn Video gab es nicht in unserer Welt. Wir waren jetzt im Weltraumwahn, wir alle waren Han Solo und feuerten unsere Laserkanonen ab, Richtung Zukunft.