Der 16er fährt seit einer Woche nun noch langsamer durchs Gundeli. Bild: as
Der 16er fährt seit einer Woche nun noch langsamer durchs Gundeli. Bild: as
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Ausgebremst: Drämmli fährt nur noch im Schneckentempo durchs Gundeli

Die Güterstrasse ist eine überlastete Verkehrsachse von der Margarethenstrasse bis zur Heiliggeistkirche. Vergangene Woche wurde sie zur 30er Zone. Jetzt geht's nur noch im Schneckentempo durchs Gundeli.

Die schönen Tempo 30-Markierungen auf der Güterstrasse sind alles, was vom Verkehrskonzept Gundeli übriggeblieben ist. Bis heute gibt es für das Quartier mit etwas über 18'000 Einwohner noch nicht einmal einen Richtplan. Der Stadtplanungs-Crash kam mit dem Verkehrskonzept Gundeli. In einem aufwändigen Mitwirkungsverfahren hatte die Regierung versucht, das vom Autoverkehr geplagte Quartier zu beruhigen und besser mit dem Bus zu erschliessen. Daraus wurde aber nichts. Nach Protesten zog die Regierung 2014 das Verkehrskonzept zurück. Seither ist das Gundeli eine Art verkehrstechnisches Niemandsland.

Der Spass ist vorbei

Güter-, Dornacher,- und Gundeldingerstrasse teilen das Quartier der Länge nach in drei Zonen. Während sich der Feierabend- und Morgenverkehr fleissig auf der Dornacher- und der Gundeldingerstrasse stauen, hatte schon die SP-Regierungsrätin Barbara Schneider mit der Güterstrasse Grosses vor: Aus der Verkehrsachse durch die sich der 16er wälzt, sich Autos und Velos auf der engen Fahrbahn drängeln, sollte ein Boulevard werden. Strassencafés, Blumenläden, lachende Kinder stellte sich die Regierungsrätin vor. Geblieben ist auch hier nur der Planungscrash und vereinzelt etwas später abends das laute Aufheulen eines Motors, wenn ein selbsternannter Rennfahrer viel zu schnell durch die Strasse donnert.

Zeitverlust von 10 bis 20 Sekunden

Mit der Einführung von Tempo 30 ist auch dieser Spass vorbei. Nun tuckert man von der Margarethenstrasse gemächlich in Richtung Tellplatz, der inzwischen aufgehübscht als Begegnungszone gilt, um dort das Tempo nochmals zu drosseln. Auch das Drämmli wird zwischen Margarethenstrasse und Heiliggeistkirche langsamer. Mediensprecher Benjamin Schmid von den Basler Verkehrsbetrieben (BVB) sagt: «Bisher galt für die Trams 16 und E11 der BLT in der Güterstrasse eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern, neu wie für den motorisierten Individualverkehr 30 Stundenkilometer. Wir rechnen entsprechend zwischen IWB und Heiliggeistkirche mit einem Zeitverlust von etwa 10 bis 20 Sekunden. Die genauen zeitlichen Auswirkungen werden aktuell beobachtet und anschliessend ausgewertet.» Vorerst müsse der Fahrplan nicht geändert werden.

Die Höchstgeschwindigkeiten der Trams sei mit eigenen Beschilderungen geregelt. Die Busse etwa dürften nie schneller als der Individualverkehr fahren. Die Trams dagegen können – beispielsweise zwischen Eglisee und Habermatten – auf dem eigenen Trassee schneller fahren. Im Mischverkehr würden aber für die Drämmli die gleichen Höchstgeschwindigkeiten wie für den Individualverkehr gelten.

Nicht gerade rasant

Nicht nur das Tram fährt im Schneckentempo durchs Gundeli. Auch in der Verkehrsplanung geht es nicht gerade rasant vorwärts. So ist noch immer kein Stadtteilrichtplan als Grundlage vorhanden. Unter dem Titel «Gundeli Plus» soll zwar durch «integrale Entwicklung» die Lebensqualität der Bevölkerung erhöht werden. Und die Initiative «Gundeli 360°» will Kräfte bündeln, vorwärts geht's trotzdem nicht. Zwar entstehen Grossprojekte am Dreispitz und wird das Meret Oppenheim-Hochhaus bald fertig gebaut sein. Doch nach dem Scheitern der Verkehrsplanung scheint niemand mehr Interesse zu haben, sich nachhaltig Gedanken zu machen, wie das Gundeli vom Verkehr entlastet werden könnte. Aber immerhin wurde ein Plan umgesetzt: Auf der Güterstrasse geht es jetzt noch langsamer.

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