Fotos: Keyston / Privatarchich Erika Hungerbühler / Montage: barfi.ch
Fotos: Keyston / Privatarchich Erika Hungerbühler / Montage: barfi.ch
  • Kenneth Steiner

BVB: Mehr Frauen in den Führerstand!

Im August 1987 brachen drei Basler Frauen das Tabu: Sie setzten sich in den Führerstand eines Basler Drämmli. Obwohl die BVB und BLT aktiv Chauffeurinnen umwerben, sind Frauen noch immer stark in der Unterzahl. Das gilt noch für weitere staatsnahe Betriebe mit Uniform. Ein Beispiel: die Polizei.

«Wieso arbeitest du als Drämmli-Chauffeurin? Das ist doch ein Männerberuf!» Dieser Stammtischsatz könnte Ihnen entgegenknallen, wenn Sie eine Frau unter vielen Kollegen sind. Und auch Männer werden nicht von Vorurteilen verschont. Nur wenige Männer arbeiten als Kosmetiker, Kindergärtner oder Sprechstundenhilfe. Kfz-Mechaniker, Handwerker oder Ingenieure sind meist männlich. Bei der Berufswahl wird weiterhin hartnäckig in geschlechtsspezifischen Klischees gedacht. Dabei gibt es längst Frauen und Männer, die zeigen, dass man besser seinen Interessen und Neigungen folgen sollte, als stereotypen Bildern und gesellschaftlichen Erwartungen. Doch sie bleiben sie in der Minderheit.

Frauen seien besser geeignet für fürsorgliche Tätigkeiten und Männer besser für körperliche und technische Arbeiten: Dieses Klischee hält sich in der Praxis in der Schweiz hartnäckig. Fast so hartnäckig wie der Lohnunterschied. Nach wie vor werden Frauen in den meisten Branchen schlechter bezahlt als Männer.

Frauen in Männerberufen

Ein Blick auf zwei «klassische Männerberufe» in Basel bestätigt dieses Bild. Bei der Kantonspolizei Basel-Stadt arbeiten 709 Polizistinnen und Polizisten. Davon sind 141 Frauen. Dies entspricht knapp 20 Prozent. Die Basler Verkehrs-Betriebe beschäftigen 676 Tram- und Busführer. Davon sind 88 weiblich und 588 männlich. Der Anteil der Tram- und Busführerinnen liegt also bei nur 13 Prozent. Dass der Anteil der Tram- und Busführerinnen nicht höher ist, erstaunt umso mehr, wenn man einen Blick auf die Geschichte wirft. Anfangs August 1987 herrschte in Basel Aufruhr. Drei Basler Frauen schrieben Geschichte: Für Jacqueline Wanderer, Erika Hungerbühler und Gisela Weber begann an diesem Tag nämlich die Ausbildung zur Wagenführerin.

Fast 31 Jahre später haben sich die Basler Fahrgäste daran gewöhnt, wenn im Führerstand eine Frau sitzt. Nur ist das noch selten der Fall. Doch nicht nur in Basel sind Frauen im Führerstand des Drämmli eine Rarität. In München beispielsweise, wo es Frauen seit 1973 erlaubt ist, als Tram- oder Buschauffeurin zu arbeiten, sitzen nur zehn Prozent Frauen am Steuer.  Um das Geschlechterklischee zu brechen, bieten immer mehr Firmen und Ausbildungsstätten – häufig zusammen mit Gleichstellungsorganisationen – Schnuppertage und Unterrichtsmaterial an, um die Berufswahlpalette von Frauen zu erweitern.

Politik und Wirtschaft wollen ausgleichen

Und auch die Wirtschaft hat gemerkt, dass sie Frauen in allen Branchen braucht: Die Sorge um qualifizierte Arbeitskräfte für Branchen wie etwa Technik und IT wächst, junge Frauen werden daher vermehrt gezielt gesucht.

Im Kanton Basel-Stadt gilt für Strategie- und Aufsichtsgremien von öffentlich-rechtlichen Anstalten und öffentlichen Unternehmen eine Geschlechterquote von mindestens einem Drittel. Diese Geschlechterquote wurde am 9. Februar 2014 vom Volk verabschiedet und ist im Einführungsgesetz zum Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann festgehalten.

Bei 20 staatsnahen Unternehmen war am Stichtag dem 1. Januar 2018 die Geschlechterquote erfüllt. Bei der ProRheno AG und dem EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg besteht in dieser Beziehung noch Handlungsbedarf.

Um auch bei den Tram- und Buschauffeuren der BVB eine Drittel-Frauenqoute zu erreichen, müssten sich noch 137 Frauen bewerben.

Weitere Basler Geschichten
Zurück zur Startseite