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  • Kenneth Steiner
  • Aktualisiert am

Bald über 50% Einbrüche weniger in Basel? Zürich zeigt dank Hollywoodsoftware wie

Es klingt wie aus Steven Spielbergs Film «Minority Report»: Die Baselbieter Polizei setzt ein Software-Programm ein, das Einbrüche mit 85 Prozent Präzision vorhersieht.

Herbst und Winter sind bei Einbrechern die beliebtesten Jahreszeiten. Da es am Abend früher dunkel wird, fällt es den Dieben leichter, unbemerkt in Häuser und Wohnungen einzubrechen. Nun rückt die Polizei den Tätern aber mit einer Prognose-Software zu Leibe, die voraussagen kann, wo sie zuschlagen werden. Die grösste Herausforderung im Kanton Baselland seien noch immer die Einbruchdiebstähle, sagte Sicherheitsdirektor Isaac Reber bei der Vorstellung der Kriminalstatistik im Frühjahr dieses Jahres. Im Vergleich zum Jahr 2015 gingen die Einbruchsfälle 2016 zwar um über 200 Fälle zurück, eingebrochen wurde trotzdem noch stolze 1500 mal. Dass die Einbrüche im Kanton Baselland seit 2014 um 38 Prozent zurück gingen, führte Isaac Reber vor allem auf den hohen Personaleinsatz zurück.

Früher steckten Polizisten noch häufig kleine Fähnchen in die Karte eines Gebiets, um einen Überblick über Tatorte der jüngsten Einbrüche zu gewinnen. Entdeckten sie dabei, dass sich Einbrüche in bestimmten Strassen zu bestimmten Zeiten häuften, fuhren sie dort öfter im Schritttempo auf und ab, während sie links und rechts nach verdächtigen Gestalten Ausschau hielten.

Heute hat die Kantonspolizei Basel-Landschaft jedoch einen intelligenten digitalen Helfer namens «Precobs» (Pre Crime Observation System) zur Verfügung, um Einbrechern das Handwerk zu legen. Ob ein direkter Zusammenhang zwischen «Precobs» und den Rückgängen an Einbrüchen im Kanton Baselland besteht, ist laut Mediensprecher Adrian Gaugler schwer zu beurteilen. Klar ist jedoch, dass die Computer-Software in der täglichen Analysearbeit eingesetzt wird und dabei hilft, lagegesteuerte Patrouillentätigkeit auszuüben.

Blick in die Kristallkugel: Verbrechen voraussehen

Überzeugter ist man da in Zürich. Seit 2014 setzt die Stadtpolizei Zürich auf das Computerprogramm «Precobs» als digitalen Helfer. Vor fünf Jahren verbuchte der Kanton Zürich noch gut 6'000 Einbrüche. Im vergangenen Jahr waren es nicht einmal mehr 2'500. Diesen Rückgang führt die Polizei hauptsächlich auf «Precobs» zurück.

Und so funktioniert das Prognosesystem: Menschen handeln immer nach Muster und genau diese Muster macht sich «Precobs» zu Nutze. In Gebiete, in denen sie erfolgreich auf Beutezug waren, kehren Kriminelle immer wieder zurück – sie wissen, dass es dort etwas zu holen gibt. Aufgrund dieses Verhaltens werden sie aber auch zu einem gewissen Mass berechenbar. «Precobs» schliesst also aus Einbruchsdaten der vergangenen Jahre, wann und wo Einbrecher das nächste Mal zuschlagen werden. Nach der Analyse von Zeit, Ort und Tathergang gibt das Programm Prognosen ab, in welcher Gegend in den nächsten Tagen mit hoher Wahrscheinlichkeit Einbrecher zuschlagen könnten. In Zürich trafen rund 85 Prozent der Vorhersagen zu. Die Polizei konnte dementsprechend gezielt Patrouillen in dieses Gebiet schicken.

Die Verbrechensbekämpfung könnte also bald fast so aussehen wie in Steven Spielbergs Sciene Fiction-Thriller «Minority Report». Im Film sagen datengefütterte Orakel exakt voraus, wann und wo ein Verbrechen stattfinden wird. Was dazu führt, dass Beinahe-Täter in letzter Sekunde geschnappt und verurteilt werden. Denn gemäss den Entwicklern, dem Institut für «Musterbasierte Prognosetechnik», eignet sich die Software durchaus auch für die Aufklärung anderer Delikte.

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