• Nathan Leuenberger
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Barfi-Bus: Basel hat jetzt die kürzeste Buslinie der Welt

Vom Barfi bis zur Schifflände und wieder zurück. Dazwischen ein Halt am Marktplatz. Das war es dann auch schon. Und trotzdem ist die neue Linie sehr beliebt: Barfi.ch stieg mit dem Barfi-Chauffeur in den Barfi-Bus.

Als Reaktion auf die Bauarbeiten am Steinenberg erfanden die BVB den Barfi-Bus. Seine einzige Aufgabe ist es, die entstandene Lücke zwischen Barfüsserplatz und Schifflände zu füllen. Aber, fragt man sich, wer braucht das? Viele, offenbar. Der Barfi-Bus ist ein Angebot der Basler Verkehrsbetriebe, das ziemlich rege genutzt wird: «Ich fahre nie leer. Es sind immer etwa mindestens zehn Personen da, die mitfahren», sagt Buschauffeur Séverin Seidler gegenüber barfi.ch. Normalerweise fährt er auf anspruchsvolleren Strecken, jedoch sei die rund fünfminütige Fahrt pro Weg «kurzweiliger als ich dachte». Gratis ist die Fahrt übrigens nicht, der Barfi-Bus ist Teil des Streckennetzes; es gelten die regulären Tarife. Damit fährt der Bus auf der wohl kürzesten offiziellen Linie der Welt.

Vor allem der Kundenkontakt sei dabei um einiges intensiver als sonst, sagt Chauffeur Seidler. Das erlebt der Reporter auch gleich live mit: An jeder Haltestelle wird Seidler von verwirrten Fahrgästen gefragt, wie sie denn jetzt an ihr gewünschtes Ziel kommen. Der Chauffeur weiss dabei bestens Bescheid und kann sofort Auskunft geben – er sei sonst auch als Drämmlifiehrer unterwegs, daher kennt er das Streckennetz sehr gut. «Da nur ‹Barfi-Bus› angeschrieben ist, wollen viele wissen, wie ich jetzt genau fahre.» Vor allem ältere Leute seien froh über den Service. Für sie kann selbst die kurze Strecke von ein paar hundert Metern zu Fuss in der Innenstadt eine Belastung sein.

Ohne «grüne Wand» sind Fussgänger weniger aufmerksam

Wer noch gut zu Fuss ist, wird den Barfi-Bus aber weniger beanspruchen und als mögliche Laufkundschaft für die Läden durch die Innenstadt bummeln. Das gewohnte Rattern und Klingeln und Quietschen der Trams fehlt dabei, und der Bus schlängelt sich fast lautlos durch die Gassen. Auch die so genannte «grüne Wand» ist für einmal kein Problem: Wo sonst Trams die Strassenquerung blockieren, ist jetzt Freiraum angesagt. Und genau deswegen müssen Seidler und seine Kollegen besonders aufmerksam sein: «Die Fussgänger laufen jetzt auch da, wo normalerweise das Tram fährt. Sie erwarten nicht, dass doch noch ein Bus unterwegs ist.» Deshalb ist die Arbeit nicht minder anspruchsvoll als ein «normaler» Einsatz ohne Baustellentrubel. «Um 20.00 Uhr fahre ich den Bus dann ins Depot. Auch auf dieser kurzen Strecke bin ich nie länger als fünf Stunden am Stück unterwegs – so will es das Gesetz.» Es piepst; Seidler muss wieder losfahren.

Die Türen schliessen sich und ich setze mich hin, denn während der Fahrt darf bekanntlich nicht mit dem Chauffeur gesprochen werden. Seidler fährt von der Schifflände über den Marktplatz zum Barfüsserplatz, dreht den Bus und parkiert rückwärts (!) neben der Traminsel, so dass er wieder in die andere Richtung losfahren kann. Denn zum Wenden ist es so eng, dass es ohne Rückwärtsfahrt und Einweiser eben doch nicht geht. Ich verabschiede mich und auf Séverin Seidler wartet schon der nächste Gesprächspartner: «Äxgüse, wo fahrt dä Bus ane?»

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