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Barfi.ch deckt Verkauf von unzulässigen Produkten in Basler Hanfshops auf

Vor rund 14 Jahren war plötzlich Schluss. Fast gänzlich sind die Hanfshops in der Stadt verschwunden. Jene, die überlebten, mussten sich neu orientieren, strenge Bestimmungen einhalten und bekamen nach Recherchen von barfi.ch in den letzten Tagen Besuch vom Kantonslabor.

In den «Duftsäckchen»-Jahren um 2000 herum, war Basel ein Hanf-Paradies. Denn die sogenannten Duftsäckchen enthielten industriell hochgezüchtetes Gras mit hohem THC-Wert und wurden selbstverständlich nicht zur Verbesserung des Raumklimas verwendet, sondern geraucht. In den rund 200 Hanfshops waren sie dank dem Etikettenschwindel günstig und leicht zu kriegen. Das Geschäft boomte und die Shops schossen wie Pilze aus dem Boden. Als es im Herbst 2002 mehr Hanfläden als Bäckereien gab, griff die Polizei durch und schloss die illegalen Shops. Dennoch finden sich in Basel derzeit noch zwei Hanfläden, welche jedoch offiziell Paraphernalia, also Hilfsmittel zum Haschanbau verkaufen. Die abgepackten «Duftsäckchen» fehlen, doch für den Kiffer hat der Selbstanbau in der kleinen Heim-Plantage auf dem Balkon etwas Romantisches. Nur um sie geht es nicht: In «Growshops» gibt es Lampen, Dünger und Chemikalien, um die Marihuana-Pflanze so richtig hochzuzüchten, um den THC-Gehalt in der Blüte zu steigern. Ganze Hallen dienen Händlern dank den frei erhältlichen Zutaten zur professionellen Zucht.

Hanf-Kaugummis und Chemikalien

Für manche ist gelegentliches Kiffen Lifestyle. Deshalb sind farbiges Filterpapier zum Drehen, Pfeifen, Aschenbecher, selbst Kaugummi und Esswaren mit Hanfgeschmack frei erhältlich und dagegen ist nicht wirklich etwas einzuwenden. Einen Löwenanteil des Angebots der verbliebenen Shops machen aber, wie erwähnt, Artikel rund um das Züchten von Pflanzen aus, Hilfsmittel für den Hanfanbau im grossen Stil. Im Gegensatz zum Nachbarkanton sieht die Basler Staatsanwaltschaft die Zustände noch nicht allzu eng, wie ihr Sprecher Peter Gill barfi.ch mitteilt: «Wir haben zurzeit keine Problematik mit Hanfläden.» Die Baselbieter Staatsanwaltschaft dagegen sieht das anders. Ihr Medienvertreter Thomas Lyssy hält auf Anfrage fest: «Bei den Growcentern handelt es sich unseres Erachtens um eine Grauzone. Die dort verkauften Waren sind vom Betäubungsmittelgesetz nicht explizit erfasst, auch wenn offenkundig ist, dass sie primär zum Hanfanbau verkauft werden, da sich der Aufbau einer solchen Anlage zum Anbau von Tomaten kaum lohnen dürfte.» Die Staatsanwaltschaft beobachte die Szene und gehe konsequent gegen den Handel, und wo nötig auch mit Augenmass gegen Konsumenten vor, meint Lyssy weiter. Gewisse für die Hanf-Züchtung notwendigen Zutaten sind zulassungspflichtig, da sie der Chemikaliengruppe zwei angehören. Dazu zählen zum Beispiel harmlos tönende Produkte aus dem Bereich Dünger und Pflanzenschutzmittel. Wer diese verkaufen will, braucht zwingend einen «Sachkenntnisnachweis». Mindestens eine Person des Betriebs muss einen Fachkurs besucht haben, um die Kunden ausdrücklich auf die Gefahren der Chemikalien hinweisen zu können. 

Hanfhysterie

Barfi.ch fragte beim Basler Kantonslabor nach, ob dies bei den beiden Shops der Fall ist. Und dort wurde man im Gegensatz zur städtischen Staatsanwaltschaft hellhörig. Aufgrund der Anfrage wurde die sofortige Kontrolle in den Betrieben veranlasst und Yves Parrat, Leiter Chemikalien und Gefahrguttransporte erklärt: «In beiden Fällen mussten wir feststellen, dass in den Geschäften selber, wie auch bei ihren Onlineangeboten, zulassungspflichtige Produkte aus dem Ausland und der Schweiz der Chemikaliengruppe zwei verkauft wurden, für welche die geforderte Sachkenntnis nicht vorhanden ist.» 

Hätte barfi.ch nicht recherchiert und nachgefragt, würden die Chemikalien weiterhin verkauft. So allerdings habe man Grund zum Handeln gesehen, sagt Yves Parrat. «Es wurden Massnahmen getroffen, dass die Betriebe in Zukunft gesetzeskonform arbeiten.» Die Shops wurden diese Tage aufgefordert, den Missstand umgehend in Ordnung zu bringen, was nun bei weiteren Besuchen durch das Kantonslabor kontrolliert wird. Die Hysterie um Hanf wird in unserer Gesellschaft oft übertrieben. Wer kann schon ernsthaft verlangen gegen einen Gelegenheitsraucher vorzugehen, aber gleichzeitig kräftig mit Wein oder Härterem das Gehirn wegtrinken? Wenn jedoch professionelle Kriminelle ganze Hanflandschaften züchten, sollte neben dem Kantonslabor auch die Staatsanwaltschaft sich dafür interessieren. 

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