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  • Kenneth Steiner
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Basel: internationale Pionierrolle in der Müllentsorgung

Die Öko-Stadt Basel übernimmt eine Vorreiter-Rolle in der regionalen Abfallverwertung und arbeitet dabei mit dem Nachbarn im Ausland zusammen. Der Müllberg wächst und wächst trotzdem immer weiter. Doch eine Pionierleistung von globaler Bedeutung, geht auf März 1989 zurück.

Plastikmüll und Recycling sind eines der zentrale Themen in den letzten Wochen. Die Heftigkeit der Diskussion überrascht doch etwas, denn die Problematik und die Zustände sind seit langem bekannt. Brennender interessiert heute, was gegen den weiterwachsenden Müllberg getan werden könnte. Auf internationaler Ebene nimmt Basel dabei eine Pionierrolle ein. Vor beinahe dreissig Jahren, im März 1989 wurde das Basler Übereinkommen zur Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung, eine UN-Aktion geschlossen. Auch bekannt als Basler Konvention. Ihr sind inzwischen 186 Staaten beigetreten. Es handelt sich dabei um ein internationales Umweltabkommen, das ein umweltgerechtes Abfallmanagement eingeführt hat und die Kontrolle der grenzüberschreitenden Transporte gefährlicher Abfälle regelt.

China will unseren Müll nicht mehr

Trotz internationaler Abkommen und Regelungen sorgte das neue Importverbot aus Peking für 24 verschiedene Abfallsorten für Aufregung in ganz Europa. «Deutschland versinkt im Plastikmüll», titelte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Denn Deutschland exportierte bisher rund eine halbe Million Tonnen Altplastik pro Jahr nach China. Da stellt sich natürlich die Frage, wohin geht eigentlich der ganze Müll aus der Schweiz, respektive aus Basel? Im Müll nach Deutschland befand sich auch Abfall aus der Schweiz. Wie gross die Menge allerdings ist, weiss niemand genau. Jährlich wird hierzulande etwa eine Million Tonnen Kunststoff verbraucht. 780'000 Tonnen enden als Abfall. Davon wiederum werden nur rund zehn Prozent rezykliert. Für die Schweiz ist auch Abfall eine Handelsware, die mit den Nachbarn ausgetauscht wird. Das kann durchaus sinnvoll sein: Mit Müll aus dem Ausland wird hierzulande Energie produziert. Wohin der Abfall exportiert wird und wie er entsorgt wird, ist aber oft nicht nachvollziehbar.

KVA Basel verbrennt Müll für die ganze Region

So werden Siedlungsabfälle regelmässig aus dem grenznahen Ausland importiert, während aber zum Beispiel Altreifen und Sonderabfälle exportiert werden. Basel-Stadt hat, wie alle Kantone, die staatliche Pflicht, seinen Siedlungsabfall zu verbrennen. Eine gesamtheitliche, landesweite Planung der Abfallentsorgung gibt es jedoch nicht. Der Müllhandel ist ein Teil der freien Marktwirtschaft. Heisst, bei welchem Anbieter Sie zum Beispiel Ihren Baustellenabfall entsorgen, können Sie oder Ihr Architekt selbst entscheiden.

Wenn jemand ennet der Grenze in Lörrach seinen Müllsack legal vor die Tür stellt, wird dieser bald in Basel verbrannt. Anfang 1999 nahmen die IWB die heutige Kehrrichtverwertungsanlage Basel (KVA) mit zwei Ofenlinien in Betrieb. Aus dem in der Region anfallenden Haushalts-, Industrie- und Gewerbekehricht produziert die KVA Basel ressourcen- und umweltschonend Energie. Sie ist speziell für die Verbrennung von Haushaltsmüll gebaut. Der angelieferte Haushalts- und Industriekehricht stammt aus den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, dem Landkreis Lörrach sowie den Zweckverbänden Gemeindeverband Abfallwirtschaft unteres Fricktal (GAF) und die Kehrichtverwertung Laufental Schwarzbubenland (KELSAG).

Müllmenge in der Schweiz hat sich verdoppelt

Da die Müllmenge in der Schweiz seit Jahren ansteigt – seit 1985 hat sie sich verdoppelt – werden inzwischen 50 Prozent des Siedlungsabfalls, wie PET, Batterien, Glas oder Elektrogeräte, separat gesammelt und recycelt. Um die ganzen Stoffe in der Schweiz zu rezyklieren reichen die Kapazitäten nicht aus, weswegen Müll exportiert wird.

Doch die Ausfuhr von Plastikabfällen aus der Schweiz nach China ist verhältnismässig gering. Pro Jahr handelt es sich um rund 2000 Tonnen, das sind in etwa 0,3 Prozent der gesamten Plastikabfälle. Für diese Abfälle braucht es nun neue Abnehmer. Experten erwarten, dass nun andere asiatischen Länder zum Ziel dieses Mülls werden. In der Branche ist von Vietnam die Rede. Aber auch die Türkei könnte als Abnehmer für Abfälle bereitstehen. In Europa könnte ein grosser Teil nach Polen, Rumänien oder Bulgarien gehen und dort deponiert werden. Es ist zwar nach EU-Recht im Grunde nicht erlaubt, tonnenweise Plastikmüll nach Osteuropa zu karren und dort einfach auf einer Deponie abzuladen. Bisher galt jedoch das Prinzip «Aus den Augen, aus dem Sinn». Es gibt Dinge, die zum Himmel stinken.

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