© Aernschd Born
© Aernschd Born
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Basler Aernschd Born: Legendäres Energiebündel gegen Atomstrom

Der Liedermacher, Satiriker und Schreiber Aernschd Born verkörpert seit der Besetzung von Kaiseraugst den Kampf gegen die Atomkraft.An diesem Wochenende hoffte er vergeblich sein Ziel nach über 40 Jahren endlich zu erreichen. Die Schweiz hat anders entschieden.

«Am 24. November 1957 isch's in dr Schwyz zu ere Abschtimmig cho. S het d' Mehrheit vo de mündige Männer beschlosse dr Bund sölli Gsetz erloh über das was passiert mit dr Atomenergie, sine Chraftwärk und sine Gfohre. Meg seht dr Schtaat het gsorgt für uns und das scho vor achtzäh Joore», so beginnt der Basler Singer- und Songwriter, oder wie es damals hiess Liedermacher, Aernschd Born seine Kaiseraugst-Ballade. Heute sagt er: «Kaiseraugst und der Widerstand gegen die Atomkraft war künstlerisch auch ein Dilemma für mich. Schliesslich war ich immer der, der über Atomkraft sang. So hatte ich ein Etikett, auch wenn man dadurch oft nicht wahrnahm, was ich sonst alles gemacht habe.» Wieder ist November, wieder gibt es eine Abstimmung. Wieder geht es um die Atomkraft. Der mittlerweile 66-Jährige sagt 41 Jahre nach der Besetzung von Kaiseraugst: «Ich hoffte auf ein «Ja», die Atomkraftwerke gehören abgestellt.» Er sei trotzdem stolz. Mit Kaiseraugst habe die «Energiewende» begonnen. Schliesslich sei sie zur Volksbewegung geworden. Bis heute.

Besetzung von Kaiseraugst als politisches Pfadilager

Engagiert ist Born immer noch: Er bewirtschaftete die «Dokumentationsstelle Atomfreie Schweiz» und bis letztes Jahr betrieb er mit seiner Frau Barbara Preusler den «Kulturpavillon» in der Nähe vom Bässlergut. «Ich war immer vielseitig, interessierte mich nie nur für eine Sache.» Born bezeichnet sich als «Realisten», der nicht nur an das Credo der bewegten 70er Jahre «Die einzige Realität ist die Utopie» glaubte. Man könne schon Visionen und Sehnsüchte habe, aber man müsse auch machen, was geht. Auch darum findet er wichtig, was sich etwa in der Atomfrage jetzt bewegt, dass man nicht nur bereit sei, einen Termin zum Atomausstieg zu nennen, sondern energiemässig auch über Alternativen vorantreibt. An die Besetzung in Kaiseraugst erinnert er sich gerne. Es sei eine Art «politisches Pfadilager» gewesen. Da habe man einerseits gemeinsam gekämpft, andererseits aber eben auch Diskussionen lancieren können. Als Symbolfigur habe er sich als Liedermacher damals nicht verstanden, sondern er stellte seine Stimme in den Dienst der Bewegung. Zwar sei beeindruckend gewesen, dass der Widerstand gegen Kaiseraugst eine ganze Region zu Demonstrationen auf die Beine gebracht habe, wichtiger sei jedoch, dass der Widerstand weitergegangen sei.

Keine Scheuklappen

Den Ausschlag zum Kampf gegen die Atomenergie hätten viele Dinge gegeben, es sei ein Stück weit in der Luft gelegen. Als junger Mann habe er gemerkt, viele Dinge stimmten nicht. Da sei die Ermordung Martin Luther Kings gewesen, der Hunger auf der Welt und der Vietnamkrieg, diese Ungerechtigkeiten hätten ihn früh schon geprägt und auch seine Lieder beeinflusst. Schliesslich lacht Born: «Ich war jung und suchte Antworten, aber heute habe ich mehr Fragen als damals.» Gleichzeitig sei sein Kompass ein künstlerischer gewesen. «Für mich war immer entscheidend, keine Scheuklappen zu haben.» Ihm sei einfach wichtig, Neues zu entdecken, auch musikalisch möge er alles, was «echt» sei. Am Schluss des Gesprächs klingt Born fast schon etwas andächtig. «Was das Wochenende angeht, so war ich verhalten optimistisch.» Über dreissig Jahre nach Kaiseraugst hätte mit der Abstimmung vielleicht ein ganz langer Kampf zu Ende gehen können. Aber Aernschd Born wäre nicht Aernschd Born, wenn er sich dann nicht wieder neu erfinden würde.