Bild: Keystone
Bild: Keystone
  • Nathan Leuenberger
  • Aktualisiert am

Basler Facebook-Flohmarkt: Viel Ramsch und grosses Risiko

Vom Kinderwagen bis zur Friteuse, alte Kleider und gebrauchtes Make-Up. Trödeln via Facebook ist weltweit Trend – in ganz grossem Ausmass. Auch tausende Basler versuchen hier ihre Ware loszuwerden. Risiko scheint Teil des Spiels.

Ein paar Updates ist es schon her, seit Facebook am Platz des beliebten Messenger-Icons per «Lädeli»-Symbol auf den hauseigenen «Marketplace» verlinkt. Hier wird gehandelt, verkauft, bis das Netzwerk glüht. Anarchistisch, unorganisiert, gefährlich. Und vor allem beliebt: Kaum führte der Social Media-Riese die «Verkaufen»-Funktion ein, häuften sich digitale Regional-Flohmärkte. «Basler Facebook-Flohmi», «Der BASEL facebook Flohmarkt» und «Basel Buy & Sell» sind nur einige der unzähligen Communitys, die sich inzwischen bildeten.

Facebook weist Mitverantwortung von sich

Den «Geschäftlimachern» macht es Facebook denkbar leicht. Anbieter sind unbekannte Personen, die einzige Hürde zur Teilnahme ist der Besitz einer gewöhnlichen Facebook-Adresse. Die Gruppen geben sich zwar meist «geschlossen», was nicht mehr bedeutet, als dass die potentiellen Käufer und Verkäufer zuerst noch den Button «Beitreten» drücken und auf akzeptiert warten müssen. Ähnlich der gewöhnlichen Freundschaftsanfrage. Und los geht's: Vom Fernseher, über Handys, bis hin zum Einbauherd – hier findet man alles, was andere nicht mehr brauchen können, oder es zumindest vorgeben. Wer sich bei unbequemem Wetter samstags nicht über den Petersplatz kämpfen will, klickt sich bequem zuhause durch den digitalen Facebookmarkt. Das digitale Handeln ist allerdings um Welten riskanter als auf dem realen Petis.

Da sich hinter dem virtuellen Gegenüber in den meisten Fällen eine komplett fremde Person versteckt, ist die Hemmschwelle niedrig, naive Facebooker über den digitalen Tisch zu ziehen. Eine Userin wollte sich via Basler Facebook-Flohmi ein günstiges Handy zulegen: «Er wollte erst, dass ich die Zahlung per E-Banking mache und ihm die Bestätigung schicke. Hab's getan. Am nächsten Tag hat sich der Anbieter auf Facebook gelöscht, ich erreiche ihn nicht!» Klassischer Betrug. Die Dame verlor dabei 70 Franken, die sie lieber in ein neues Mobilgerät investiert hätte. «Ich finde es nicht korrekt!» meint sie abschliessend in einem Post auf ihrer Seite. Facebook selber kann und will ihr da keine Hilfe anbieten. Die Betrogene könnte, so wird mitgeteilt, lediglich das Betrüger-Profil melden – doch genau dieses existiert natürlich nicht mehr. Experten raten, dass man auf dem Facebook Marketplace nur kleinere Tauschgeschäfte versucht. Oder, wenn es um Geld geht, mit geringen Beträgen handelt, die im schlimmsten Fall verkraftbar sind.

Riesige Nachfrage, Massen an Artikeln und jede Menge Dummheit

Die Zahlen der Netz-Flohmis sind beeindruckend: Monatlich treten hunderte neue Personen den Communitys bei, täglich werden tausende neue Artikel angeboten. Das Angebot, und vor allem die Nachfrage, scheint unerschöpflich, fast bedrückend. Hier wird nichts aussortiert, sondern ein stetiger Strom an Ramsch angeboten. Darunter lassen sich im Glücksfall zuweilen einige brauchbare Schnäppchen finden, wer sie haben will, muss schnell zugreifen. Denn die virtuell angepriesene Ware ist begehrt, die Preise scheinbar niedrig und man selber ja viel zu gescheit, um reingelegt zu werden...

Weitere Basler Geschichten
Zurück zur Startseite