Der im Art Deco-Stil erbaute Palacio Salvo in Montevideo. Entwurf 1922, Fertigstellung 1928. Architekt Mario Palanti.
Der im Art Deco-Stil erbaute Palacio Salvo in Montevideo. Entwurf 1922, Fertigstellung 1928. Architekt Mario Palanti.
  • Text und Bilder: Beat Presser
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Basler Star-Fotograf Beat Presser: Auf, auf zum 34sten Breitengrad

Beat Presser ist der Basler Fotograf, Regisseur, Schriftsteller, Künstler, Verleger und Weltenbummler, der unter anderem den exzentrischen Schauspieler Klaus Kinski und Starfilmemacher Werner Herzog im Amazonas-Dschungel Perus und Brasiliens fotografierte. Im Moment befindet er sich in in Südamerika, von wo er uns diese Zeilen sendet.

Es hat mich wieder einmal nach Südamerika verschlagen. Mit 17kg Schokolade im Gepäck! 

Beat Presser am Rhein. ©Beat Presser

Ende 2016 kam ein Anruf von der Schweizer Botschaft aus Montevideo. Am Apparat Boschafter Didier Pfirter mit der Frage, ob ich Zeit und Lust hätte, einen Blick auf die Art Deco-Architektur zu werfen, in Uruguay und Paraguay meine Fotografien auszustellen, und verschiedene Foto- und Film Workshops zu leiten. Es ging mir ähnlich wie Atlanta, der ältesten Tochter der 14köpfigen Familie Nägler in der Komödie «Das Haus von Montevideo» von Curt Goetz: «Oh wie interessant! Auf nach Südamerika!» Dann begann die Planung und die Vorbereitungen. 

Ende April bin ich über den grossen Teich geflogen, sitze in der Rondo Bar mit Blick über den Atlantik und verfasse diese Zeilen. Drei Ausstellungen waren geplant: Fitzcarraldo im öffentlichen Raum, Aguas y Alpes für das Goethe Institutin Asuncion in Paraguay und die Ausstellung Mundos Diferentes im Museo Cabildoin Montevideo. Zwei Ausstellungen sollten in Montevideo produziert werden,Mundos Diferentes, die bereits in Medellin gezeigt wurde, würde mit mir mitfliegen. Allerdings stellte sich vier Tage vor Abflug heraus, dass es doch keinen geeigneten Saal gab, der gross genug war, um die 125 grossformatigen Fotografien (sie berichten von mystischen und magischen Plätzen dieser Welt) zu präsentieren. Also blieb die fein säuberlich verpackte grosse Ausstellung in Basel. Dafür schleppte ich 17kg Schokolade von Basel nach Kloten, dann um die Welt. Schokolade, bestimmt für die Gäste der Schweizer Botschaft bei Vernissagen, Empfängen und anderen Anlässen. 

Der Fitzcarraldo-Ausstellung in der Altstadt von Montevideo. Zu besichtigen vom 13. - 31. Mai 2017.

Südamerika, wie immer eine grosse Überraschung! Die vom Centro de Fotografia de Montevideo und der Schweizer Botschaft organisierte Ausstellung im öffentlichen Raum ist eine wahre Perle! Ebenso wie das Centro de Fotografia selber. Was für eine faszinierende Organisation, was für ein schönes Art DecoGebäude, wo in temperierten Räumen die Archive von längst verstorbenen Fotografen aufbewahrt sind. Mit verschiedenen und grossen Ausstellungsmöglichkeiten, Räumen für Workshops und Begegnungsstätten für all jene, die sich intensiv mit dem Medium beschäftigen wollen. Zudem wird der öffentliche Raum an mehreren Orten der Stadt mit Fotografien bespielt, wie auf dem obigen Foto zu sehen ist. 44 Leute arbeiten festangestellt im Centro de FotografiaSollte man mich fragen, was meine Heimatstadt Basel für die Fotografie tut, dann kommt mir nur wenig in den Sinn...

Gleich nach der Ankunft am Flughafen ging es zum Empfang beim Botschafter, dann zu einer Besprechung in die Filmhochschule und spät am Abend ins Centro de Fotografia. Tags darauf wurde die obige Ausstellung mit viel Prominenz und Schokolade feierlich eröffnet. Im Anschluss waren wir im Palacio Santos – gleichzeitig das Uruguayische Aussenministerium – eingeladen, um die Räume zu inspizieren und Mass zu nehmen. Dort findet in der kommenden Woche die Ausstellung Aguas y Alpes statt. Eine Woche später simultan dazu am Goethe Institut in Paraguay und in drei Wochen im Centro Cultural de San José in Uruguay.

Eine Galerie im Centro Fotografico in Montevideo (li.) Palacio Santos. Austragungsort der Ausstellung Aguas y Alpes.

Und das alles ganz weit unten auf der Weltkugel. Am 34sten Breitengrad.
In diesem Sinne ganz herzlich aus Montevideo.

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