Der Zolli eröffnet nächste Woche nach vier Jahren  die Elefantenanlage Tembea, die 28 Millionen gekostet hat. Bild: Zoo Basel
Der Zolli eröffnet nächste Woche nach vier Jahren die Elefantenanlage Tembea, die 28 Millionen gekostet hat. Bild: Zoo Basel
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Basler Zolli: Glückliche Elefanten, grosse Pläne, aber Streit ums Geld

Er ist reich und er hat grosse Pläne: Der Basler Zolli feiert die Eröffnung seiner neuen Elefantenanlage und will in sieben Jahren das Ozeanium an der Heuwaage einweihen. Einziger Wermutstropfen: Der Kanton will seine Unterstützung kürzen.

Ende nächster Woche feiert der Basler Zolli das nächste Highlight. Er eröffnet die neue Elefantenanlage «Tembea». Der Umbau des Geheges hat vier Jahre gedauert und 28 Millionen Franken gekostet.

Doch der Basler Zolli wäre nicht der Basler Zolli, würde er nicht schon am nächsten Grossprojekt arbeiten: Bis 2024 will der Zolli bei der Heuwaage das Ozeanium bauen. Ein Schmuckstück, das rund 100 Millionen kosten soll. Bei solch grossen Zahlen mutet die Unterstützung des Kantons Basel-Stadt von jährlich 1,45 Millionen geradezu bescheiden an.

Sparmassnahmen überholt – aber immer noch in Kraft

Als Regierung und Parlament 2015 ein Entlastungspaket von 60 Millionen Franken beschlossen hatten, wollte Eva Herzog das Budget weiterhin ausgeglichen gestalten – und den Kanton gleichzeitig auf Einnahmeausfälle durch die Unternehmenssteuerreform III vorbereiten. Inzwischen ist klar, dass die Kantonsfinanzen robuster sind als gedacht. Und vor wenigen Wochen lehnten die Stimmbürger die USR III an der Urne erst einmal ab.

Gespart wird trotzdem. Das trifft auch den Zolli: Regierung und Parlament wollen die Unterstützung des Kantons kürzen. Im Jahresbericht wehren sich Direktor Oliver Pagan und Verwaltungsratspräsident und Anwalt Martin Lenz mit deutlichen Worten: «Verwaltungsrat und Geschäftsleitung des Zoo Basel vertreten dezidiert die Meinung und Überzeugung, dass die vom Zoo erbrachten Leistungen deutlich mehr wert sind als der bisher erhaltene Beitrag von 1,45 Millionen.» Neu soll der Zolli nur noch eine Million erhalten.

Kein Anspruch auf Finanzhilfe

Die Basler Regierung findet in ihrem Antrag an den Grossen Rat deutliche Worte. Der Zolli habe seit Langem genug Geld: «Bereits mit dem Staatsmittelbeitrag für die Jahre 2013 bis 2017 wurde festgestellt, dass der Zoo Basel über ausreichend Reserven und Drittmittel verfügt und im strengen Sinn nicht Bedarf beziehungsweise Anspruch auf eine Finanzhilfe hat.» Die Basler Regierung räumt allerdings ein, dass diese Streichung Folgen haben wird. Sie schreibt deshalb: «Die Konsequenz dieser beiden Effekte ist, dass ein Jahresverlust von 3'635'000 Franken resultiert.»

Mit harten Bandagen wird jetzt um das Geld gerungen. Der Zolli will, falls er das Geld nicht kriegt, seine Angebote für Schulen und auch die Führungen für Bevölkerung «mittelfristig kürzen.» Ein Blick in die letzte veröffentlichte Jahresrechnung zeigt, dass der Zolli über 68 Millionen auf der hohen Kante hat. Mit Wertschriften erwirtschaftet er ein «Nettofinanzergebnis» von fast 700'000 Franken. Dazu bekommt er die 98'707 Quadratmeter Land von der Einwohnergemeide Basel-Stadt für symbolische 200 Franken im Jahr im Baurecht.

Kommission will nicht sparen

Auf Anfrage von barfi.ch gibt sich Mediensprecherin Tanja Dietrich diplomatisch und sagt: «Wir sind erfreut darüber, dass die Bildungs- und Kulturkommission des Grossen Rats des Kantons Basel-Stadt (BKK) eine unveränderte Leistungsabgeltung von weiterhin 1,45 Millionen Franken pro Jahr beantragt.» Der Entscheid der BKK zeige, dass der Zoo Basel und dessen Angebot «weitherum anerkannt» seien. «Für die vielen vom Zoo erbrachten und im Subventionsantrag aufgelisteten und bewerteten Leistungen hoffen wir nun auch auf die Unterstützung des Grossen Rats», sagt Dietrich. Der Zolli bitte um Verständnis, dass er mit Kommentaren bis dahin abwarte.

Auch die Börsengeschäfte des Zolli will den Vorschlag nicht kommentieren. Während das Geschäft am nächsten Mittwoch im Grossen Rat verhandelt wird, wehrt sich die Bildungs- und Kulturkommission gegen die Einsparung: «Eine Kürzung wäre ein äusserst problematisches Signal des Kantons gegenüber dem Zoo, der mit Projekten wie dem Ozeanium stark in die Zukunft investieren will. Es wäre aber auch ein problematisches Signal gegenüber den privaten Geldgebern, die sich davon negativ beeinflussen lassen könnten.»

Zolli als heilige Kuh?

Der Zoo sei zudem mit über einer Million Besuchern einer der wichtigsten Attraktionen des Kantons. Der Regierungsrat widerspreche sich auch ein Stück weit selbst, denn falls der Zoo etwa einen Teil seiner 186 Mitarbeitenden entlassen müsste, so sei man bereit, einen Kredit zu sprechen, damit diese Entlassungen nicht notwendig würden.

Für die Kommission ist der Zolli eine heilige Kuh und ihre Mehrheit meint: «Es wäre von Anfang an zu erkennen gewesen, dass eine Kürzung beim Zoo angesichts der Argumente dagegen völlig aussichtslos sei. Man gewinne den Eindruck, die Regierung wolle die Verantwortung für gescheiterte Einsparungen bei den Kantonsausgaben dem Parlament zuweisen.»

Am Ende steht aber fest: Basel-Stadt will sparen. Obwohl sich gute Gründe finden, es nicht zu tun. Dass Mega-Projekte wie das Ozeanium in Frage gestellt werden, ist zulässig, schliesslich handelt sich um Grossinvestitionen. Dass aber auf dem Buckel des Regelbetriebs und damit der eigentlichen Kundschaft des Zoos gespart wird, ist heikel – und führt zur Patt-Situation, in welcher der Zolli mit Abbauten droht, während Regierung und Parlament politisches Tauziehen absolvieren. Grund zu feiern haben jetzt vor allem die vier Basler Elefantenkühe: Sie ziehen am Mittwoch in die neue Anlage. Genau an dem Tag, wenn im Rathaus über die Zukunft der Zoo-Subventionen gestritten wird.

 

           

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