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  • Désiré Heimlicher
  • Aktualisiert am

Bei barfi.ch und der restlichen Welt: das Puff mit Facebook

Tagtäglich werden auf der einstmals so beliebten Socialmedia-Plattform Meldungen, Meinungsäusserungen und Fotos gepostet. Nicht alles findet das Wohlwollen der Facebook-Macher. Was man darf und was auf keinen Fall geht ist aber nicht leicht zu durchschauen. Immer wieder sorgt Zensur an überraschenden Stellen für verständnisloses Kopfschütteln.

Das Naturhistorische Museum in Wien war das bislang letzte prominente Opfer der selbsternannten Retter von Anstand und Moral. Ein gepostetes Foto der weltberühmten Venus von Willendorf, die rund 30 000 Jahre keinen Anstoss erregte, wurde von Facebook als pornographisch eingestuft und kurzerhand entfernt. Dies war nicht der erste Fall von krasser Fehleinschätzung und wird wohl auch nicht der letzte sein. Denn offenbar kann Facebook nicht zwischen Kunst und Schweinkram unterscheiden. Die inzwischen erfolgte Entschuldigung macht den Fall auch nicht weniger lächerlich.

Knarren und Hetze gut, Nippel und bestimmte Wörter schlecht

Kein Problem scheinen Hetzereien gegen Minderheiten, Fotos von waffenstarrenden Facebook-Usern, unverhohlene Aufrufe zu Gewalt oder mit dem Handy gefilmte blutige Schlägereien auf irgendeiner Strasse zu sein. Das übt offenbar bedeutend weniger schlechten Einfluss auf die Betrachter aus als eine durchblitzende weibliche Brustwarze. Die zum Teil widerlichen Kommentare auf einschlägigen Seiten scheinen ebenfalls unbedenklich zu sein. Zum Beispiel die Anregung alle Bundesräte als Volksverräter auf dem Bundesplatz öffentlich aufzuhängen.

Die Wortwahl eines Postings will wohl überlegt sein. Wer sich beispielsweise zum Gebrauch des Wortes «Prostitution» hinreissen lässt, sitzt Ruckzuck in der Falle. Egal, wie seriös der Inhalt des Beitrags ist. Dagegen ist der Einsatz von Flüchen, Verwünschungen, Drohungen und Beleidigungen scheinbar durchaus statthaft. Da muss man sich schon fragen, wie es um Facebooks Weltbild bestellt ist. Fairerweise muss aber erwähnt werden, dass es auf anderen Plattformen oder den Kommentarspalten von Zeitungen und Magazinen nicht zivilisierter zugeht. So richtig tröstlich ist dies aber nicht.

Wetten, dieser Artikel wird zensiert?

Diesen Artikel wird barfi.ch auch auf Facebook posten. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mit der Original-Schlagzeile. Denn für Facebook ist das Wort «Puff» nicht mit ihren Richtlinien vereinbar. So geschehen am 26. Februar dieses Jahres, als in einem anderen historischen Artikel von Christian Platz mit dem Titel «Basels erstes Puff lag am Lohnhofgässlein» das Wort «Puff» nach Intervention von Facebook mit «Rotlichtmeile» ersetzt werden musste. Was die Welt zwar nicht gerettet aber immerhin bisschen weniger schlüpfrig gemacht hat.

Möchten Sie sich zum Thema äussern? Hier geht es zur Facebook-Diskussion.

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