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  • Kenneth Steiner
  • Aktualisiert am

Brillen aus dem Internet: Können unsere lokalen Optiker mithalten?

Brillen sind individuell gefertigte Produkte wie Massanzüge. Dazu braucht es individuelle Beratung. Doch eine Brille aus dem Internet ist oft viel billiger als in einer Optikerfiliale. Und nun drängt auch noch der deutsche Online-Kampfdiscounter «Mister Spex» auf den Schweizer Markt. Barfi.ch fragt deshalb: Wie kommt dieser Preisunterschied zustande, was ist mit der Qualität?.

        

Der Markteintritt in die Schweiz von «Mister Spex» vor nun schon drei Jahren war typisch für den Online-Brillenhändler. Ohne grosses Werbetamtam schaltete die Gruppe Anfang April 2015 die lokalisierte Webseite «Misterspex.ch» auf. Ab sofort bot sie Markenbrillen mit Gläsern zu Kampfpreisen ab 60 Franken an. Möglich sind solche tiefen Preise, da ein Optiker Filial- und Lohnkosten hat. Die Qualität des Glases und des Rahmens bestimmt dann auch den Preis: Wer ist der Hersteller, was sind die optischen Eigenschaften? Da die Materialkosten relativ fix sind, berechnet jeder Optiker das Ausmass seiner Dienstleistung individuell.

«Mister Spex» kommt

«Mister Spex» gab es bisher in der Schweiz nur online. Doch das soll sich ändern. «Mister Spex» Gründer und Geschäftsführer Dirk Graber plant das Filialnetz im ganzen deutschsprachigen Raum deutlich auszuweiten. Bisher gibt es nur zehn «Mister Spex» Filialen in Deutschland. Der Plan ist jedoch weitere Geschäfte zu eröffnen, eine Zahl im dreistelligen Bereich wird angezielt. Die Schweiz hat Dirk Graber speziell im Visier. Bisher hat «Mister Spex» hier nur Partnerfilialen, bei welchen man die online bestellte und gekaufte Brille allenfalls richten und reparieren lassen kann.

Da aber eine Brille mit Korrekturgläsern ein individuell gefertigtes Produkt ist, scheint sie für den Kauf im Internet wohl eher ungeeignet. Aber die Shops im Netz ziehen alle Register, um die Nachteile des Onlinekaufs zu kompensieren. Im Optiker-Fachgeschäft ist die Anprobe selbstverständlich. Bei den getesteten Brillen-Shops im Netz muss eine Online-Anprobe genügen. «Mister Spex» bietet eine Online-Anprobe mit dem Livebild der Webcam an, ob das funktioniert? Beim Optiker um die Ecke ist die richtige Korrektur der Gläser kein Problem: Brillenpass abgeben, der Fachmann erledigt den Rest. Nach wenigen Tagen wird das Nasengestell persönlich angepasst und dem Kunden gleich mitgegeben. Onlinebesteller müssen die Korrekturwerte aus dem Brillenpass in ein Onlineformular übertragen. Geht da etwas schief, ist die Brille später unbrauchbar.

Basler Optiker nicht nervös

Die Ankündigung von «Mister Spex», das Filialnetz auch auf die Schweiz auszuweiten, dürfte bei den beiden hiesigen Marktführern Visilab und Fielmann für Nervosität sorgen. Nicht nervös jedoch werden Basler Traditionsoptiker wie Ramstein oder Iseli Optik am Rümelinsplatz. «Der Onlinehandel schadet uns nicht. Er hilft sogar um uns besser zu positionieren», sagt Martin Kündig, Optometrist bei Iseli Optik. Der Onlinehandel ist laut dem Experten die zweite Stufe der Veränderung auf dem Brillenmarkt. Die erste fand bereits vor rund 20 Jahren statt, als Discounter wie Fielmann auf den lokalen Markt drängten. «Die Preise bei uns blieben jedoch immer weitgehend stabil. Wir bieten heute ein breiteres Sortiment an, das wichtigste für uns ist jedoch die Qualität, sie steht im Mittelpunkt», so Kündig weiter. Seit «VIU» in der Nachbarschaft ist, laufe das Geschäft sogar noch besser. «Je mehr Optiker es hat, desto mehr kommt man ins Bewusstsein der Leute».

Für einfache Lesebrillen kann das Internet als Bestellkanal eine Alternative sein. Ist eine permanente, auf das Auge des Kunden zugeschnittene Sehhilfe notwendig, sind Fachgeschäfte weiterhin sehr gefragt. Die kompetente, persönliche Beratung ist unersetzbar.

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