Von weit her: Die Australierin Edwina Tops-Alexander sprang mit der Holsteiner Stute Lintea Tequila letztes Jahr in Basel. Bild: Keystone.
Von weit her: Die Australierin Edwina Tops-Alexander sprang mit der Holsteiner Stute Lintea Tequila letztes Jahr in Basel. Bild: Keystone.
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

CSI Basel: Zoll ärgert Edel-Pferdebesitzer

Heute um Zehn hat in der St. Jakobshalle das Springreitturnier Longines CSI begonnen. 274 Pferde aus 28 Nationen springen für Ruhm und Ehre. Das bedeutet: viel Papierkram am Basler Zoll.

Das teuerste Springpferd der Welt ist ein 12-jähriger Wallach, der einst von der Baselbieterin Janika Sprunger geritten worden war. Das Ausnahmepferd Palloubet d'Halong wurde vor zwei Jahren für 15 Millionen Euro nach Katar verkauft. Seit einigen Jahren sorgen die Araber für einen Boom im Handel mit Springpferden, da sie in grossem Stil Pferde einkaufen. Als heute um Zehn der Longines CSI in der zu einem Springreitparcours umgebauten St. Jakobhalle begann, hatten die Pferde – im Gegensatz zu ihren Reitern – ein kompliziertes Einreiseprozedere hinter sich. Zwar geniessen die edlen Tiere die Fahrt in einem Spezialbus, der zur Pferdebox umgebaut wurde und nicht viel zu wünschen übriglässt. Doch gleichzeitig ist die Einreise – also die Verzollung – viel komplizierter, als die Anreise des Reiters, der an der Grenze einfach seinen Pass zeigen kann. 

Nicht nur braucht das Springpferd einen Chip im Ohr als Identitätsnachweis und einen Pferdepass. Im «Equidenpass» ist das «Signalement» des Tieres festgehalten. Das können beispielsweise Farbflecke an Beinen oder Hals sein. Dann braucht das Pferd eine Anmeldung für das Reitturnier, in dem es startet. So weit so gut. Aber das ist nicht alles. Für die Einreise wird noch ein gültiges Veterinärzeugnis benötigt, die Wertunterlagen der Tiere, konkret handelt es sich dabei um eine Zollrechnung, die den Wert des Pferdes deklariert. Und das ist es dann endlich gewesen.

Musterseite von einem Pferdepass. Bei Springpferden werden spezielle Merkmale erfasst. Bild: FNCH 

Das ist viel Papierkram, wie Daniel Hägler, Leiter Pferdeverzollungen bei Interfracht, weiss. Vor dem Longines CSI stapeln sich auf seinem Bürotisch beim Zollamt Weil jeweils die Dossiers. Erschwerend kommt in diesem Jahr hinzu, dass eine Verzollung am Sonntag nicht mehr möglich ist. Zwar gilt im Warenverkehr generell ein Sonntagsfahrverbot, doch für die Springpferde hatte man eine Ausnahme gemacht. Andreas Keusch von der Zollkreisdirektion Basel erklärt: «Es werden keine generellen Bewilligungen für Turnierpferde zur Zollveranlagung an Wochenenden mehr ausgestellt. Dies weil die entsprechende Praxis bereits im Jahr 2015, im Sinne der Rechtsgleichheit, schweizweit vereinheitlich worden ist».

Impressionen vom letzten Jahr: Die Schwedin Erica Schwartz fällt von Dundalk. Bild: Keystone

Keine Spezialverzollung mehr für die Springpferde. Für die Organisatoren des Turniers und für die Pfleger der Tiere bedeutet dies einen Mehraufwand. Eine Ausnahme gibt es nur für jene Pferde, die in Transit bleiben und mit einem Carnet ATA einreisen. Das Transitdokument muss von einer örtlichen Handelskammer verbürgt werden und gilt ein Jahr. Die meisten Springreiter wählen allerdings die normale Verzollung, da sie in der Regel spontan entscheiden wollen, mit welchem sie Pferd sie am Turnier antreten wollen. Dazu ist ein Carnet ATA etwas teurer.

Die besten und teuersten Pferde

Auf den Wert der Tiere hat der Zoll ein wachsames Auge. Dies liegt am Zollgesetz. Andreas Keusch erklärt: «Grundsätzlich prüft der Zoll risikogerecht. Auch bei einem Carnet ATA oder einem <Freipass> sind die Werte der Sportpferde korrekt zu deklarieren, da es sich rechtlich gesehen um eine Zwischenabfertigung handelt». Das heisst übersetzt, dass für das edle Springpferd so lange Zollgebühren in der Schweiz fällig wären, bis es wieder ausreist. Viel Papierkram vor dem ersten Sprung in der St. Jakobshalle heute Morgen. Kein Wunder, denn es sind die besten und teuersten Springpferde der Welt, die im Basler Turnier antreten.

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