Bild: Basler Stadtbuch
Bild: Basler Stadtbuch
  • Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Da protestierte sogar der Münsterpfarrer: Vor 26 Jahren schwebte eine Seilbahn über den Rhein

Es war spektakulär: Am Samstag balancierte der Seiltänzer Laurence Tremblay-Vu vom Young Stage Festival über den Rhein. Vor 26 Jahren versetzte eine andere Rhein-Überquerung Basel in Aufregung.

Ein eigenartiges Bild: Der Münsterpfarrer Franz Christ setzte sich auf den Tag genau vor 26 Jahren in die Baugrube der «Pfalzseilbahn». Aus Protest. Denn Franz Christ war, wie viele andere, gegen den Bau der Rhein-Seilbahn. Gebaut wurde sie trotzdem. Sie verband im Rahmen der Feierlichkeiten «600 Joor Glai- und Groossbasel zämme» das Gross- und Kleinbasel auf einzigartige Weise. 

© Basler Stadtbuch 

Eine altes Projekt

Die Idee war nicht neu: Bereits 1987 kam sie auf, sollte die beiden Rheinufer mit einer Seilbahn verbinden. Ein Vorstoss im Grossen Rat hätte diese Transportmöglichkeit dauerhaft installieren können. Doch das Projekt wurde nicht weiterverfolgt. Drei Jahre später beschloss der Regierungsrat, das 600 Jahr-Jubiläum des Zusammenschlusses vom Gross- und Kleinbasel festlich zu begehen. Die drei Ehrengesellschaften erhielten den Auftrag, das Organisationskomitee zu bilden, einen Festablauf und Budget vorzuschlagen.

Das Fest stand unter dem Motto «Zämme». Denn wie das Gross- und Kleinbasel zusammenkamen, sollte die ganze Region gemeinsam dieses Jubiläum feiern können. Die in Basel lebende Bevölkerung, die südbadischen und elsässischen Nachbarn sowie der angrenzende Kanton Basellandschaft wurden eingeladen, sich sowohl mit Festwirtschaften als auch am Festumzug zu beteiligen. Als Partnerstädte wurden Liestal, Freiburg i.Br. und Mülhausen ausgewählt. Was symbolisiert das Miteinander besser als eine Verbindung in der Luft? Die Seilbahn über dem Rhein wurde mit 100'000 Franken à fonds perdu von der Regierung finanziert. Dieser hohe Betrag erhitzte die Gemüter. Der Heimatschutz und viele andere waren gegen das Projekt. Doch allen Protesten zum Trotz - auch das Sitzen in der Baugrube des Münsterpfarrers nutzte nichts - die Seilbahn wurde gebaut.

»Für e Schnägg» über den Rhein 

Am Mittwoch, 1. Juli 1992, schwebte die Seilbahn erstmals über den Rhein. Die Baslerinnen und Basler nannten es liebevoll das «Schwääbedrämmli». Betrieben wurde es von den Basler Verkehrsbetrieben und sah aus, wie ein kleines, viereckiges Tram. An jenem Mittwoch fuhren die Geburtstagskinder gratis. Eine Überraschung war eine Gruppe verkleidete Basler, die die Gondel als Skifahrer einweihten. Medienberichten zu Folge war die Überfahrt kein ganz billiges Vergnügen. So kostete die Fahrt von 185 Metern über den Rhein laut damaligen Medienberichten  fünf Franken. Offiziell eröffnet wurde die Bahn dann am Abend von der Regierung und den Ehrengesellschaften.

Ein Billett für das «Schwääbe-Drämmli» | Bild: zVg 

Das «Schwääbe-Drämmli» wurde im November 1992 wieder abgebaut. Im Februar dieses Jahres gab es jedoch erneut einen politischen Vorstoss, eine Seilbahn über den Rhein zu bauen. Vergeblich. Denn eine Seilbahn sei zwar originiell, würde die Basler Verkehrsbetriebe jedoch nicht entlasten. Was bleibt, sind spektakuläre Bilder und schöne Erinnerungen.

Weitere Basler Geschichten
Zurück zur Startseite

Vielen Dank an das Basler Stadtbuch für die Informationen und Bilder. 

Waren Sie auch Passagier des «Schwääbedrämmli»? Erzählen Sie es uns auf Facebook!

Zum Thema

  • Hochseil-Performance über dem Rhein: Video und Bilder Zum Artikel