Bild: Keystone
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  • Nathan Leuenberger
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Das verstehe, wer will: Buvetten - noch bis vor Kurzem geächtet, nun gefördert

Wie sich die Zeiten doch ändern. Während Buvetten vor wenigen Jahren noch mit den Behörden um jeden einzelnen Standort in der Basler Innenstadt kämpfen mussten, liegen die Zügel heute um einiges lockerer. Lange geächtet wurden die mobilen, originellen Verpflegungstätten zu attraktiven Treffpunkten. Die Stadt scheint einzurenken, ja will sogar ausbauen. Dieser Mittwoch ist deshalb ein ganz spezieller Tag.

Bis exakt heute Abend um Mitternacht läuft die Frist zur Vernehmlassung der «Verordnung zum Gesetz über die Nutzung des öffentlichen Raumes», kurz «NöRV». Darin ist vorgesehen, dass Buvetten «in der Regel» neu von März bis Oktober betrieben werden, eine präzise Zeiteinschränkungen existiert allerdings keine mehr. Die Formulierung beinhaltet so einen grossen Ermessensspielraum. Bisher durften die innovativen Betreiber ihre kleinen Wirtschaften nur für jeweils sechs Monate führen: Ausschliesslich an einem Stück, von April bis September. Auch wenn die Buvetten auf den ersten Blick im Herbst an Attraktivität zu verlieren scheinen, sei das Geschäft dann doch immer bis zum Schluss recht gut gelaufen. Dieses Jahr dürften die Kassen ohnehin länger klingen, so Cyrill Lang von der Rhyschänzli Buvette: «Das Potential ist heuer über den September hinaus besonders gut, da der Sommer durchzogen war. Deshalb haben die Leute im nun anstehenden Herbst noch immer grosse Lust raus zu gehen». In Jahren mit einem richtig guten Sommer, seien Besucher jeweils schnell einmal «übersättigt». Das dürfte in diesem Jahr anders sein. 

Die Behörden zeigten Verständnis, seien flexibel geworden, wie Betreiber gegenüber barfi.ch berichten. Einen genauen Termin wann auf- oder abgebaut würde, musste man bereits jetzt nicht mehr angeben – so lange nicht übertrieben wird, werden die Augen zugedrückt. Denn die Stadt profitiere ja nicht zuletzt auch von den zusätzlichen Standplatzgebühren.

Die künftig mögliche Herbstbewirtschaftung wird den beliebten Betreibern vereinfacht, sie sind nicht mehr an die erwähnte Sechsmonats-Regel gebunden, können frei über ihre Zeiten verfügen – sofern die «NöRV» so umgesetzt werden sollte, wie in der Vernehmlassung vorgesehen.

Der Kanton will sein Stück vom Kuchen

Man höre und staune. Neben den bereits bestehenden Buvetten sollen sich nächstes Jahr nun plötzlich sogar noch einige weitere hinzugesellen; diesmal allerdings unter Federführung des Kantons. Unter anderem am Schaffhauser Rheinweg. Dort dürfte es allerdings Probleme geben. Anwohner wollen die Gastrobaracke nicht. Trotz 20 Einsprachen will sich das Bau- und Verkehrsdepartement für eine Umsetzung stark machen. Mediensprecher Daniel Hofer sagte gegenüber SRF: «Das Ziel ist, das Projekt so auszuarbeiten, dass sich die Anwohnerinnen und Anwohner respektiert fühlen und auf weitere Einsprachen verzichten».  Man bleibe im Gespräch mit den Betroffenen, die Eröffnung soll nächstes Jahr umgesetzt werden, wie geplant.

Winterabende in der Buvette?

Die «gestandenen» Betreiber der Buvetten begrüssen die Möglichkeit länger am Sommerstandort zu bleiben, trotz der allfälligen staatlichen Zusatzkonkurrenz. Einer von ihnen träumt sogar von einer Menükarte mit Raclette und Fondue. Bei der Bollwerk Buvette tönt es schon fast festtäglich: «Im Herbst wird auf Glühwein und Käsewaren umgestellt. Wir werden sicher bis Mitte Oktober offen haben und schauen mal, wie lange es die Temperaturen erlauben», so Roger Greiner gegenüber barfi.ch. Kann es etwa soweit kommen, dass die kleinen Gastrotempel in nicht allzu ferner Zukunft statt mit der Badehose, auf Skiern angesteuert werden?

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