Bild: Keystone
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  • Nathan Leuenberger
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Der 8er und Weil: vergesst die Schnäppchenjäger. Es ist unsere Stadt, die enorm profitiert.

Mal ehrlich, die Meinungen sind längst gemacht: Die Verlängerung des 8er-Trams über die Landesgrenze hinaus fördert den Einkaufstourismus der Basler ins Badische. Daran gibt es nichts zu rütteln. Punkt. Aber die Geschichte hat eine in diesem Ausmass völlig unerwartete Wende genommen. Mittlerweile benutzen die Deutschen Pendler diese Verbindung genauso oft, wie die Schweizer Fahrgäste, nur jeweils in die entgegengesetzte Richtung: Dies bestätigen erste Auswertungen der Basler Verkehrsbetriebe nach Recherchen von barfi.ch.

Tatsächlich sind es nicht nur Schweizer Einkaufsbummler, die Freude am Grenzverkehr per Tram haben, sondern auch eine Vielzahl unserer deutschen Nachbarn, die in der Region arbeiten. Die BVB stellte in den vergangenen Monaten auf der Schweizer Seite der Linie 8 einen Rückgang bei der Fahrgastfrequenz fest, dieser gilt aber explizit nicht für die Badischen Nutzer der drei Weiler Haltestellen. Hier erhöhten sich die Zahlen deutlich und steigen noch immer.

Bei den Morgenpendlern liegt die Haltestelle am Weiler Bahnhof inzwischen sogar bei den Spitzenreitern des BVB-Netzes. Wo die Weiler Fahrgäste in Basel wieder aussteigen, sei laut der BVB schwierig festzustellen, denn man könne nur das Einsteigen bei den Haltestellen erfasst werden. «Es ist richtig, die Anzahl der Pendler und Pendlerinnen von Weil am Rhein nach Basel hat im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem ersten Semester 2015 zugenommen», sagt BVB-Sprecherin Claudia Demel gegenüber barfi.ch. Im Vergleichszeitraum 2016 sei die Zahl der Morgenpendler aus Deutschland sogar um ein Fünftel gestiegen. Das sind 20%, ein unglaublich starker Wert.

Kein U-Abo 

Deutsche Nachbarn lassen sich den Tramspass etwas kosten, denn im Gegensatz zu Baslern, gibt es für sie kein U-Abo: «Die Pendler und Pendlerinnen aus dem Regionalverbund Lörrach lösen mehrheitlich die «RegioCard Plus» oder «RegioRard Plus light». Dies ist nötig, da Fahrgäste mit Wohnort in Deutschland kein Anrecht auf ein mit Schweizer Steuergeld subventioniertes U-Abo haben», so Claudia Demel. Für die RegioCard-Plus light bezahlen deutsche Pendler je nach Variante monatlich 118, oder 97 Franken. Damit vereinen sie die Angebote der Basler und Lörracher Verkehrsbetriebe in einer Karte.

Erst verpönt, jetzt eine Erfolgsgeschichte 

Die neugefundenen Drämmli-Freunde auf der anderen Seite der Grenze dürfen sich auf die Zukunft freuen und wir uns auch. Bei den bisherigen drei Haltestellen auf deutschem Boden soll es nicht bleiben. Inzwischen plant man nicht nur in in Weil konkret eine Verlängerung der beliebten Tramlinie. Gut 18 Millionen will man dafür in die Hände nehmen. Ein Unterfangen, an dem sich die Schweiz und Weil zu je fünfzig Prozent beteiligen sollen. Dafür muss bis Ende 2016 beim Bund das geplante Programm angemeldet werden, was als beschlossene Sache gilt. Werden die Gelder für den Ausbau freigegeben werden, kann das Projekt «Tram 8 plus» bis 2022 mit dem Betrieb beginnen und weitere Pendlerströme aus Deutschland von Basels Strassen nehmen. Und was oft übersehen wird: Natürlich bringt der 8er Schweizer Einkaufstouristen ins günstige Nachbarland. Aber nicht zu knapp auch Deutsche Kunden in des vielfältige, qualitativ hochstehende Angebot unserer Innenstadt. 

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