• Nathan Leuenberger / barfi
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Der alte Fotiautomat am Barfi hat uns verlassen

Seit einer gefühlten Ewigkeit beglückte uns der Fotiautomat am Barfi mit Erinnerungen im Westentaschenformat. Jetzt ist er weg. Aber für die Nostalgiker ist noch nicht alles verloren.

Er war der Ursprung für Souvenirs aus dem Basler Nachtleben oder für die Bekundung tiefster Freundschaften. Aber auch seriöse Fotos für unzählige IDs wurden im Automaten geschossen. Genau, es geht um den Fotiautomaten am Barfi. Am frühen Montagmorgen aber der Schock: Wo noch am Wochenende der Automat gestanden hatte, klaffte ein Loch in der Wand.

Der neue Automat am Barfi

Der neue Automat am Barfi

Müssen wir jetzt schon wieder das Ende einer Ära beklagen? Nein, nicht ganz. Unser aller liebster Automat hatte sein Leben ausgehaucht, wie die BVB gegenüber barfi.ch sagt. An seine Stelle tritt jetzt ein neuer Gefährte. Ein moderneres, ein schnittigeres Modell. Und siehe da: Nur wenige Stunden nach dem Morgenschock steht ein Hightech-Fotoautomat dort, wo früher so mancher Moment flüchtigen Glücks im Ausgang als Foto festgehalten wurde und schliesslich in den Untiefen eines Portemonnaies verschwand.

Obwohl heutzutage fast jeder und jede mit einem Smartphone ausgerüstet ist, halten sich die alten Blitzkisten immer noch gut in der Rheinstadt. Insgesamt 40 Automaten der Firma «Prontophot» sind laut deren Website in Basel aufgestellt. Alle Fotokästen sind in der Lage ID-Fotos zu schiessen, die für offizielle Dokumente verwendet werden können. Für Passfotos sind diese Geräte allerdings nicht geeignet; da ist ein Gang ins Passbüro nötig. Denn das Passfoto – Namensgeber der Automaten – muss flächendeckend biometrisch sein. Das Motiv: Genormte Langeweile für eine globalisierte Welt.

Aber das passt nicht zu den Gefühlen, die sich mit diesen Automaten verbinden. Die Kästen mit ihren Vorhängchen, den unsäglichen Sitzen und dem Gestank von Chemie waren das Portal in eine Parallelwelt, in der alles erlaubt war und alles als Schnappschuss festgehalten wurde. Für alle Ewigkeit. Oder so lange der Moment eben wichtig war. Ganze Jugendzimmer waren damit zugekleistert, erst schwarzweiss und dann halt eben farbig: Spiegel, Schrankwände, Türen. Ein einmaliger Abend in der Innenstadt, ein Treffen zwischen besten Freundinnen oder ein erstes Date: Die Nostalgie der Taschengeldfresser ist grenzenlos. Und noch nicht ganz verloren.

Zeitreise für drei Franken

Im Unternehmen Mitte steht seit knapp einem Jahr ein alter «Photo Booth». «Bei uns kann man für drei Franken alte Automatenfotos machen», sagt Selma Bausinger. Sie war dafür verantwortlich, dass die Antiquität ihren Weg ins Kaffeehaus fand. «Bei den Leuten kommt es wirklich sehr gut an. Vor allem, da unsere Fotostreifen noch vollkommen analog sind und nicht digital verarbeitet werden.» Diese eignen sich inzwischen allerdings nicht mal mehr für die Identitätskarte. Das zeigt sich auch im Selbsttest: die Fotos sind überbeleuchtet oder zu unscharf. Aber genau deswegen versprühen sie einen Charme, den auch das neuste Gerät am Barfi nicht einzufangen vermag.

Der neue Hightech-Bruder der alten Maschine am Barfüsserplatz war bis zur Stunde noch nicht in Betrieb. Sobald dieser die Arbeit aufnimmt, hat er auch seinen Preis: Bezahlt man 10 Franken für die ID Fotos. Wer lieber ein Fotostreifen mit fünf verschiedenen Posen fürs Portemonnaie will, der berappt gleich 12 Franken. Das ist doch um Welten teurer als das, was früher in einem solchen Automaten liegen gelassen wurde. Zum Glück haben Basler da eine Alternative.

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