Bild: Jonas Egli
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  • Jonas Egli / Christine Staehelin
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Die Elefanten im Zolli werden auf Trab gehalten: «Tembea» ist eröffnet

Die Zeiten, als Elefanten noch angekettet oder als Reittiere verwendet wurden, sind vorbei. Die neue Elefantenanlage im Zolli Basel steht im Zeichen neuer Konzepte der Tierhaltung: Mehr Platz und mehr Selbstverantwortung für die Tiere. Heute wurde sie präsentiert, ab Morgen ist die Anlage für alle geöffnet und am kommenden Wochenende findet das Eröffnungsfest statt. Wir waren schon mal da.

Drei Jahre Bauzeit für das Savannen-Feeling

Drei Jahre wurde gebaut, nun ist sie da: Die neue Elefantenanlage «Tembea». Fast dreimal so viel Platz haben sie zur Verfügung, aber nicht nur das: Die Anlage ist ein Erlebnispark für Elefanten. «Tembea» bedeutet auf Swahili «auf Trab». Die gesamte Anlage ist abwechslungsreich gestaltet und die Bereiche können nach Bedarf abgetrennt und neu geordnet werden. So finden die Tiere täglich neue Wanderrouten, wie Olivier Pagan, Direktor des Zolli, betont. Auch werden sie nicht mehr wie früher gefüttert, sondern müssen auf der Suche nach Nahrung ständig umherziehen. Diese finden sie nämlich in über 120 Verstecken, die sie selber finden müssen. Und auch diese verändern sich ständig: Mal ist das Futter in der einen kleinen Höhle versteckt, mal in der anderen. Wie in der Savanne! Ganz modern werden Futterkörbe computergesteuert von der Decke heruntergelassen.

Das Band ist durchschnitten, die neue Anlage feierlich eröffnet. 

Auf der Anlage gibt es nicht nur feste, sondern auch sandige Böden. Gruben, Nasszonen, Seile und Pfosten, und schattenspendende Begrünung wechseln sich ab. Adrian Baumeyer, der Kurator der Anlage, meint, die Tiere hätten die neuen Bedingungen sehr positiv aufgenommen und nützen die Möglichkeiten rege.

Um die Bewegung und die Abtrennung im neuen Konzept umsetzen zu können, ist die Anlage computergesteuert und automatisiert worden. Ein Techniker kann die Futterstellen und Durchgänge steuern und programmieren. Im lichtdurchfluteten Haus gibt es zudem keine Boden-, sondern eine Wandheizung. Elefanten, besonders ältere Tiere, lehnen sich gerne an die warme Wand an. Auch zum Schlafen - denn ältere Elefanten können sich in der Nacht nicht mehr hinlegen.

Ein Bulle soll bald hinzukommen, der Zoo hat bereits einen Kandidaten in Aussicht. Allerdings hat dieser eine eigene Anlage: Die Elefantendamen dulden keinen Kerl unter sich.

Nicht nur die Elefanten, auch die Wärter müssen umlernen

Veränderungen in der Haltung sind nicht nur in den baulichen Massnahmen zu erkennen, man hat den Betrieb der Elefantenanlage auch auf «geschützten Kontakt» umgestellt. Das heisst, die Wärter und die Tiere kommen nur durch Gitter in Berührung. Dies geschieht nicht nur zum Schutz der Wärter, sondern auch, um das soziale Gefüge der Elefanten nicht zu stören. Nicht mehr die Wärter sollen die Alphatiere sein, sondern einer von ihnen muss aufpassen, dass in der Gruppe Harmonie herrscht.

Von der Aussichtsplattform aus hat man einen schönen Überblick über die neue Anlage. 

Dies bedeutet neue Abläufe für Tiere wie Wärter. Die Elefanten werden nicht gezwungen, sich einer Untersuchung zu unterziehen, sie machen das freiwillig. Dennoch: Schon in der kurzen Zeit seien Verbesserungen zu spüren. Durch gezieltes Training läuft dies bisher reibungslos. Adrian Baumeyer zieht ein positives Resumé: «Der Umgang mit den Elefanten ist bereits merklich einfacher und entspannter geworden.»

Man bedenke, vor nicht allzu langer Zeit unterstanden die Tiere noch ihren Wärtern, wurde angekettet und mussten als Reittiere herhalten. Bis in die 1990er Jahre fanden täglich Shows in der Manege statt. Wer erinnert sich? Seit dem ersten Elefanten «Miss Kumbuk» im Jahr 1886 hat sich viel verändert und die Elefanten haben mit «Tembea» ihren Stolz zurückerhalten.

Doch Thomas Kauffels, Direktor der European Association of Zoos, fügt ironisch hinzu: «Wir machen hier, was man immer tut, wenn solche Anlage erneuert werden und uns wohl in ein paar Jahrzehnten auch wiederfahren wird: Wir kritisieren die Vorgänger und wollen es besser machen als sie.» Doch schon jetzt geben ihnen die Resultate Recht.

Die Sache mit dem Geld: Ein Apell von François Lebhardt

Der Patronatspräsident des Tembea-Projekts, François Labhardt, macht sich allerdings auch Sorgen: Am Mittwochmorgen wurde im Grossen Rat debattiert, ob dem Zolli Mittel in der Höhe von einer halben Million Franken jährlich gestrichen werden sollen. In der Vorberatung ging die Debatte zugunsten des Zolli aus. 

Die Befürworter der Gelderkürzung sagen, der Zoo sei ja angeblich reich. Das stimme nur zum Teil, wie das Tembea-Projekt selbst zeigt: Die 27 Millionen für die Anlage kamen ausschliesslich durch private Spender zusammen. Ohne diese ginge es nicht, die Betriebskosten seien immer noch höher als die Einnahmen. Dies gefährde auch das Engagement des Basler Zoos in den internationalen Bestrebungen zum Artenschutz, wo Zoos eine wichtige Rolle spielen. Zudem sei der Zolli mit seinen 1,2 Millionen Besuchern jährlich die erfolgreichste Institution in der Stadt. Sich nur auf Gönner verlassen zu müssen, sei eine unbehagliche Situation. 

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