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  • Christine Staehelin
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Die Natur erobert sich das Rheinufer zurück

Die Stadtgärtnerei Basel-Stadt strebt seit rund zwanzig Jahren eine Pflanzenvielfalt im ganzen Kanton an. Am Rheinufer sieht man auf beeindruckende Weise, wie die Natur ihren Platz zurückerobert. 

Man möchte die Natur in der Stadt nicht zu sehr im Zaum halten, man möchte eine Pflanzenvielfalt und die Stadt zu einem Biotop für viele Lebewesen und Pflanzen verwandeln: Dieser Paradigmenwechsel geschah in den 1990er-Jahren in der Stadtgärtnerei Basel-Stadt. Seitdem wird Basel grüner und grüner.

«Wenn man einen Lebensraum wie Basel-Stadt anschaut, dann gibt es keinen Quadratmeter, der nicht schon verändert worden ist», erklärt Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei Basel-Stadt. «Das einzige, was die Natur alleine geschaffen hat, ist das Rheintal: Der Rhein, der Birsig und die Birs haben sich selbst dorthin bewegt, wo sie heute sind und münden.»

Es gibt keine Urlandschaft mehr 

Das ist dann auch das einzige, was nicht von Menschenhand bearbeitet worden ist. Überall dort, wo Natur zu sehen ist, wurde sie wieder hergestellt oder hat sich von selbst dort gebildet. «In Basel gibt es keine Urlandschaft mehr», erklärt der oberste Stadtgärtner. «Aber die Natur ist anpassungsfähig und installiert sich schnell wieder.» Und genau dies sieht man vor allem am Rheinufer sehr gut.

Der Rhein hat die Landschaft von Basel geformt und einen Kanal in bebautem Gelände freigehalten, der seit Jahrtausenden wichtige eine Transportachse ist. Aber nicht nur die Schiffe, sondern auch Lebewesen nutzen den Rhein, um zu reisen. Seit einigen Jahren finden die Tiere am Rheinufer oder in den Seitentälern ein neues zuhause. So hat etwa der Biber auf seiner Reise durch Basel bei der Birs eine neue Bleibe gefunden.

Schluss mit Jäten 

Dass Basel nicht nur bei den Bebbi, sondern auch bei den Lebewesen derart beliebt ist, hängt mit dem besagten Paradigmenwechsel in den Neunzigerjahren zusammen. Emanuel Trueb begann vor bald 25 Jahren seine Arbeit in der Stadtgärtnerei und erinnert sich, wie es früher war. «Damals bestand die Devise, dass man die Landschaft putzt und jätet. Die Befestigungen des Rheinufers waren blanke Steinanlagen, die man regelmässig reinigte.»

Früher jätete und putzte man das Rheinufer, heute lässt man der Natur freien Lauf. © barfi.ch 

Wenn man das Rheinufer heute betrachtet, sieht man Gräser, Pflanzen, Blumen und Bäume. «In den vergangenen Jahren gingen wir den neuen Weg und liessen es grünen», erklärt Emanuel Trueb. Schluss mit jäten und putzen: Die Natur dankt es mit einer schönen Vegetation. «Die Pflanzen am Rheinufer hat niemand angesät», so Emanuel Trueb. Einziger Einschub ist, dass die Stadtgärtnerei die Hänge entsprechend mäht. Die Pflege erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt, das für die Fliessgewässer und Uferzonen zuständig ist. 

Sonnenliebhaber auf der Kleinbasler Seite 

Mähen wird auf der Kleinbasler Seite schwierig, sieht die Uferböschung an gewissen Stellen doch aus wie ein kleiner Wald: Gehölze haben sich installiert. «Diese werden wir punktuell entfernen», erklärt Emanuel Trueb. Denn die Sträucher nehmen der Sonnenseite von Basel die Sonne weg. Das hat zur Folge, dass die Sonnenliebhaber wie Heuschrecken, Tagfalter und Eidechsen, das Ufer wieder verlassen.

Auf der Kleinbasler Seite gibt es viel Gehölz. © barfi.ch 

Dadurch, dass die Stadtgärtnerei der Natur ihren Platz in der Stadt freigibt, gibt es in Basel mehr Lebewesen. Unter Aufsicht der Stadtgärtnerei, versteht sich: «Wir kuratieren die Grünflächen und schauen, wie sich die Pflanzenzusammensetzungen entwickelt.» Mit Erfolg: Die Grünflächen am Rheinufer sind von unglaublicher Reichhaltigkeit. So würde man auf einen Quadratmeter mindestens dreissig verschiedene Pflanzenarten zählen.

Sogar Wildrosen haben ihren Platz am Rhein gefunden. «Diese lassen wir bewusst wachsen», erläutert Emanuel Trueb. «Sie bilden Hagebutten, die wiederum als Futter für die Vögel dienen.» Das Rheinufer ist also nicht nur für die Baslerinnen und Basler ein beliebter Ort. Auch die Tierwelt hat dank der Stadtgärtnerei wieder ihr kleines Paradies gefunden.

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