Basler Schwarzfahrer sollen gesamtschweizerisch reserviert werden. Bild: Mira Lachmann
Basler Schwarzfahrer sollen gesamtschweizerisch reserviert werden. Bild: Mira Lachmann
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Die SBB wollen Basler Schwarzfahrer gesamtschweizerisch registrieren

Kaum wäre es erlaubt, möchten die Schweizer Eisenbähnler ein Schweizer Register für Schwarzfahrer einführen. Ein zentrales Schwarzfahrerregister, das schweizweit jeden Schwarzfahrer erfasst. Der Tarifverbund Nordwestschweiz findet das Register keine schlechte Idee.

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wollen den Schwarzfahrern an den Kragen: Ein nationales Register soll es richten. Im Jahr 2016 seien von den fleissigen Eisenbahn-Kontrolleuren 430'000 Schwarzfahrer erwischt worden. So entginge der Eisenbahn ein zweistelliger Millionenbetrag. Die Begründung des Mediensprechers Reto Schärli nach dem Nutzen eines solchen Registers gefragt, klingt wie ein Appell: «Eine einheitliche Datenbank würde der Branche helfen, den Kampf gegen Schwarzfahren gemeinsam zu führen.» Zudem sei die rechtliche Grundlage für ein solches Register 2016 vom Bund geschaffen worden, ohne, dass der Datenschutz verletzt werde.

Nur ein Fünfzigstel eines Prozents fährt schwarz

Ein Blick auf die Statistik zeigt allerdings, die Schweizer sind ehrliche Reisende. Knapp über 2 Milliarden Menschen benutzen jährlich den öffentlichen Verkehr, 5,5 Millionen pro Tag, davon fahren täglich 1'158 schwarz. Das entspricht knapp einem Fünfzigstel eines Prozents. Aber natürlich geht es ums Geld, so sagt Reto Schärli: «Der SBB allein entgeht durch Reisende ohne gültige Fahrausweise jedes Jahr ein zweistelliger Millionenbetrag.» Ums Geld geht aus dem Basler Tarifverbund TNW. Direktor Adrian Brodbeck befürwortet das zentrale Schwarzfahre-Register ebenfalls aus finanziellen Gründen: «Aus Sicht der Einnahmensicherung sind Schwarzfahrer entgangene Einnahmen.» In der Region kutschieren bei 214 Millionen Passagieren rund 54'000 ohne Billett durch die Lande. Die entgangenen Einnahmen schätzen die Verkehrsbetriebe mit ungefähr 2 Millionen Franken ein. Allerdings läge dann der Ticketpreis bei rund 37 Franken.

Basel und die Schwarzfahrerquote

In den beiden Basel werden anders als etwa bei den Züricher Verkehrsbetrieben (ZVV) und den verschiedenen Buslinien die Daten der Schwarzfahrer nicht ausgetauscht. Allerdings würde man darüber kommunizieren, wie erfolgreich die Kontrollen jeweils seien, sagt Adrian Brodbeck. Für den TNW scheint das zentrale Register für die Schwarzfahrer keine besondere Leidenschaft, so sagt Adrian Brodbeck nach dem lokalen Aufwand eines solchen Registers befragt: «Der Aufwand liegt bei den Transportunternehmen, ihnen stehen auch die Erträge aus den Bussen zu. Diese Frage kann deshalb vom TNW nicht beantwortet werden. Jedoch macht der TNW Vorgaben betreffend der maximalen Schwarzfahrerquote an die Transportunternehmen, die nicht zu überschreiten sind. Diese Vorgaben werden von allen Transportunternehmen im TNW gemeinsam verabschiedet.»

Zwischen Geldgier und Kulanz

Die SBB dagegen sehen hier einen finanziellen Nutzen, da die Bussen von Fall zu Fall ansteigen würden. Am Ende liegt darin der hauptsächliche Nutzen eines landesweiten Registers für Schwarzfahrer. Man könnte diese im Wiederholungsfall einfach mit einer höheren Busse bestrafen. Eine abschreckende Wirkung wollen allerdings weder der TNW noch die SBB dem Register zugestehen: Dazu seien vor allem die Kontrollen da. Immerhin auch die Schweizer Eisenbähnler wollen ihren Fahrgästen gegenüber verständnisvoll sein: «Auf der andern Seite wollen wir – namentlich im Erstfall – kulant sein mit unseren Kundinnen und Kunden. Das heisst, wir wollen niemanden mit hohen Zuschlägen aufgrund eines kleinen Versehens belegen.  Für uns ist wichtig, dass der öffentliche Verkehr einfach, berechenbar und kundenfreundlich funktioniert. Dazu gehört auch Augenmass.»

Augenmass wäre es, wenn die Verkehrsbetriebe erkennen würden, dass gemäss ihren eigenen Angaben nur sehr wenige Leute ohne Billett unterwegs sind. Und es darum wohl kein solches Register braucht. Gemäss Reto Schärli fänden zwischen den Verkehrsbetrieben im Moment Diskussionen statt. Ein Entscheid könnte wohl frühestens Ende Jahr erfolgen.

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