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  • Christine Staehelin
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Die berühmten Bäder von Baselland. Heute: Bad Schönenbuch ohne Bad

In seiner Serie stellt barfi.ch berühmte historische Baselbieter Bäder vor und was sich heute dahinter verbirgt. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: «Bad Schönenbuch» war als Heilbad ein veritabler Flop. Bis es als Restaurant Wiederauferstehung feierte.

Schönenbuch, da hat man gleich das offizielle Baselbieter Lied «Vo Schönebuech bis Ammel, vom Bölche bis zum Rhy...» im Ohr. Der beschauliche Flecken ist nämlich ein Ort, an dem die Zeit still zu stehen scheint. Das typische Dorf ist eine Oase, nahe Allschwil und damit der Stadt Basel. Dies war bereits im 19. Jahrhundert so. Vor 155 Jahren eröffnete das Restaurant «Bad Schönenbuch». Eigentlich ein katastrophaler Flop, aus dem dann doch eine Erfolgsgeschichte wurde.  

Trendige Kurorte

Das Bad Schönenbuch gibt es seit 155 Jahren © barfi.ch 

Begonnen hat die Geschichte als in der die Region einen wahrhaften Bäder-Tourismus erlebte. Es gab Bäder in Eptingen, Bubendorf, sogar in Riehen und im heutigen Neubad-Quartier. Baslerinnen und Basler verbrachten ihre Ferien an diesen Kurorten. Wer mit einer weniger guten Gesundheit gesegnet war, dafür über ein volles Portemonnaie verfügte, fuhr weiter nach Ragaz, St. Moritz oder Leuk. Weniger Betuchte erholten sich in den Bädern der Region. 

Kohlensäure und Schwefel

In der zweitkleinsten Gemeinde des Kantons Basel-Landschaft, Schönenbuch, sprudelte ebenfalls eine Quelle. Stolz war man auf das Wasser, es sei von «anerkannten Chemikern und geschickten Doktoren» untersucht worden und so beschloss man, ein Heilbad einzurichten. Das stark kohlensäurehaltige Wasser mit Schwefelgeschmack war eigentlich ideal und dem Zeitgeist entsprechend.

Das Bad Schönenbuch besticht durch traditionelle Einrichtung. ©barfi.ch 

Am Pfingstmontag, dem 17. Mai 1862, wurde die Eröffnung gefeiert. «Es wird täglich kalte, warme Douche-, Dampf-, Kräuter- und Schwefelbäder geben. Auch bin ich mit einem Bader versehen, der im Schröpfen und Aderlassen gut bewandert ist», stand damals in der Zeitung. Doch das Bad konnte nie zahlreiche Kurgäste anziehen, gebadet wird im Bad Schönenbuch seit mehr als hundert Jahren nicht mehr. Vielleicht war es der relativ späte Eröffnungszeitpunkt, vielleicht war der Markt gesättigt? Zudem passten das Bauerndorf und Glamour einfach nicht zusammen. 

Seit 155 Jahren ein Restaurant 

Die frühe Geschichte des Bades liest sich wie eine Tragödie. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn zum Bad gehört natürlich auch ein Restaurant, in dem gegessen, getrunken und getanzt werden konnte. 1925 schrieb der Verkehrsverein Baselland in seiner Broschüre über Bad Schönenbuch, es sei ein «bestbekannter Landgasthof mit Fremdenzimmern. Eigene Landwirtschaft, Milchkuren. Schöne Lokalitäten für Vereine, Gesellschaften, Hochzeiten. Nur Spitzenweine, gute bürgerliche Küche.» Man sagt, dass die Baselstädter mit ihren jungen Fräuleins ausgelassene Abende im Sääli verlebten. «Das war wohl das reinste Sodom und Gomorrha», lacht die heutige Wirtin Jacqueline Levy Matter.

Die Liste der Wirtewechsel ist lang. Auf dem Bild ist die Wirteliste ab 1924. ©barfi.ch 

Seit dreissig Jahren führen ihr Mann Michael Matter und sie das Traditionsrestaurant. Eine ausserordentlich lange Zeit, denn die Gaststube war von vielen Wechseln geprägt. Diese Unbeständigkeit liess allerlei Geschichten um das schöne Lokal entstehen. So sagt man, dass ein Wirt einmal mit der Kasse und einer Serviertochter bei Nacht und Nebel davon geschlichen sei. Eine andere Geschichte besagt, die Geldprobleme hätten einem Wirt derart zugesetzt, dass er in der vollen Gaststube zusammenbrach und verstarb.

Auch als das jetzige Wirtepaar die Beiz übernahm, rechneten viele damit, dass es bald wieder einen Wechsel geben würde. Doch weit gefehlt. Im Februar 1986 haben sie das Restaurant übernommen und führen es bis heute. Sehr erfolgreich, wohl gemerkt. Mit dem Gerücht konfrontiert, dass sie bald aufhören würden, lachen die Gastgeber. «Wir werden sicher noch einige Jahre weitermachen.» Und zwar genau so, wie es die Gäste lieben: traditionelle Küche, gutes Essen und ein gemütliches Ambiente. Ein Ort für die Städter, an dem sie Landluft schnuppern können und eine Küche wie in den früheren guten alten Zeiten geniessen können. 

Weitere Informationen zur Geschichte rund um die Bäder der Landschaft finden sich im Band «Von alten Bädern in der Stadt und der Landschaft Basel», 1964 von Eugen A. Meier, Verlag Helbing & Lichtenhahn.

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