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Drogen im Basler Nachtleben: Im Club werden Pillen mit dem Wissen der Polizei kontrolliert

Kokain, angereichert mit Wurmmittel, gestreckte Ecstasypillen und solche die extrem überdosiert sind. Die Suchthilfe Region Basel kontrolliert zusammen mit dem Berner Kantonslabor die Drogencocktails der Partygänger gleich vor Ort und schützt sie so vor einer ungewollten Überdosis.

Die kleinen Partypillen sehen aus wie eine bekannte Figur aus der Popkultur oder das Logo einer Marke. Harmlos, freundlich, einladend. Schon nur eine dieser synthetischen Tabletten könnte das Leben des Konsumenten verändern. Es kommt nicht selten vor, dass die Ecstasy-Pillen überdosiert sind. Vor allem solche, die von Aussen besonders harmlos wirken, schon fast wie eine angesagt Süssigkeit.

Bei den Partypillen handelt es sich um MDMA, oder umgangssprachlich Ecstasy. Die Anfangs des 20. Jahrhunderts erfundene Droge ist in fast jedem Club in Basel anzutreffen. Teils noch gefährlicher, als die Substanz schon von Natur aus ist: «Bei Ecstasy sind immer wieder hochdosierte Tabletten im Umlauf. Und die Pillen werden immer wieder durch andere Inhaltsstoffe angereichert», sagt Oliver Bolliger, Leiter des Beratungszentrums der Suchthilfe Region Basel.

Ein mobiles Labor aus Bern

Um die Konsumenten von gefährlichen Folgen zu bewahren ist die Suchthilfe jährlich mehrmals im Nachtleben mit dem Projekt Safer Dance Basel unterwegs. Teils mit einem mobilen Labor, mit welchem die Inhaltsstoffe verschiedener Drogen gleich vor Ort ausgewertet werden können. «Am meisten kontrolliert wird an Partys MDMA-Pillen und Kokain», so Oliver Bolliger. Daher sei auch davon auszugehen, dass diese Stoffe in Basel an Partys am meisten im Umlauf sind.

Die getesteten Ecstasypillen, welche als besonders gefährlich einzustufen sind, werden abfotografiert und online mit den nötigen Informationen publiziert. Ab einer Dosierung von 120 mg wird eine Ecstasypille als gefährlich und überdosiert eingestuft. Teils sind Produkte im Umlauf, die mehr als die doppelte Konzentration haben – das kann schnell böse enden.

Das mobile Labor sei daher ein gutes Instrument um die Konsumenten vor einer unangenehmen Überraschung zu schützen, so Bolliger: «Es geht darum, dass die Leute wissen, was sie konsumieren und sie auch Konsumrisiken abschätzen können.»

Regelmässig wird das mobile Labor allerdings nicht ausgepackt, denn es gehört nicht der hiesigen Suchthilfe, sondern der Gesundheits- und Fürsorgedirektion Bern. Diese verleihen die Gerätschaften jeweils nach Basel und Zürich. Rund 5'000 Franken berappen die Organisationen für einen Kontrollabend. Keine kostengünstige Angelegenheit, vor allem da die Einsätze der Basler Suchthilfe von einer Stiftung finanziert wird. Fünf Mal kommt das In Basel kommt es darum nur selten zum Einsatz: «Im Rahmen Mai/Juni planen wir wieder an einem Abend unterwegs zu sein. Wir prüfen auch einen Einsatz am Tanzfestival Tension mit dem Labor», so Bolliger.

Nichts stationäres in Basel

Im Gegensatz zu Bern und Zürich hat Basel ein Nachteil: bei uns gibt es keine stationäre Drogenkontrolle. Sowohl Bern wie auch Zürich haben eine Institution, in welcher Drogenkonsumenten ihren «Stoff» vorbeibringen können, um ihn kontrollieren zu lassen. «Ich denke auch bei uns gibt es ein Bedürfnis von Konsumenten, ihre Drogen einschätzen zu lassen», meint Bolliger. «Das Material um das Umsetzen zu können wäre in der Pharmastadt Basel ja schon vorhanden.» Man hätte durch ein stationäres Angebot auch die Möglichkeit an Leute zu kommen, die bisher nicht erreichbar waren. Im Grossen Rat ist zu diesem Thema ein Anzug hängig von Otto Schmid und Konsorten, der Anfangs April an den Regierungsrat übergeben wurde. Er wird zurzeit bearbeitet.

Die Basler Polizei wird über jeden Einsatz des mobilen Labors im hiesigen Nachtleben vorgängig informiert. Ausgerückt um die Drogenbesitzer gleich vor Ort festzunehmen wird deswegen allerdings nicht. «Es ist eine ähnliche Situation wie bei den Kontakt- und Anlaufstellen, diese verlieren den Sinn, wenn dort dauernd patrouilliert würde», meint Bolliger. «Es wird im Nachtleben konsumiert, das ist die Realität.» Und das weiss auch die Polizei.