• Alena Lachmann
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ESC-Sunntigsmimpfeli: Pfuri, Gorps & Kniri, die «Abfallmusiker»

Die Geschichte zwischen der Schweiz und dem Eurovision Song Contest kennt viele Höhen und Tiefen. Für die gestrige Ausgabe konnten sich die Eidgenossen erneut wieder nicht einmal qualifizieren. Erstaunt, oder gar wirklich traurig war niemand echt darüber. Begonnen hatte die Geschichte des weltweit grösstenn Musikwettbewerbs für unser Land allerdings mit einer Sensation. Die ersten Ausgabe des Contests 1956 fand tatsächlich in der Schweiz, genauer am See von Lugano statt und brachte unser Land mit Lis Assia und dem Titel"Refrain" auch gleich auf den ersten Platz! Seither hat sich die Beziehung jedoch merklich abgekühlt, den zweiten und bisher letzten Siegerpokal brachte 1988 Céline Dion den Eidgenossen nur noch ein einziges Mal und entschwand dann für den Rest ihrer globalen Sänger-Karriere dank Doppelpass nach Kanada. . 

So musste die Schweiz in der jüngeren Geschichte nicht nur einmal das vernichtende Verdikt: «Switzerland – zero points» hinnehmen. Die «Apollo» vom Timebelle konnte ebenfalls nicht durchstarten. Auch 2017 gibt es keine Finalteilnahme für die Schweiz.

Dabei kann man nicht sagen, dass wir uns nicht Mühe geben würden. Immer wieder haben wir versucht uns mit kreativen Beiträgen ins Finale zu katapultieren. Zugegeben, die letzten Jahre waren mager: Pietro Esteriore oder DJ Bobo, das sind nicht die Kaliber, die die Leute vom «Stüehli» hauen.

Und hier kommt die Blues- und Funkband «Pfuri, Gorps & Kniri» ins Spiel, denen wir den wohl verrücktesten Auftritt der Schweiz an einem Eurovision Song Contest zu verdanken haben. 1979 stürmte das Trio, zusammen mit Peter, Sue & Marc, in Israel auf den guten 10. Platz mit einer etwas unkonventionellen aber doch sehr charmanten Nummer.  «Wir sind die Trödler und Company», lautete der eingängige Refrain des Beitrags. Der Auftritt wirkte kurios, musizierten die drei doch unter anderem auf «Bebbisäggen».

Die drei Wilden

«Pfuri, Gorps und Kniri» & «Peter, Sue und Marc»

Mit bürgerlichen Namen heissen die drei Wilden «Pfuri» Baldenweg, Anthony «Gorps» Fischer und Peter «Kniri» Knaus. Bekannt wurde die 1974 gegründete Band mit aus Alltagsgegenständen vorgetragenen Stücken. «Abfallmusiker» wurden sie auch genannt, was jedoch keineswegs abschätzig zu verstehen ist. Sie entlockten den normalsten Dingen die wundersamsten Geräusche und formten so eingängige Melodien. Durch ihre unzähligen Konzerte, Fernsehauftritte und die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit, wurden Pfuri, Gorps und Kniri eine der berühmtesten Schweizer Bands der 70er-Jahre.

Die Idee auf Abfall zu spielen, entstand aus einer Notsituation heraus. Den drei Herren fehlte ein Bass, weshalb sie  die Idee hatten, die tiefen Töne auf einer Giesskanne zu spielen. Aus der Not wurde also eine Tugend und verhalf ihnen zum grossen Durchbruch. Beim musikalischen Konzept spielte jedoch auch eine gesellschaftliche Überlegung mit. Mit ihrer Musik wollten sie aufzeigen, dass man kaputte oder alte Dinge nicht einfach wegwerfen muss – man kann Wunderbares daraus erschaffen.

Obwohl, oder gerade wegen ihrer Verrücktheit erlangten sie in der Schweiz schnell grosse Popularität. Am Zenit ihres Ruhms drehte das schräge Trio gar einen Spielfilm: «Pfuri, Gorps & Kniri im Hotel». Anfang der Neunziger Jahre trennte sich das Trio. Nach dem Tod von Gorps fanden Pfuri und Kniri nochmals musikalisch zusammen und gründeten die Band «Grand Cannon». Auch in dieser Formation wird ab und zu noch auf dem Abfallsack gespielt, weil es so schön tönt, wenn man es richtig macht. 

Erinnern Sie sich noch an den Auftritt und die Band? Teilen Sie hier Ihre Geschichte mit uns.