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  • Jonas Egli
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Edelclub und Zürcher Gastroprimus: So wird das Kino Plaza für uns provinzielle Basler umgekrempelt

Das Kino Plaza ist Geschichte. Was die Zukunft bringt, weiss barfi.ch trotz Geheimniskrämerei nun auch. Sie sieht rosig aus.

Seit der überraschenden Schliessung des Traditionskinos Plaza geht es Schlag auf Schlag. Kaum ist das Ende bekannt, schon fährt das Umbaukommando vor. Nachdem erst vor wenigen Tagen möglichst schwammig bekanntgegeben wurde, wie sich die zukünftige Nutzung in etwa ausgestalten wird, findet man bei einem Besuch im Bauinspektorat für kurze Zeit das Baubegehren mit inzwischen konkreteren Details. Sicher ist: Im alten Kino wird dick aufgetragen.

Bild zVg

Die Zürcher sind keineswegs neu hier und fackeln nicht lange

Der Kinosaal im Erdgeschoss wird zurückgebaut und als Restaurant wieder auferstehen. Betreiber wird das Zürcher Szenelokal Lilly Jo sein. Das Speiselokal mit Standort im Kulturpark Zürich-West gehört wiederum der Zürcher Gastrogruppe ZFV, welche mit über 2’500 MitarbeiterInnen in der ganzen Schweiz 163 Restaurants, Hotels, Mensen, Caterings und Bäckereien betreibt. Ein wahres Schwergewicht mit 246 Millionen Jahresumsatz. Für ZFV ist es nicht die erste Beteiligung in der Region Basel. Zwölf Mensen und Personalrestaraurants haben sie bereits im Portfolio, vom Novartis Personalrestaurant im St. Johann bis zur Mensa des Gymnasium Liestal. Ab 1. Oktober 2018 übernimmt ZFV das Traditionshaus Hotel Merian. Aber noch kein Angebot in der geplanten Form. Trotz der bisherigen Geheimniskrämerei hat ZFV hat die Pläne gegenüber barfi.ch ohne Umschweife bestätigt.

Oben Restaurant, unten Club. So sieht es das Baubegehren vor. Der Club soll als Box-in-der Box schallgedämpft werden.

Bewährtes Konzept mit Hommage an das Kino

Man wolle am bisherigen Konzept des Lilly Jo festhalten, welches nach eigenen Angaben Wert auf saisonale und lokale Kost legt, gleichzeitig aber dem Ort als geschichtsträchtiges Kino gerecht werden und das Ausbaukonzept dementsprechend gestalten, verrät ZFV. Der lokale Anspruch von Lill Jo dürfte auch Basler Zulieferern Hoffnung auf lukrative Aufträge geben. Man sei bereits mit gewissen Betrieben in Kontakt gewesen, darunter auch die Bäckerei Kult, Näheres lasse sich aber noch nicht sagen. Die Eröffnung ist dennoch bereits auf diesen Herbst angesetzt. 

Bild: Keystone

Der Club will vor allem eines sein: edel

Für das Clubkonzept im Untergeschoss liegt ein nicht eben bescheiden ausformuliertes Konzept vor: «The Plaza», wie sich das Projekt nennt, richtet sich an ein Publikum «mit Faible für nobles Ambiente» und siedelt sich im «Premium-Segment» an, inklusive «roter Teppich/Kordel» und «einem exklusiven Member-System», wie wortwörtlich im Baubegehren zu lesen ist. Das Wort «hochwertig» findet sich in jedem Satz. Die Pläne zeigen ein aufwändiges Sitz- und Barkonzept auf. Musik soll dabei eher eine untergeordnete Rolle spielen, vorsorglich wurden aber dennoch generell verlängerte Öffnungszeiten von täglich 00.00 bis 24.00 Uhr veranschlagt, das Lärmkonzept ist auf nachtlebentaugliche 100 Dezibel angelegt. Donnerstag bis Samstag soll Clubbetrieb sein, unter der Woche ist der Saal mit einer Kapazität von 450 Gästen für gemietete Anlässe privater und geschäftlicher Art vorgesehen.

Der Betreiber selber bleibt weiterhin ein Phantom

Für Verwirrung sorgt allerdings die angekündigte Betreiberschaft für dieses sehr ambitionierte Prestigeprojekt. Laut Lüftungskonzept im Baubegehren ist von einem jetzigen Nachbarn des alten Kinos als Betreiber die Rede: Im Dokument wird die «Baltazar-bar» vom Steinenbachgässlein 34 erwähnt. Zur Bar gehört in der Steinenvorstadt mit dem Balz Club bereits ein etabliertes Partylokal. Claudio Rudin, deren Mediensprecher, dementiert das Gerücht allerdings umgehend: Er wisse nichts von solchen Plänen. Weiter wird der Zürcher Club «Jade» als Vorbild für das Konzept genannt. Der Club verneint aber, ebenfalls mit dem Projekt etwas zu tun zu haben. Geplant wird der Umbau von beiden Nutzungen im Plaza wiederum durch die Gastroberatungsfirma «desillusion & co» mit Sitz in Zürich und Basel. Sie führt in ihrem Portfolio nicht nur das Lilly Jo an, sondern eben auch den Jade Club. «Desillusion & co» wollen jedoch nichts bestätigen und sämtliche weiteren Beteiligten inklusive Bauherrin UBS schweigen. Ein Zeitplan für das Mammutprojekt fehlt ebenso, was niemand weiter stören dürfte. Denn ob Basel auf so etwas gewartet hat?

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