• Christine Staehelin
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Ein Basler schenkte der Schweiz den Dreikönigskuchen

König für einen Tag: Es ist wieder soweit. Das Morgenessen am 6. Januar dürfte wohl das heiterste des ganzen Jahres sein, wenn in den Familien der Dreikönigskuchen auf dem Tisch steht und der König oder die Königin des Tages gekürt wird. Ohne den Basler Brotforscher Max Währen hätten wir das aber nicht: Er rief diese jahrhundertalte Tradition 1953 zurück ins Leben.

Einmal im Jahr freut sich jeder ausnahmsweise, wenn er im Brotstück auf etwas Hartes beisst und damit König für einen Tag wird. Ganz anders wäre es, wenn wir alle noch im Elsass des 17. Jahrhunderts leben würden. Denn damals war es kostspielig, König zu werden: Der Brauch des Dreikönigskuchens wurde in den Zunftstuben ausgelebt. Die Zünftler assen einen länglichen Kuchen, darin versteckt waren eine Bohne und eine Erbse. König wurde, wer die Bohne fand. Doch statt Wünsche erfüllt zu bekommen, musste der neu ernannte König die gesamte Zeche bezahlen. Ein kostspieliges Glück. Lohnender war es, die Erbse zu finden: So wurde man zum Marschall des Königs, dem zugeprostet wurde.

Irgendwann zwischen dem 17. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet dieser nicht stark ausgeprägte Brauch am Dreikönigstag völlig in Vergessenheit. Wann innerhalb dieser doch 400 Jahre umfassenden Zeitspanne, weiss keiner so genau. «Klar ist, dass das Brauchtum schon vor dem Zweiten Weltkrieg in der Schweiz ausgestorben war», sagt Dominik Wunderlin, stellvetretender Direktor des Basler Museums der Kulturen. 

Ein Basler Versicherungsbeamter als Entdecker

Dass wir trotzdem König oder Königin sein dürfen, verdanken wir Max Währen. Der Basler arbeitete in Bern als Versicherungsbeamter und betrieb in seiner Freizeit Brotforschung. Als passionierter Forscher, wünschte er sich in einem 1947 publizierten wissenschaftlichen Artikel über den Dreikönigskuchen eine Wiederaufnahme des Brauchtums. Schon im Jahr 1390, so wies er nach, habe es eine vergleichbare Kuchentradition auf dem Gebiet der heutigen Schweiz gegeben.

Der Brotforscher Max Währen. © KEYSTONE JUERG MUELLER.

Ein von den Bäckern orchestrierter Feiertag

Die Wiedereinführung fand am 6. Januar 1953 statt. Vorbereitungen liefen schon seit Herbst 1952, die Bäcker wurden informiert und gar empfohlen, das Schaufenster am Vorabend des Dreikönigstages bis um 21 Uhr zu beleuchten, um die Passantinnen und Passanten «glustig» zu machen. In einer grossangelegten Medienkonferenz informierte der Bäcker- und Konditorenverband über den wiederentdeckten Brauch.  

Im ersten Jahr wurden schweizweit rund 50'000 Kuchen verkauft.  Als auch noch die Grossverteiler Coop und Migros auf den Dreikönigs-Zug aufsprangen, stiegen die Verkaufszahlen weiter. Heute werden um die 1.5 Millionen Kuchen abgesetzt. Auch die Basler Bäcker freuen sich auf den Dreikönigs-Tag und sind innovativ. So verkauft die Confiserie Schiesser den klassischen Dreikönigs-Kuchen, aber nicht mit einem Plastikfigürchen, sondern verstecken Porzellanfiguren mit Charakteren der Weihnachtsgeschichte. Mit etwas Glück kann man so eine ganze Weihnachtskrippe zusammenstellen. Doch dazu braucht es Jahre, oder einen ganzen Karren voller Kuchen. Viel Glück!

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