So lachen Sieger: SP-Regierungsrat Christoph Brutschin und seine neue Amtskollegin Elisabeth Ackermann von den Grünen. © Keystone
So lachen Sieger: SP-Regierungsrat Christoph Brutschin und seine neue Amtskollegin Elisabeth Ackermann von den Grünen. © Keystone
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Ein paar nasse Badehosen und die «Gitarrenlehrerin aus Liestal»: Was vom Wahlkampf übrig bleibt

Basel-Stadt hat gewählt und ein Zeichen gesetzt: Der Kanton bleibt linksgrün. Damit wehren sich die Wählerinnen und Wähler nicht nur gegen nationale Tendenzen des Rechtspopulismus, sie strafen damit gleich noch einen lächerlichen Wahlkampf ab. Das war nötig.

Wir könnten hier jetzt ein paar andere Titel setzen: «Rotgrün auf Allzeithoch – die Linke siegt in Basel». Oder: «Die Basler FDP, zerfetzt und am Boden zerstört». Oder auch: «Diese bürgerliche Allianz ging vollends in die Badehosen».

Sie alle stimmen. Und bringen den Wahlsonntag doch nicht ganz auf den Punkt. Fakt ist: Die SP bleibt nicht nur stark, sie gewinnt einen Sitz. Ebenso das Grüne Bündnis. Insgesamt 48 Sitze hält die Ratslinke damit, und auch wenn sie nicht ganz die Hälfte des Grossen Rats ausmacht, so ist ihre Vormachtstellung in Basel vorläufig in Beton gegossen.

Fakt ist aber auch, dass die LDP alle anderen bürgerlichen Parteien wie Waisenknaben aussehen lässt. Die altehrwürdigen und als weltfremde Daigpartei belächelten Basler Liberaldemokraten machten gleich vier Sitze gut – auf Kosten der FDP, der CVP und der Grünliberalen. Das ist ein starkes Stück.

Das ändert aber nichts daran, dass sich jetzt in Basel-Stadt nichts ändert. Da, die SP atmet auf: «Wir haben wirklich mit einem Rechtsrutsch gerechnet», sagte Parteipräsidentin Brigitte Hollinger noch am Sonntag zu barfi.ch. Aber das Verdikt dieser vollmundig angekündigten Richtungswahl ist eindeutig: Basel-Stadt will keinen Rutsch. In keine Richtung. Das erklärt auch einen Teil der Gewinne für die LDP: Das bürgerliche Stimmvolk stützte mit der Wahlsiegerin eine Partei, die zwar teils mit lauten und populistischen Tönen auffällt, aber in erster Linie: nichts kaputtmacht. Denn baslerischer als die ausschliesslich in Basel existierende, erzkonservative LDP gehts kaum.

Umso brutaler das Verdikt für den Regierungsrat. Gerade mal fünf Sitze sind besetzt, zwei davon mit den neuen Conradin Cramer von der LDP und Elisabeth Ackermann von den Grünen. Abgestraft: Hans-Peter Wessels und Baschi Dürr. Beide landen jetzt im zweiten Wahlgang.

Kuschelphrasen für Untragbares

Die bürgerliche Allianz, die nie wirklich eine war, ist endgültig zertrümmert. Während die Jungs mit den Badehosen einen Sommer und einen halben Herbst damit verbrachten, auf Plakaten und am Rheinufer irgendwie Einheit zu demonstrieren, blieb dabei so ziemlich alles auf der Strecke, was einen Wahlkampf ausmacht: Inhalte, Themensetzung, Programm. Stattdessen: Teflonbeschichtete Kuschelphrasen, die darüber hinwegtäuschten, dass SVP-Kamerad Lorenz Nägelin gerade in einigen wirtschaftlichen Schlüsselfragen geradezu untragbare Positionen vertrat. Das schwarze Schaf der Boygroup kam dieses Mal von rechts und brachte nicht mal ausreichend Stimmen mit, um Dürr vor einem zweiten Wahlgang zu bewahren.

Die Watsche geht daher an den streitbaren Baschi Dürr und seine Direktionsführung. Sie geht an die FDP, deren Personal dieses Jahr kaum wählbar war. Und sie geht an die bürgerlichen Parteien, die gegen alle Möglichkeiten und Realitäten ein Viererticket mit der SVP durchboxen wollten. Was blieb, war Rhetorik und das ist nicht viel.

Basel kutschiert also weiter wie zuvor. Das Gute an diesem Ergebnis: Eine kräftige LDP, ein starker Block also, vereinfacht für die Bürgerlichen die Wege im Parlament. Die SP wird als Hausherr im Parlament geschont und das Grüne Bündnis erstarkt zu Recht: Prononcierte Positionen gefielen dieses Jahr den Basler Wählern.

Ein letztes Mal «Uffbruch» und Schluss damit

Bleibt noch die Formsache mit dem zweiten Wahlgang: Dann bleibt auch in der Regierung alles beim Alten. Kein Rechtsrutsch, keine bürgerliche Mehrheit. Die Grüne Elisabeth Ackermann – im Wahlkampf verunglimpft als «Gitarrenlehrerin aus Liestal» – ersetzt den Grünen Guy Morin (den «Arzt vom Bruderholz»), Hans-Peter Wessels darf voraussichtlich nach der Strafrunde wieder in die Regierung und Baschi Dürr, tja, darf dann wohl mit ein paar blauen Flecken auch wieder ran. Egal, ob man jetzt nochmals trotzig «Uffbruch» haucht und Lorenz Nägelin mitschleppt. Gewählt wird er sowieso nicht.

Ein paar abgestrafte Bürgerliche, aufatmende Linke und lächelnde Grüne: Es bleibt irgendwie alles beim Alten. Alles? Nein, nicht ganz. Ein Unding im Parlament haben die Basler Wählenden tatsächlich korrigiert: Sie haben Eric Weber aus dem Grossen Rat gepustet. Ein klareres Bekenntnis zu Ruhe und Beständigkeit hätten die Basler nun wirklich nicht abgeben können.

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