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  • Christine Staehelin / barfi.ch
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«Ein sicherer Ort»: Zwei Basler Geschwister helfen Flüchtlingen

Auf der griechischen Insel Lesbos leben rund sechstausend Flüchtlinge in Camps. Fanny und Lukas Oppler bauten zusammen mit ihnen ein Gemeinschaftszentrum auf, in dem ein fast normaler Alltag möglich sein soll. 

Viele reden darüber, wie schlimm die Situation der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln sei. Für Fanny und Lukas Oppler jedoch war es ein Grund zu handeln. Die Geschwister packten im April ihren VW-Bus mit gesammelten Hilfsgütern voll und fuhren nach Griechenland. Zunächst halfen sie bei Michael Räber vom «Schwizerchrüz» mit.

Räber engagierte sich überall dort, wo die Not am grössten gewesen sei. Schliesslich gründeten die jungen Leute einen Verein. Der Grund: «Der Verein betreibt ein Gemeinschaftszentrum auf Lesbos», sagt Lukas Oppler. Das  grosse Problem auf der Insel sei, dass wieder vermehrt Flüchtlinge ankommen, aber niemand weiterreisen könne. «Es staut sich an, die Situation wird kritisch», erklärt Fanny Oppler. Die Camps der Behörden hätten eine Kapazität für dreitausend Flüchtlinge, aber mittlerweile sind es sechstausend Menschen, die dort gestrandet sind.

Geregelter Alltag

«Wir haben mit den Flüchtlingen zusammen das Gemeinschaftszentrum "One Happy Family" aufgebaut», sagt Lukas Oppler. Es liegt in der Nähe der Camps und sei gut erreichbar. Es wirkt, als sei eine kleine Stadt entstanden. «Die Flüchtlinge selbst halfen beim Aufbau und können dort einem geregelten Alltag nachgehen», sagt Fanny Oppler.

700 Mahlzeiten pro Tag © One Happy Family 

Achtzig Prozent des alltäglichen Betriebes werde von den Flüchtlingen bestritten. Beispielsweise können Kinder in eine Schule, deren Lehrer ebenfalls Flüchtlinge sind. Zudem bieten etwa ein Coiffeur und ein Schneider ihre Dienste an. «Es gibt so viele bestens ausgebildete Leute, die dort in den Camps sind», so Fanny Oppler. «Im Zentrum können sie wenigstens arbeiten. Auch wenn es keinen Lohn gibt.»

Der Friseur im Gemeinschaftszentrum «One happy Family» © One Happy Family

 

Im Gemeinschaftszentrum hat es Angebote, die an ein früheres Leben erinnern. «Es gibt ein Café, eine Shisha Lounge, einen Sportplatz und ein Fitness-Studio», erklärt Lukas Oppler. Diese Angebote wurden von den Flüchtlingen gewünscht und mit Hilfe der freiwilligen Helfer gebaut. Das Zentrum hat neben diesen Angeboten aber eine weit wichtigere Funktion: «Es ist einer der wenigen Orte, wo sie sicher sind», sagt Fanny Oppler. Während in den Camps Gewalt oft vorkommt, ist das Gemeinschaftszentrum ein gewaltfreier Ort. «Wir versuchen dort, Normalität herzustellen», so Lukas Oppler.

Ein Stück Normalität © One Happy Family 

Zur Normalität gehört auch, dass für die Dienste bezahlt wird. «Wir haben ein eigenes Geldsystem entwickelt», sagt Lukas Oppler. Jeder, der das Gemeinschaftszentrum besucht, erhält laminiertes Spielgeld. Mit diesem Geld kann er oder sie machen, was er möchte. In einigen Tagen gehen Lukas Oppler, seine Freundin und ein Kollege nach Griechenland, um das Zentrum winterfest zu machen. Mit einem Crowdfunding sammeln die Geschwister nun Geld, um Isoliermaterial für den Winter zu kaufen. Gemeinsam mit den Flüchtlingen werden die Basler Geschwister das Zentrum winterfest machen. So dass das Zentrum auch im Winter «sicher» ist.