Sympany ist seit 17 Jahren die Einheitskasse für alle Basler Asylsuchenden. Bild A. Schwald
Sympany ist seit 17 Jahren die Einheitskasse für alle Basler Asylsuchenden. Bild A. Schwald
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Einmal zwangsversichern, bitte: Wie Sympany von Basler Flüchtlingen profitiert

Auch Asylsuchende brauchen eine Krankenversicherung. Doch sie wählen nicht selbst, sondern werden vom Kanton Basel-Stadt pflichtversichert – und zwar bei Sympany, einer der teuren Kassen der Schweiz. Das läuft seit 17 Jahren so und beschert der Versicherung jedes Jahr Pflichtkunden.

Der Traum der Einheitskrankenkasse ist in Basel bereits Realität. Zumindest für Asylsuchende: Denn wer in die Schweiz flieht, durchläuft einen administrativ aufwändigen Asylprozess. Einen Teil davon bildet die Aufnahme in die obligatorische Krankenversicherung. Auch Asylsuchende brauchen hierzulande eine Krankenkasse, so will es das Gesetz, ob sie nun kerngesund sind oder von der langen Reise vollends entkräftet. Die Kantone können nach Bundesgesetz ihre Asylsuchenden bei einer ausgewählten Kasse pflichtversichern – und der Kanton Basel-Stadt macht rege von dieser Möglichkeit Gebrauch.

In den Genuss dieser unfreiwilligen Kunden kommt die Krankenkasse Sympany mit Sitz in Basel, die bei Prämienvergleichen verhältnismässig hoch abschneidet. Die Flüchtlinge kommen bei Ankunft in die Schweiz pauschal ins Versicherungspaket «Asyl Basel». Bezahlt werden die Kosten zu Beginn vom Kanton. 2016 waren in diesem Rahmenvertrag 246 Personen versichert, wie die Medienstelle von Sympany gegenüber barfi.ch sagt. Per 1. Januar 2017 waren 268 Versicherte in diesem Vertrag.

Kein Selbstbehalt, keine Anrechnung von Franchisen

Oben steht Sympany, am Briefkasten aber «Bevölkerungsdienste»: Migranten suchen am Dienstagabend den Eingang. Bild: A. Schwald

Möglich machen es das Schweizer Asylgesetz und das Krankenversicherungsgesetz. Darin sieht der Bund vor, dass die Kantone den Prozess in Sachen Krankenversicherung massgeblich vereinfachen können. Und Basel-Stadt tut das auch: «In Basel-Stadt werden Asylsuchende im Verfahren kollektiv versichert», bestätigt Sozialhilfe-Leiterin Nicole Wagner. Das Sympany-Paket weise «günstige Bedingungen für den Kanton» auf, so etwa keine Anrechnung von Franchisen und kein Selbstbehalt. Jacqueline Perregaux, Sprecherin von Sympany, ergänzt: «Die Versicherten dieses Kollektivvertrags werden im Rahmen dieser speziellen Vereinbarung durch eine HMO betreut.» 

Fällt der Asyl-Entscheid negativ aus, bleiben die Abgewiesenen bis zu ihrer Ausreise bei der Pflichtkasse versichert. Über die Höhe der Prämie für Asylsuchende gibt es derzeit auf Nachfrage keine Auskunft. Bei Sympany heisst es allerdings: «Seit Wegfall des Risikoausgleichs für die Asylsuchenden decken die Prämien in der Regel die Leistungskosten in diesem Rahmenvertrag.»

Teure Kunden für die Basler Kasse

Ist der Basler Asylentscheid positiv, bezahlen Flüchtlinge ihre Krankenkasse selbst. Rund ein Drittel blieb vergangenes Jahr aber bei Sympany. ©Keystone

Ab positivem Asylentscheid können die Flüchtlinge den Versicherer dann selbstständig auswählen. «Viele – aber längst nicht alle – bleiben dann bei ihrem Hausarzt und damit bei Sympany. Die Sozialhilfe bezahlt dabei den üblichen Beitrag an die Krankenkassen-Prämien, also 90 Prozent der kantonalen Durchschnittsprämie», sagt Wagner. Sozialhilfebezug schliesst die Prämienverbilligung allerdings aus. 

Die Nachfrage bei Sympany ergibt konkret: «Von den 119 Austritten im Jahr 2016 blieben 37 in der Sympany Grundversicherung. Diese Versicherten sind dann nicht mehr Asylsuchende, werden also gleich wie alle anderen Versicherten behandelt und haben die Prämie selbst zu entrichten», sagt Unternehmenssprecherin Perregaux. «Für Sympany als Versicherer steigen dadurch die Kosten, weil bei gleichen und relativ hohen Leistungskosten für diese Versicherten zusätzlich Beiträge in den Risikoausgleich einzuzahlen sind.» Anders gesagt: Die einstmals zwangsversicherten Asylsuchenden werden auf einen Schlag verhältnismässig teure Kunden.

Asyl-Spezialvertrag stammt noch aus der ÖKK-Zeit

Kurz vor der Privatisierung: Logo der ÖKK im Jahr 2007. ©Keystone

Das Abkommen zwischen Kanton und Sympany war eine Abmachung zwischen den zwei damaligen Partnern: Der Rahmenvertrag für die Flüchtlinge stammt vom 1. Januar 2000. Damals hiess die Versicherung noch ÖKK und war den Wurzeln entsprechend eine öffentliche kantonale Krankenkasse. «Es war dem Kanton ein Anliegen, für dieses Versichertenkollektiv eine gesonderte Lösung zu finden», sagt Unternehmenssprecherin Perregaux. Ebenfalls einen Rahmenvertrag mit Sympany hat der Kanton Nidwalden. Über diesen sind derzeit allerdings keine Personen mehr versichert.

Der Basler Vertrag hingegen ist quasi Tradition: Krankenkasse und Kanton sprechen von einer «gut eingespielten» Zusammenarbeit, schliesslich hält die Praxis nun schon 17 Jahre an und hat mehrere Krisen im Versicherungsmarkt überstanden. Asylsuchende gibt es schliesslich immer. Und so lange der bald zwei Jahrzehnte alte Vertrag unbekümmert weiter läuft, fliesst auch weiterhin regelmässig Geld: Aus der Kasse des Kantons in diejenige der mittlerweile auch schon seit zehn Jahren voll privatisierten Versicherung.

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