Von Baustellen umzingelt und bald selbst wieder eine Baustelle: Der Hauptbau des Kunstmuseums. Bild Keystone
Von Baustellen umzingelt und bald selbst wieder eine Baustelle: Der Hauptbau des Kunstmuseums. Bild Keystone
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Elend des Basler Kunstmuseums: Vom Prachtbau zur teuren Dauerbaustelle

Nach der Sanierung ist vor der Sanierung. Der Hauptbau des Basler Kunstmuseums ist nach der Schliessung von vor zwei Jahren erdbebensicher. Das ganze Haus wird aber 2019 schon wieder saniert. Dem defizitären Museum drohen weitere Ertragsausfälle.

Bei der Eröffnung des neuen Kunstmuseums im April 2016 kam auch die NZZ nicht mehr zum Jubeln hinaus. So schrieb ein verzückter Roman Hollenstein: «Diese archaisch anmutende Kunstburg beweist einmal mehr, dass Basel als Zentrum einer trinationalen Agglomeration von gut 500 000 Einwohnern global gesehen zwar klein, kulturell jedoch eine Metropole ist, die es mit manch einer Megacity aufnehmen kann.» Inzwischen ist der Lack ab. Die «archaische Kunstburg» verursacht höhere Betriebskosten als geplant.

Als zuständige Regierungsrätin Elisabeth Ackermann sprach auf Anfrage von barfi.ch davon, dass «die Erfahrungswerte» gefehlt hätten. Da für den 100 Millionen-Bau nach wie vor die Bauabrechnung aussteht, zeigte sich auch das Basler Parlament schon schlecht gelaunt. Schliesslich meldete das Baudepartment, sehr wahrscheinlich würden die Gestehungskosten "höchstens" um geschätzte drei Millionen (!) überschritten. Diesen Betrag müsste die Stadt übernehmen.

Nobel, aber baufällig

Bald steht dem wiedergeöffneten Kunstmuseum neues Ungemach bevor. Denn wie aus dem Ratschlag zum St. Alban-Graben hervorgeht, muss der Hauptbau des Kunstmuseums schon wieder saniert werden. Marc Keller vom Baudepartement sagt auf Anfrage von barfi.ch: «Die Sanierung des Hauptbaus war immer in mehreren Etappen angedacht. Denn eine einzige Etappe hätte eine viel längere Schliessung des Hauptbaus zur Folge gehabt.» Die Schliessung des Muttergebäudes vor zwei Jahren sei vor allem wegen der «Erdbebenertüchtigung» und der Erneuerung des Treppenhauses nötig gewesen.

Von Baustellen umzingelt

Während dem Museum jetzt schon die zu hoch geplanten Einnahmen fehlen, könnte es gar noch schlimmer kommen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass ganze Stockwerke oder Trakte geschlossen werden müssten. Das werde aber erst die Projektierung zeigen. Auch rund um den Edelbau wird die Umgebung nicht so schnell zur Ruhe kommen. Wie der Ratschlag der Basler Regierung zeigt, soll die Tramstation beim Kunstmuseum erneuert werden, ein Verkehrskreisel soll vor der Wettsteinbrücke entstehen und dazu ist im Untergrund noch ein grosses Parkhaus vorgesehen. Dem rund um den Globus hoch geachteten, jedoch defizitären, Haus drohen bald weitere Ertragsausfälle und eine Umgebung, die noch länger eine Baustelle und damit der grössten Kunstsammlung der Welt unwürdig bleiben wird.

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