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Entrüstung am Basler Bahnhof: Scientology wirbt auf grossen Bannern

Da staunten viele Pendler nicht schlecht, als sie auf dem grossen Bildschirm am Bahnhof Basel SBB prominent platziert offene Werbung von Scientology erblickten.

 

Eine entrüstete barfi.ch-Nutzerin berichtet: «Ich war zutiefst schockiert, weil ich dies an einem so öffentlichen Platz nicht erwartet habe!» Das Werbebanner lädt die Passanten ein, der hiesigen Ideal Org einen Besuch abzustatten. Digitale Werbung auf öffentlichem Raum, ist die neuste Taktik der aggressiven Werbestrategie, die Scientology seit ein paar Jahren in Basel fährt.

Am Claraplatz sind immer wieder Vertreter der «Religion» – seit 2015 ist Scientology in Basel aus bis heute nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen offiziell als solche anerkannt – unterwegs, und versuchen über Bücherverkäufer neue Mitglieder anzuwerben. «Die Anzahl der Scientologen am Claraplatz hat sich zwar verringert, die Dagebliebenen sind jedoch um einiges agressiver», so der bekannte Basler Scientology-Kritiker Thomas Erlemann gegenüber barfi.

Gruselige Anwerbeversuche

Die Offensive der von einem grossen Teil der hiesigen Bevölkerung als Sekte gesehene Organisation wird ständig breiter. Immer öfters sind  trotz Stopfkleber Flyer in Briefkästen der Region zu finden, die auf einen aktuellen Event der Gemeinschaft hinweist. Noch unheimlicher wird es, wenn plötzlich das Handy klingelt. Ein Augenzeuge berichtete letzten Monat gegenüber 20 Minuten auf der persönlichen Handynummer kontaktiert worden zu sein. Diese habe er allerdings gegenüber einem Vertreter der von ihm ungeliebten Truppe nie erwähnt. Experten meinen, er sei in die Falle einer Scientology-Frontorganisation getappt. Davon gibt es viele, zum Beispiel unter dem vernünftig tönenden Tarntitel «Drogenberatungen».

Dass der Kult grossflächig im öffentlichen Raum wirbt, sei jedoch neu. Der aktive Scientology-Gegner Manfred Harrer meint dazu: «In Basel haben sie scheinbar einen grossen Mitgliederschwund zu verzeichnen. Darum wohl die grosse Werbeoffensive.»

Werbebetreiber sind Hände gebunden

Gegen die Werbung von Scientology an ihren Bahnhöfen, können die SBB nicht viel ausrichten, wie Sprecher Daniele Pallecchi gegenüber barfi sagt: «Seit einem Bundesgerichtsurteil 2012 gelten Bahnhöfe als öffentlicher Raum. Die SBB darf ihre Bahnhöfe in diesem Zusammenhang nicht anders behandeln als Kommunen ihre öffentlichen Räume. Somit ist die SBB klar nicht befugt, die in der Bundesverfassung verankerte Meinungsäusserungsfreiheit zu beschneiden.» Nur wenn Sitte und Anstand verletzt werden, könne man einschreiten. Die Werbegesuche werden, zusammen mit der Bewirtschafterin APG, jeweils überprüft. Die Handhabe zum Einschreiten ist in diesem Fall aber nicht mehr gegeben.

Auch bei der APG könne man nichts unternehmen, so lange sich die Werbung im Rahmen des heute Erlaubten bewege. «Die APGISGA ist keine Zensurstelle. Für den Inhalt und die Ausgestaltung von Plakaten oder digitalen Sujets ist der werbetreibende Kunde verantwortlich», sagt da Mediensprecherin Nadja Mühlemann und verschweigt, dass ihr früher unter dem Namen «Allgemeine Plakat Gesellschaft» bekanntes Unternehmen grosse Kasse macht. Wie lange die Scientology-Werbung im Bahnhof SBB noch zu ertragen sein muss, könne man aus Datenschutzgründen nicht veröffentlichen. Bitte? Die von jedermann einsehbare Werbung selber aber sehr wohl. 

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