Ein Mandolinen-Ensemble an der Fasnacht 1906. Diese Instrument gehörte damals zur Basler Fasnacht.
Ein Mandolinen-Ensemble an der Fasnacht 1906. Diese Instrument gehörte damals zur Basler Fasnacht.
  • Christian Platz
  • Aktualisiert am

Erstes Drummeli 1906: Mit Mandolinen, Trompeten, Trommeln

Am 18. Februar steigt im Musical-Theater die Drummeli-Premiere 2017. Die Mutter aller Vorfasnachtsveranstaltungen gibt es nun seit 111 Jahren. Denn 1906 wurde sie erstmals in der Burgvogtei-Halle durchgeführt. Die Eröffnungsnummer wurde damals vom «Musikverein Amicitia» gegeben, mit dem Beitrag: «Soldatenblut und frisch voran». 

«Fastnacht» – bis Mitte der 1920er Jahre

Basler Fasnacht um die vorletzte Jahrhundertwende, das war schon ein anderes Bild, als wir es heute gewohnt sind. Unter anderem darf man nicht vergessen, dass bis Mitte der 1920er Jahre auch in Basel der Begriff «Fastnacht» gängig war, der ja heute nur noch in Deutschland verwendet wird – und mit dem man Fasnächtlerinnen und Fasnächtler vom Rheinknie besser nicht belästigt.

Von Prinz Karneval angeführt

Der Begriff «Morgenstreich» tauchte im Jahr 1808 erstmals auf. Die Strassenfasnacht ist dann erst Mitte des 19. Jahrhunderts so richtig in Fahrt gekommen. Sie zog ein grosses Publikum an. Natürlich wurde dabei auch getrommelt, manchmal auch zu den Klängen von Blechbläsern. Das Pfeifen war damals noch nicht verbreitet. Und die Basler «Fastnacht» wurde damals noch vom Prinz Karneval – hoch zu Pferde – angeführt.  

Dr Indianer

Schon damals gab es detailliert ausgearbeitete Sujets, die meist auf Wagen umgesetzt wurden. Beliebt waren dabei etwa internationale Themen, zum Beispiel Krönungen und königliche Hochzeiten. Zudem erfreuten sich exotische Auftritte grosser Beliebtheit, ganz vorne stand dabei «Amerika», mit Cowboys und Indianerstämmen ausgespielt. Das Indianer-Sujet war im 19. Jahrhundert so beliebt, dass man «dr Indianer» eigentlich mit Fug und Recht als klassisches Basler Fasnachtskostüm bezeichnen könnte.

Zaubermühlen

Ebenfalls grosser Beliebtheit erfreuten sich Sujets wie jene Zaubermühlen, die auf grossen, von Pferdekraft gezogenen Wagen aufgebaut wurden. Die Dinger funktionierten folgendermassen: Auf der einen Seite der Mühle wurde eine armselige Bettlerfigur durch eine Klappe gestossen, am anderen Ende kam er als reicher Krösus wieder raus. Und stets amüsierte sich das Publikum über etwas einfachere Zeitgenossen, die das ganze für bare Münze nahmen – und sich unbedingt den Zutritt in das magische Gerät erkämpfen wollten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Umzüge waren zwar kostümiert, jedoch in den seltensten Fällen nur maskiert, die Larven gehörten vor allem zu den grossen Maskenbällen jener Zeit. An der Strassenfasnacht waren vor allem bekannte Figuren mit Maske unterwegs. So pflegten beispielsweise Vogel Gryff, Wild’ Maa und Lai mitzumarschieren, aber auch der Kräije-Joggi war oft mit von der Partie, das Ehrenzeichen der Vorstadtgesellschaft zur Krähe. Die grosse Mehrheit marschierte mit nacktem Gesicht. 

«Monster-Trommel-Konzert»

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen dann die ersten richtigen Fasnachts-Cliquen auf und lokale Sujets wurden immer beliebter. Vor diesem Hintergrund muss man sich auch das erste «Monster-Trommel-Konzert», so wurde das damals annonciert, vorstellen, das am 2. März 1906 in der «Burgvogtei-Halle», dem heutigen Volkshaus über die Bühne ging. Schon vorher hatte es in den ersten zwei Monaten des Jahres immer wieder Trommel-Konzerte und Wettbewerbe gegeben, dabei war zum Beispiel der Petersplatz ein beliebter Austragungsort – und dies in klirrender Januarkälte.

«Von beängstigender Wucht»

Dieses erste Drummeli, eine gemeinsame Veranstaltung des «Fasnachts-Comité, des Quodlibet und des Wurzengraber-Kämmerli», wurde einmal aufgeführt – und der Andrang war gewaltig. Die «National Zeitung» berichtete folgendermassen darüber: «Schon lange vor acht Uhr war die Halle gepfropft voll, wie sich übrigens voraussehen liess, und noch immer wollte sich ein Menschenstrom von beängstigender Wucht Einlass verschaffen. Die Leute harrten in den Gängen und sogar im nassen Garten wacker aus. Noch nie war die Jungmannschaft so zahlreich zugegen wie bei diesem Anlass, aber auch alle alten Trommel- und Fasnachtskoryphäen Basels waren erschienen».

Keine Rahmenstücke, dafür Mandolinen

Zwölf Cliquen gaben Trommelmärsche zum Besten. Darunter Vereine, die schon lange nicht mehr existieren, beispielsweise die «Junge Bachletten-Clique», die «Rutsch-Clique» oder die «Gambrinus Gesellschaft». Es gab keine Rahmenstücke, keine Schnitzelbänke, dafür den – oben erwähnten – Blasmusikauftakt mit «Soldatenblut», ein Finale mit der «Winzerfestgruppe», die – nomen est omen – den «Winzerfestmarsch» spielte. Dazu kamen Beiträge von Mandonlinen-Ensembles, die Stücke wie «La Promenade» präsentierten.

Überhaupt war die Mandoline damals ein beliebtes Fasnachtsinstrument. Bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg marschierten Mandolinen-Ensembles an der Strassenfasnacht mit. Heute kann man sich kaum mehr vorstellen, dass sie einst fest zu unseren drei schönsten Tagen gehörten.

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