Blick vom Tower auf eine Balair-Maschine, am 16. Mai 2001 in Kloten. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)
Blick vom Tower auf eine Balair-Maschine, am 16. Mai 2001 in Kloten. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)
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EuroAirport: Weder Belair noch Balair, dafür Niki

Freitagnacht wurden die letzten Teile der Air Berlin verkauft. Nur ihre Tochtergesellschaft, die Belair, wird nie mehr aus der Schweiz fliegen.

Seit Samstag fliegt die Air Berlin - zweitgrösste Fluggesellschaft Deutschlands - wegen Insolvenz nicht mehr. Ihre rund 8000 Mitarbeiter und über 80 Maschinen sind für 210Mio.€ in der Lufthansa aufgegangen. Für 40Mio.€ hat auch die britische EasyJet einen Teil des Air Berlin-Kuchens ergattert. Sie bekam dafür 25 Maschinen sowie Start- und Landerechte.

Die Schweizer Air Berlin-Tochter Belair, wird jedoch keine zweite Chance erhalten. Dies, obwohl seit Monaten alle 220 Mitarbeiter gekündigt sind, die Gesellschaft aber bis Samstag professionell weiterflog. Am Freitagabend scheiterte nämlich der letzte Versuch von Belair-Präsident Christof Zuber, die Airline an einen neuen Investor zu verkaufen. Trotz eines konkreten Übernahmeangebots und eines Fortführungskonzeptes, konnte die Airline «aus insolvenzrechtlichen Gründen» nicht an einen Investor gebracht werden.

SBC, ein auf die ­Sa­nierung deutscher, mittel­stän­discher Firmen spezialisiertes Unternehmen, und Inavia, eine auf Airlines fokussierte Beratungsfirma, hätten die neuen Investoren sein sollen. Sie hätten dann die Belair wieder zur Balair gemacht und somit die legendäre Basler Charter-Fluggesellschaft zurückgeholt.

Jetzt wird das Kapitel Belair aber geschlossen. Immerhin kann Insolvenzverwalter Frank Kebekus garantieren, dass eine «ordentliche Liquidation» durchgeführt wird. Bei der Belair bestand die Sorge, dass auch sie in die Insolvenz gehen müsste - dann hätten die Angestellten ihre Löhne und Gelder nicht aus einem verhandelten Sozialplan erhalten, sondern sie hätten sie aus der Konkursmasse einfordern müssen.

Es wird erwartet, dass die Air Berlin-Pleite das Angebot an Ferienflügen aus der Schweiz verändern wird. Zu Kapazitätsengpässen sollte es aber nicht kommen, denn die Reiseveranstalter hatten sich im Vorfeld schon vorbereitet. Die Auswirkungen werden sich voraussichtlich in höheren Ticketpreisen bei den Airlines der Lufthansa-Gruppe bemerkbar machen. Insbesondere gilt dies für Flüge ab Zürich, da die Lufthansa dort faktisch ein Monopol für innereuropäische Strecken besitzt.

Möglich ist aber auch, dass sich nicht viel verändern wird. Weil Reiseveranstalter grosse Kontingente an Flügen einkaufen, können sie aus einer starken Position heraus verhandeln. Zudem könnten Charter-Fluggesellschaften die weniger beliebten und deshalb günstigeren Slots übernehmen. So muss nicht unbedingt von einem Preisanstieg ausgegangen werden.

Die Reiseveranstalter selbst gehen nicht von grossen Preisbewegungen aus. Ein überwiegender Teil der Flüge ab Basel und Zürich wurden bereits diesen Sommer von der Air Berlin-Tochter Niki durchgeführt. Niki ist nicht insolvent und wird ebenfalls von der Lufthansa übernommen.

Quelle: NZZ-E-Paper vom 29.10.2017