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  • Christine Staehelin

Extremer Sommer: Wie steht es um unsere Reben?

Die Reben in der Region gedeihen dank der Trockenheit. Doch die Winzer fürchten bei länger anhaltender Hitze um ihre Ernte.

   

Es ist heiss und trocken. Und so wird es wahrscheinlich noch bleiben. Die Situation ist prekär, Badeverbot in Wiese und Birs, hohe Ozonbelastung und trockene Pflanzen zeichnen ein trauriges Bild der Region. Doch es gibt auch Pflanzen, die der Trockenheit und Hitze trotzen. Die Rebe, ursprünglich eine Pflanze aus der Mittelmeerregion, verkraftet Wassermangel dank ihres stark entwickelten Wurzelsystems, den Boden bis in tiefe Schichten zu nutzen. Zudem ist ihr Wasserbedarf relativ bescheiden. Ein beschränkter Ertrag und eine moderate Begrenzung der Wasserversorgung tragen in der Regel zu einer hohen Weinqualität bei. Sollte die jetzige Trockenheit noch lange anhalten, verschlechtert sich die Qualität. 

Fast wie am Mittelmeer

Im Markgräflerland freuen sich die Winzer über einen möglichen Spitzenjahrgang. Das Wetter im Mai und Juni sei ideal gewesen und die Reben würden ausserordentlich viele und gesunde Trauben tragen. «Das erste Mal erlebten wir im Jahr 2003 einen solch extremen Sommer», sagt Achim Frey, geschäftsführender Vorstand der Winzergenossenschaft Britzingen. Damals war man darauf nicht vorbereitet und musste qualitativ und quantitativ Verluste erleben. Dies soll dieses Jahr anders sein.

In der Region Basel hegen und pflegen über 350 Winzer rund 135 Hektaren bestockte Rebflächen. Doch nur wenige Winzerinnen und Winzer leben vom Weinbau. Als Teilzeit- und Hobbywinzer beleben sie die Weinproduktion in der Region Basel, wo man aufgrund der Trockenheit ebenfalls wachsam ist.  

Bewässerung ist jetzt nötig

Im Gegensatz zum vergangenem Jahr wurden die Pflanzen im Frühling nicht von Frost heimgesucht. Ganz im Gegenteil führte der wärmste April seit Wetteraufzeichnung zu einer starken Entfaltung der Reben. Das heisse und trockene Wetter sollte demnach ideal für die Weine der Region sein.

«So einfach ist es nicht», sagt Rebbaukommissär Andreas Buser vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung  in Sissach. «Kulturen, die älter als fünf Jahre sind, haben dank tiefen Wurzeln Zugang zu feuchten Bodenschichten und können sich so  je nach Bodenart lange mit Wasser versorgen». Doch die jungen Reben haben ein Problem, denn ihr Wurzelwerk ist noch nicht genügend entwickelt, um sich bei langanhaltender Trockenheit mit Wasser zu versorgen. Besonders in diesem Jahr gesetzte Reben müssen zusätzlich mit Wasser versorgt werden, «mit drei bis fünf Liter Wasser pro Woche und Stock bringt man sie über die Runden», erklärt Andreas Buser.

Regen: Bitte komm!

Bis jetzt ist das Jahr äusserst günstig für die Reben. Doch: «Wenn es in den nächsten zwei Wochen immer noch nicht regnet, kippt es ins Negative», befürchtet der Rebbaukommissär. Dann kann die sogenannte Notreife der Trauben beginnen. Die Rebe mobilisiert dann ihre letzten Reserven um die Trauben zur Reife zu bringen und den Fortbestand der Rebstöcke zu sichern.

Die Winzer sind mit der Herausforderung konfrontiert, die ideale Zeit der Lese erkennen zu müssen. Auch wenn Hitze und Trockenheit für die Rebe während einer gewissen Zeit ideal sind, wirken sie sich über eine zu lange Zeit negativ aus. Wie beim Weinkonsum gilt auch hier: die Dosis macht das Gift.

 

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