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  • Christine Staehelin
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Fasnacht wie früher: Im Imbergässlein werden Larven wie anno dazumal hergestellt

In der «Larvenstube» kreieren Claudia Haerri und Doris Aebi Larven für Cliquen, Schnitzelbängg und Einzelfiguren. Wichtig ist ihnen, dass die Larven traditionell von Hand gemacht werden. barfi.ch gewährten sie einen Einblick während der Hochsaison. 

Die «Larvenstube» im Imbergässlein verwandelt sich ab September und bis kurz vor dem Morgestraich am 19. Februar in eine Larvenwerkstatt. Bis zu 350 Larven werden dort in traditioneller Weise von Claudia Haerri und Doris Aebi hergestellt. Das kleine, aber feine Atelier setzt ganz auf Tradition. «Wir sind schon die dritte Larvenmacher-Generation in diesem Atelier», freut sich Larvenmacherin Claudia Haerri.

Die stillen Helfer hinter der Fasnacht 

Die Larvenmacher sind nicht nur Gestalter der Larven, sondern auch Berater für Cliquen, Schnitzelbängg und Einzelfiguren. «Es gibt keine Regeln bei Larven», sagt Claudia Haeri. Das Know-How der beiden Larvenmacherinnen und Fasnächtlerinnen ist gross und so helfen sie, sobald Fragen auftauchen. Wenn zum Beispiel ein Schnitzelbangg in die Larvenstube kommt und eine ganz neue Figur kreieren möchte, helfen die beiden Larvenmacherinnen. «Wir beraten und sagen, worauf man achten muss. Gerade ein Bangg muss auf die Weite wirken, die Figur sollte die Leute ansprechen», sagt die Künstlerin. «Der erste Eindruck soll gut sein. Dann müssen nur noch die Verse sitzen.» Für Wagencliquen empfehlen die Expertinnen grosse Larven und für die Pfeifergruppe in einer Clique eher kleine, bequemere. «Für jede Rolle in der Basler Fasnacht ist etwas anderes wichtig», sagt Claudia Haerri.

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Eine Larve für viele Fasnachten 

Interessierte können aus dreihundert verschiedenen Larvenformen auswählen. Es gibt in der Lavenstube keine fertigen Larven, sie werden nur auf Bestellung angefertigt. Es ist ein kleines Atelier, die Larven werden traditionell hergestellt, die Larven aus Papier werden von Hand cachiert, bemalt und gestaltet. «Viele kommen zu uns und geben eine schöne Larve für den Morgestraich oder den Zyschig in Auftrag», sagt Claudia Haerri. «Diese wird dann oft ein paar Jahre lang getragen.» Wer die Larve selbst schmücken möchte, kann in der «Larvenstube» auch eine weisse Larve ab sechzig Franken erwerben. Eine fixfertige Larve kostet mindestens zweihundert Franken.

Der Waggis verändert sich 

Bei all den verschiedenen Formen gibt es einen Liebling: Dauerbrenner ist und bleibt der Waggis. «Vom kleinsten Kind bis zum Grossvater», sagt Claudia Haerri. Während der Waggis früher noch möglichst gross sein sollte, ist der Trend heutzutage zurück zu kleineren Larven. Besondere Larven bleiben den Larvenmacherinnen in Erinnerung. «Jemand kam mit einem Hirschgeweih, das er auf seiner Larve wollte», erinnert sich Claudia Haerri. Die Larvenmacherin riet davon ab, die Larve würde zu schwer. Doch der Fasnächtler war nicht davon abzubringen. «Wir setzten es um und es sah super aus», freut sie sich.

Das «Negativ» eine Larve © barfi.ch 

Schlaflose Nächte 

Im Moment herrscht Hochbetrieb im Atelier. «Am Schluss kommt immer viel zusammen», sagt Claudia Haerri. Die Larven müssen am Samstag vor der Fasnacht fertig und abgeholt sein. «Vorher gibt es viele Nacht- und Wochenendschichten», sagt die Gestalterin. Es sei jedoch immer schön, wenn die Leute ihre Larve abholen und man ihnen die Freude ansieht. «Wir freuen uns dann während der Fasnacht, wenn wir unsere Larven in den Gässli sehen».

Vor dreizehn Jahren übernahmen die beiden Künstlerinnen das Atelier von ihren beiden Vorgängerinnen. Die beiden über Siebzigjährigen gaben das Atelier aus Altersgründen auf, die Suche nach einer Nachfolge gestaltete sich schwierig. Das Atelier stand kurz vor der Aufgabe als Claudia Haerri und Doris Aebi beschlossen, die Tradition weiterzuführen. «Es war ein Sprung ins kalte Wasser und wir sind über die Jahre in das Ganze hineingewachsen», sagt Claudia Haerri. Ein Sprung, der sich gelohnt hat.

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Weitere Informationen auf der Website der «Larvestube» 

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