Feuer, Pferde, Uniformen: Das Zürcher Sechseläuten hat schon etwas Männliches. Bild Keystone.
Feuer, Pferde, Uniformen: Das Zürcher Sechseläuten hat schon etwas Männliches. Bild Keystone.
  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Fest ohne Frauen: Basel zu Gast am Zürcher Sechseläuten, Regierung bezahlt für Ausflügli 280'000 Fr.

Im April zieht es Basel nach Zürich. Am Zürcher Sechseläuten ist die Stadt vier Tage Gastkanton beim Frühlingsfest. Für den Spass hat die Regierung 280'000 Franken gesprochen. Das passt nicht allen. Denn Basler Frauen dürfen nur begrenzt mitmachen.

«Warum soll ein Kanton, der sich bei der Gleichstellung so viel Mühe gibt, an einem so rückständigen Brauch teilnehmen und dies auch noch mit viel Geld finanzieren», fragt Grossrätin Tonja Zürcher. Sie wollte letzte Woche im Rathaus die 280'000 Franken für den Auftritt des Gastkantons Basel am Sechseläuten streichen. Der Grund: Beim Zürcher Frühlingsfest der Zünfte ist es so eine Sache mit den Frauen. Vor sechs Jahren berichtete der Tages Anzeiger erleichtert, das Gezerre um die Frauenfrage sei erst einmal vorbei, denn sie dürften nun im Umzug mitmarschieren. Da hat man sich wohl zu früh gefreut: Von den restlichen Anlässen und Programmpunkten sind sie bis heute weiterhin ausgeschlossen.

Frauen nicht so wichtig

Der «Constaffelherr» –Zunftmeister der Zünfte und die «Hohe Fraumünster-Frau» hätten sich bis 2022 geeinigt, dass die Frauen beim Umzug mitmachen dürften. Von den Zunftessen am Abend bleiben sie allerdings weiterhin ausgeschlossen. Auch dürfe die Gesellschaft zu Fraumünster so lange die Vereinbarung laufe, keine Anstalten machen, in den Verband der Zürcher Zünfte einzutreten. Den Basler Auftritt organisiert ausgerechnet eine Frau: Stadtmarketing-Chefin Sabine Horvath stört der Ausschluss der Frauen allerdings nicht. Sie sagt: «Das Sechseläuten ist eine Tradition, ein öffentlicher Anlass vergleichbar mit dem Vogel Gryff, da ist die Frauenthematik nicht so wichtig.»

Zur Erinnerung: Bei den drei Kleinbasler Ehrengesellschaften sind Frauen am Gryffemähli auch nicht zugelassen. Teilnehmen können sie höchstens als Ehrengäste. Sonst bleiben die Männer auch in Basel unter sich. Über das Programm, das Basel-Stadt als am viertägigen Frühlingsfest im April zeigen wird, kann Sabine Horvath noch nichts sagen. Aber sicher werde man auf dem Lindenplatz ein «gemischtes Unterhaltungsprogramm» veranstalten, dass für jede Altersklasse attraktiv sei. Auch bei den Umzügen wolle man nicht nur auf Fasnacht setzen, sondern das «ganze Spektrum» des Kantons zeigen. Näheres will sie aber noch nicht dazu sagen. 

Basler Männer unter sich

Dass die Kosten auf den ersten Blick mit 280'000 Franken hoch erscheinen, lässt die Leiterin des Stadtmarketings nicht gelten. Schliesslich seien etwa bei den Umzügen viele Teilnehmende vorgesehen und da brauche es eine gewisse Logistik. Die Kosten lägen im Rahmen vergleichbarer, früherer Gastauftritte, wie etwa bei der St. Galler Olma oder am Comptoir Suisse in Lausanne oder sie seien vielleicht sogar günstiger.

Am Ursprung des Zürcher Frühlingsfestes standen Buben aus dem Quartier. Sie verbrannten Strohpuppen am Limmatquai, um herauszufinden, wie schnell der Sommer kommen würde. Von den Zünften übernommen wurde der Brauch erst später. Wenn dieses Jahr punkt 18 Uhr der Böögg abgefackelt wird, ist das «offizielle» Basel um eine Erfahrung reicher: Nämlich, wie es ist, ohne Frauen unterwegs zu sein. Dieses Erlebnis will man doch nicht nur den Zürchern überlassen. Im Parlament wurde der Antrag von Grossrätin Zürcher abgelehnt.

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