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Franz C. Widmer ist für immer von uns gegangen

Ein Basler Urgestein des Schweizer Journalismus hat uns verlassen. Franz C. Widmer, Chefredaktor, Journalist, Publizist, war einer der best-vernetzten und -informierten Vertreter unserer Zunft.

Nachruf

In seinem 75. Lebensjahr ist Franz C. Widmer heute am Karfreitag von uns gegangen. Sein ganzes Leben widmete er dem Journalismus. Auf diesem Feld hat er – vor und hinter den Kulissen – praktisch alles gemacht, was in diesem Beruf nur möglich ist.

Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel, das er 1968 abgeschlossen hat, begann er seinen Weg als freier Journalist. Widmer pflegte sich von Anfang an prononciert zu gesellschaftlichen und politischen Fragen zu äussern. Dabei war er keiner Partei oder Richtung verpflichtet, die Mitte seines Denkens lag in der humanistischen Tradition. Er hat sich zeitlebens geweigert, Träger einer Ideologie oder einer vorgeformten Lebensanschauung zu sein. Vielmehr war es die Neugier, die ihn trieb. Er stand in der Tradition jener Journalisten, die sich gerne ein eigenes Bild von der Sache machen. Auch wenn das Resultat der Recherchier- und Gedankenarbeit am Ende noch so unbequem sein mag. Und das Unbequeme war eines von Widmers Lebenselementen. Verpflichtet war er, was er immer wieder zu sagen und zu schreiben pflegte, der Wahrheit.

Diese Überzeugungen gab er auch gerne an den Nachwuchs weiter. Von 1979 bis 1986 wurde er zum Leiter der «Ringier Journalistenschule» berufen, die er massgeblich prägte, und bis weit in die 1990er Jahre hinein die bedeutendste Schweizer Talentschmiede für junge Journalistinnen und Journalisten war. Sein Nachfolger auf diesem Posten, Manuel Isler, hat F.C.W., wie man ihn in der Szene nannte, immer als ersten Gast eingeladen, wenn eine neue Klasse die Ausbildung antrat.

Widmer hat zudem eine beeindruckende militärische Karriere hingelegt, dies in einer Zeit, in der viele hohe Offiziere noch stolze Betonköpfe waren. Nicht so der Oberst Widmer. Er hat sich, obwohl ranghöchster Vertreter der Abteilung Presse und Funkspruch der Schweizer Armee (APF), sehr kritisch mit der Armee beschäftigt und seine diesbezüglichen Einsichten auch klipp und klar geäussert.

Bis 2007 stand er 20 Jahre lang als Chefredaktor an der Spitze der «Basellandschaftlichen Zeitung», die er in dieser Zeit journalistisch formte und stetig weiterentwickelte. Dabei baute er das einstige Parteiblatt des Baselbieter Freisinns erfolgreich zu einer modernen Forumszeitung um. Auch als Chefredaktor hat F.C.W. nie die Bodenhaftung verloren. Er war immer an den Meinungen und Lebensrealitäten der so genannten einfachen Leute interessiert, tauschte sich gerne mit Menschen aus, am Stammtisch, auf Volksfesten, auf der Strasse. Er betonte immer, dass man an Stammtischen wichtigere Dinge erfahren können, als in jeder Parlamentssitzung.

Als FCW im Dezember 2007 sein Büro in Liestal pünktlich zum Geburtstag räumte, blieb er dem Journalismus dennoch eng verbunden. Als Autor und Radiomoderator. Von 2009 bis 2011 moderierte der Wahl-Riehener bei Radio Basel jeden Sonntag die Journalistenrunde, die sich im Nu zu einer Kultsendung mauserte.

Nun hat er uns verlassen, er war ein Journalist des alten Schlags, ein Urgestein, ein engagierter und – im besten Sinne – widerspenstiger Vertreter seiner Generation.