Bild: Thomas Beugger
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  • Kenneth Steiner
  • Aktualisiert am

Für den Oberbaselbieter Mario Dolder beginnt heute sein Olympia-Traum

Der 27 jährige Mario Dolder aus Zeglingen steht heute an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang im Biathlon Sprint über 10km am Start. Barfi.ch hat ihn vor dem Rennen noch per Telefon erreicht.

Welche Ziele er sich für die Olympischen Spiele gesetzt hat und mit wem er zusammen wohnt, erfahren Sie hier im Interview.

barfi.ch: Hallo Mario, danke, dass Du dir kurz Zeit nimmst!

Mario Dolder: Hallo! Sehr gerne.

Du bist seit einer Woche in Südkorea. Wie hast Du Dich eingelebt?

Sehr gut. Die Zeitumstellung war am Anfang ein kleines Problem aber daran habe ich mich nun gewöhnt. Wir gehen sowieso meistens erst um 2 Uhr morgens ins Bett und schlafen bis nachmittags. Bei diesem Rhythmus fällt einem die Zeitumstellung gar nicht so auf.

Warum geht Ihr denn erst so spät ins Bett?

Weil die Rennen hier, anders als in Europa, erst am späten Abend stattfinden, gehen wir extra spät schlafen, damit wir bis in den Nachmittag hinein ausschlafen können. Das Problem ist, dass wenn du am Wettkampftag bereits morgens wach bist, du beim Start am späten Abend bereits wieder müde bist.

Wie gehst Du mit den extrem kalten Temperaturen in Pyeongchang um?

Mittlerweile geht es ganz gut. Es ist auch etwas wärmer geworden. Die Temperaturen sind zurzeit im einstelligen Minusbreich. Letzte Woche waren es noch bis zu minus 20 Grad, das war schon ein Problem. Vor allem beim Schiessen, da die Finger eiskalt waren. Am Wettkampftag sollten es dann so um die minus 10 Grad sein. Das sollte eigentlich gehen.

Wie ist Dein Zimmer im olympischen Dorf?

Ich teile mir ein Appartement mit meinen vier Teamkollegen. Es gibt vier Schlafzimmer, somit hat eigentlich jeder ein Einzelzimmer.

Gibt es auch die Möglichkeit gemeinsam zu kochen?

Nein. Es hätte zwar eine Küche aber die ist abgeklebt. Die Wohnungen sollen nach den Spielen verkauft werden und wir sind sozusagen nur Zwischenmieter. Essen gehen wir eigentlich immer in der Dining Hall hier im olympischen Dorf.

Heute startest Du im Sprint über 10 Kilometer. Planst Du, auch in der Verfolgung über 12.5 Kilometer und im Massenstart über 15 Kilometer an den Start zu gehen?

Im Idealfall will ich bei allen Disziplinen an den Start gehen. Für die Verfolgung und für die «Königsdisziplin», den Massenstart, muss ich mich jedoch qualifizieren. Um beim Verfolgungsrennen an den Start gehen zu können, brauche ich eine Klassierung unter den Top 60 im Sprint von heute. Und beim Massenstart dürfen nur die aktuell 15 Besten des Gesamtweltcups und die 15 Besten aus den ersten Rennen hier in Pyeongchang an den Start gehen.

Was hast Du Dir für Ziele gesetzt für diese Winterspiele?

Mein Ziel ist jetzt erst einmal ein Top 15 Platz beim heutigen Rennen. Ich weiss jedoch, dass es dafür eine sehr gute, wenn nicht perfekte Leistung von mir braucht. Es kann auch ein Resultat weiter vorne geben. Dafür benötige ich aber auch die Mithilfe, in Form von Fehlern, meiner Konkurrenten. Und wenn ich dieses Ziel erreiche, qualifiziere ich mich ja auch automatisch für die Verfolgung über 12.5 Kilometer. Biathlon ist jedoch ein sehr unberechenbarer Sport. Ein Fehler kann den Verlust von 10 bis 20 Plätzen bedeuten. Und für den Wettkampf heute erwarten wir viel Wind, was die ganze Sache nicht einfacher macht.

Ist die Dopingaffäre rund um die russischen Athleten ein Thema bei Dir oder bei Euch im Team?

Nein, darüber mache ich mir keine grossen Gedanken. Auch innerhalb des Teams war es kein grosses Thema. Ich kenne die genaue Sachlage ja auch nicht und kenne nur die Informationen, die ich aus den Zeitungen entnehme. Ich begrüsse jedoch, dass das IOC ein Zeichen gesetzt hat. Ich finde es aber auch wichtig und fair, dass die Sportler, denen kein Doping nachgewiesen werden konnte, eine Chance erhalten, unter der olympischen Flagge an den Start zu gehen.

Was machst Du eigentlich wenn du nicht am Trainieren und an Wettkämpfen bist?

Ich studiere Bauingenieur an der FHNW in Muttenz. Bin aufgrund des vielen Trainings und der Wettkämpfe praktisch nie anwesend. Heisst also ich mache alles im Fernstudium. Die FHNW kommt mir da extrem entgegen. Mein Bachelor dauert dafür 6 anstatt 3 Jahre. Diesen Sommer werde ich mein 4. Semester beenden. Bevor ich in Muttenz zu studieren begonnen habe, studierte ich 2.5 Semester an der ETH in Zürich. Eigentlich war es ursprünglich auch mein Ziel an der ETH abzuschliessen. Aber es war dann doch ziemlich happig, auch wenn mir die ETH entgegengekommen ist. Schlussendlich habe ich mich dann für das Studium in Muttenz entschieden.

Mario, wir danken Dir vielmals für das tolle Gespräch und drücken dir ganz fest die Daumen!

Danke vielmals!

Mario Dolder startet heute Sonntag, 12.15 Uhr MEZ am 10 km-Sprint-Biathlon in Pyeongchang.